null Wo Güte und Liebe – da ist Gott

In der Missa vespertina wusch Bischof Dr. Rudolf Voderholzer im Regensburger Dom stellvertretend für die 12 Apostel Frauen und Männern die Füße. Die Fußwaschung im Rahmen der Messfeier am Gründonnerstag, an dem die Kirche die Einsetzung der Eucharistie feiert, erinnert an den letzten Abend Jesu in der Gemeinschaft mit seinen Jüngern. Er wusch ihnen die Füße mit der Aufforderung, es ihm gleichzutun. Bei der Fußwaschung unterstützten den Bischof Caritasdirektor Diakon Michael Weißmann sowie der Vorsitzende des Caritasverbandes und der Katholischen Jugendfürsorge, Domkapitular Michael Dreßel.

Foto: Jakob Schötz

In diesem Jahr wurden Personen aus dem Bereich des Caritasverbandes und der Katholischen Jugendfürsorge im Bistum Regensburg für die Fußwaschung ausgewählt. Ein Chor der Regensburger Domspatzen unter der Leitung von Kathrin Giehl sangen unter anderem die „Missa prima sexti toni“ von Giovanni Croce; an der Domorgel spielte Domorganist Prof. Franz Josef Stoiber. Jesus, so der Bischof in seiner Predigt, habe seinen Jüngern einen zweifachen Auftrag gegeben: den sakramentalen und einen sozialen. Einerseits beauftragt er sie, in der Eucharistie im Brechen des Brotes und Erheben des Kelches sein Kreuzesopfer gegenwärtig zu halten und im Evangelium legt er ihnen ans Herz, nachdem er dieses unerhörte Zeichen gesetzt hat, ihnen die Füße zu waschen: „Ein Beispiel habe ich Euch gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an Euch gehandelt habe.“

 

Religiöse Menschen engagieren sich häufiger ehrenamtlich

Bischof Rudolf verwies weiter auf „eine gute Nachricht“ aus den Ergebnissen des neuesten Religionsmonitors der Bertelsmann-Stiftung. Dort heißt es, es sei statistisch nachweisbar, „dass religiöse Menschen – offenbar jedweder Denomination – sich erstens erkennbar häufiger ehrenamtlich engagieren, und zweitens, dass sie nachweisbar mehr spenden für wohltätige Zwecke als andere“. Eine weitere Statistik aus der Kirchenmitgliedschaftsstudie des Vorjahres hebe zudem hervor, dass unter den kirchlichen Lebensäußerungen die sozial-caritativen Dienste am meisten wertgeschätzt werden und Kirche diesbezüglich noch am meisten für unverzichtbar gehalten werde. Der Bischof betonte, er sei weit davon entfernt, den Wert und die Bedeutung von Glaube und Kirche nur an ihrer Nützlichkeit für den Staat und die Gesellschaft zu messen. Dennoch müsse man diese Nachricht nicht unter den Scheffel stellen. „Ja, Christen, Kirche, sie werden nach wie vor ganz besonders daran erkannt und auch damit in Verbindung gebracht, dass sie ein Herz haben für andere, letztlich, dass sie sich vom Beispiel Jesu bewegen lassen, dass es ihnen nicht egal ist“, hob Bischof Voderholzer hervor.

Frau Dr. Yasemin El-Menouar, Islamwissenschaftlerin und Studien-Projektleiterin der Bertelsmann Stiftung, so der Bischof weiter, stellte fest: „Religionen wirkten sich oft positiver auf die Gesellschaft aus als gedacht. Man kann sagen: Der Glaube fördert solidarisches Verhalten“. Zugleich warnte El-Menouar davor, dass in einer zunehmend säkularen Gesellschaft die Vorbehalte gegen Religionen im Allgemeinen, aber auch gegen religiöse Gruppen verstärkt werden könne.

 

Caritas und Katholische Jugendfürsorge geben Kirche menschliches Gesicht

„Ich nütze die Gelegenheit, all denen von Herzen zu danken und meine große Hochachtung auszusprechen, die sich – in welcher Weise auch immer – gerade auch aus ihrer gläubigen Verbundenheit mit Christus und in ihrer Verantwortung vor Gott – sozial engagieren, einfach da sind, selbstlos, vielleicht zu Hause am Bett einer pflegebedürftigen angehörigen Person tagaus, tagein Dienst tun, die ein Kind adoptiert haben oder Menschen mit einem Handicap begleiten und ihnen so Würde und Ansehen geben“, so der Diözesanbischof. Zu den ehrenamtlichen Diensten komme die hauptamtliche, die professionelle Hilfe in unterschiedlichsten Bereichen anbiete. „Ich bin in diesem Zusammenhang unseren beiden großen Fachverbänden, der Caritas und der Katholischen Jugendfürsorge außerordentlich dankbar für ihre allseits hoch anerkannte Arbeit, mit der sie nicht nur zahlreichen Menschen zur Seite stehen, sondern der Kirche auch ein zutiefst menschliches Gesicht geben“, hob Bischof Voderholzer hervor und dankte zugleich den Kandidaten für die Fußwaschung für ihren Dienst am Nächsten und für die Bereitschaft, bei der Fußwaschung mitzuwirken.

„Ubi caritas et amor, Deus ibi est. – Wo Güte und Liebe – da ist Gott. Mit Güte und Liebe wendet sich Gott durch Jesus jedem und jeder von uns zu. Er beschenkt uns zuerst. Er kniet sich nieder vor mir, um mir aufzuhelfen und mein Leben zu ordnen. Und beschenkt von ihm dürfen wir weiterschenken. Wo Gott im Leben von Menschen eine Rolle spielt, da gibt es auch den Blick für den Nächsten“, so Bischof Dr. Rudolf Voderholzer abschließend.

Nach dem Schlussgebet überführte Bischof Rudolf gemeinsam mit den Weihbischöfen Dr. Josef Graf und Reinhard Pappenberger das Allerheiligste in einer feierlichen Prozession zum Sakramentsaltar in der Sailer-Kapelle. Begleitet wurde der Zug durch den Gesang der Domspatzen. Nach dem stillen Auszug durch das Südportal fanden sich Bischof Rudolf, die Geistlichen und die Gläubigen abschließend zum traditionellen „Gebet am Ölberg“ im Domgarten ein.

 

Die Kandidaten und Kandidatinnen der diesjährigen Fußwaschung sind:

Aus dem Bereich „Migration und Integration“: Nika Krausnick, Leiterin Referat Migration und Integration beim DiCV sowie Sebastian Lengfelder, Leiter Kinderbetreuung im Ankerzentrum.

Aus dem Bereich „Schwangerenberatung“: Gabriele Dotzer, Leiterin des Referats Schwangerenberatung im DiCV.     

Aus dem Bereich Obdachlosenhilfe des DiCV: Barbara Pokorny, Leiterin des TagNachtHalt in Regensburg (Unterkunft für Obdachlose), Uwe P., Klient der Obdachlosenhilfe sowie Ben Peter, Streetworker und Suchthilfe des DiCV.

Aus dem Bereich der Katholischen Jugendfürsorge:
Elisabeth Dittmeier, Koordinatorin Schulbegleitung und Gewalt- und Kinderschutzbeauftragte am Bischof-Wittmann-Zentrum.

Peter Attenberger, seit seinem 3. Lebensjahr Bewohner im Cabrini-Haus Offenstetten, jetzt im Ambulant unterstützten Wohnen in Abensberg, beschäftigt bei Straubinger Werkstätte an der Arbeitsstelle Mahle Behr GmbH in Neustadt a.d. Donau, in seiner Freizeit Mesner und Ministrant in der Cabrini-Haus-Kirche und bei den Offenstettener Pfadfindern engagiert.

Dr. Simon Meier, Psychologe, Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeut, Leiter der Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern in Regensburg und Fachlicher Sprecher der Beratungsstellen der KJF in der Diözese Regensburg.

Fiona Fröhlich, seit 9 Jahren Verwaltungsangestellte in der Personalabteilung der KJF.

Justin Lorenz, Schüler der 8. Klasse im Pater-Rupert-Mayer-Zentrum.

Text: Jakob Schötz