Stabwechsel am BBW St. Franziskus Abensberg
null Stabwechsel am BBW St. Franziskus Abensberg
37 Jahre lang war Walter Krug Teil der KJF-Familie: Er leitete das Kinderzentrum St. Vincent in Regensburg und das B.B.W. St. Franziskus in Abensberg. Nun wurde er von Kolleginnen und Kollegen sowie Weggefährten und Netzwerkpartnern in den Ruhestand verabschiedet. KJF-Direktor Michael Eibl sprach ihm für seinen herausragenden Einsatz Dank und Anerkennung aus: „Walter Krug hat sich um beide Einrichtungen große Verdienste erworben und war ein wichtiges Mitglied in der Leitungskonferenz der KJF. In den letzten fast 20 Jahren hat er das BBW fachlich auf höchstem Niveau weiterentwickelt und zahlreiche neue Unterstützungsmöglichkeiten für junge Menschen auf dem Weg ins Berufsleben geschaffen. Dafür sagen wir von Herzen Danke und wünschen alles Gute für den Ruhestand!“
Ein ausführliches Interview mit Walter Krug über seine Zeit in der KJF Regensburg lesen Sie hier.
Domkapitular Michael Dreßel, Vorsitzender der KJF Regensburg, zelebrierte gemeinsam mit Prälat Dr. Josef Schweiger und Domkapitular a. D. Dr. Wilhelm Gegenfurtner den Abschiedsgottesdienst. Mit Generalvikar Dr. Roland Batz waren alle vier lebenden Vorsitzenden der KJF Regensburg anwesend. „Das zeigt, welche große Wertschätzung Walter Krug in der KJF genießt“, so Domkapitular Michael Dreßel. In seiner Predigt ging er auf eine Statue der Gottesmutter Maria, die in der Kapelle des BBW steht, ein: „Maria die Knotenlöserin – zu ihr kommen die Menschen mit ihren Anliegen und ihren Sorgen. Daraus ergibt sich die Verbindung zum BBW, denn auch hierhin kommen jungen Menschen, deren Leben verknotet ist. Sie brauchen Hilfe, um diese Knoten zu lösen und dafür steht Walter Krug – als Psychologe, als Berater, als Leiter und als Mensch. Ihm gebührt unser aller Dank!“
Walter Krug begann seine Laufbahn in der KJF 1987 als Psychologe im Kinder- und Jugendzentrum St. Vincent. Dort betreute er eine therapeutische Gruppe sowie eine Außenwohngruppe und eine heilpädagogische Gruppe. Dabei war er immer für verhaltensauffällige Jungen zwischen zwölf und 18 Jahren zuständig. Als Helmut Heiserer, der damalige Leiter von St. Vincent, einen schweren Unfall hatte und seine Leitungsaufgabe nicht mehr ausfüllen konnte, übernahm Krug 1999 diese Position, zunächst pädagogisch und später auch wirtschaftlich. Seine größten Projekte waren die Gründung einer Therapeutischen Außenwohngruppe als Anschlussmaßnahme für die Kinder- und Jugendpsychiatrie und die Gründung der Clearingstelle. Sie ist die einzige in Bayern, die heute noch in ihrer ursprünglichen Form arbeitet.
Zahlreiche Projekte und Maßnahmen angestoßen
2005 wechselte Walter Krug ans Berufsbildungswerk nach Abensberg – die größte Einrichtung der KJF Regensburg. Er nutzte seine Kontakte, um die einzige U-Haftvermeidungsgruppe in Bayern am BBW anzusiedeln. Mit der Einführung eines Case-Managements veränderte er die Einrichtung auch strukturell, um die beruflichen Reha-Maßnahmen stärker auf die individuellen Bedürfnisse der Teilnehmerinnen und Teilnehmer auszurichten. Dieses Konzept ist heute Standard in allen Berufsbildungswerken. Um die Integration der Jugendlichen in die Arbeitswelt voranzutreiben, hat er die Zusammenarbeit mit Betrieben in der Region ausgebaut – das Netzwerk umfasst heute 500 Firmen. Auch die Erziehungshilfe wurde unter Walter Krugs Leitung massiv aufgestockt – von 16 auf rund 100 Plätze. 2014 engagierte sich das BBW in der Hilfe für minderjährige Geflüchtete mit rund 80 Plätzen. Mit der Zahl der Aufgaben wuchs auch die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von 250 auf 500. Damit ist das BBW St. Franziskus Abensberg das größte Berufsbildungswerk in Bayern und das sechstgrößte in Deutschland.
Engagement auch auf Bundesebene
Auch in der politischen Arbeit war Walter Krug sehr aktiv und setzte sich auf Bundesebene für die Berufsbildungswerke ein – im Hauptvorstand und im Geschäftsführenden Vorstand der Deutschen Vereinigung für Rehabilitation sowie in der Bundesarbeitsgemeinschaft der Berufsbildungswerke. Dort leitete er einen Fachausschuss für Autismuskompetenz, der ein Gütesiegel entwickelte, mit dem Qualitätsmaßstäbe für die berufliche Rehabilitation von Menschen mit Autismus verbindlich festgelegt werden.
MdB Florian Oßner würdigte die Leistungen Walter Krugs in seinem Grußwort: „Meine ersten politischen Schritte als Bundespolitiker habe ich hier im BBW Abensberg vor über 10 Jahren gemacht - und die positiven Erinnerungen daran sind unmittelbar mit dem Namen Walter Krug verbunden. Sie, lieber Herr Krug, haben als Überzeugungstäter in der Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit diesem Haus über viele Jahre Geist und Liebe eingehaucht. Insofern ist der Erfolg des Berufsbildungswerkes Abensberg heute ganz besonders auch mit Ihrem Wirken verbunden, ein herzliches Vergelt's Gott dafür."
Auch Landrat Martin Neumeyer wünschte dem scheidenden Gesamtleiter alles Gute für den Ruhestand: „Walter Krug war ein Mentor, ein Freund und ein Vorbild für die Jugendlichen. Mit seiner Leidenschaft und Hingabe für die Arbeit mit Jugendlichen hat er auch andere inspiriert und motiviert, jeden Tag das Beste zu geben. Mit größtem Respekt und Anerkennung für seine Arbeit möchte ich ihm im Namen des Landkreises Kelheim und persönlich sehr herzlich für seinen Einsatz danken und ihm alles Gute für den Ruhestand wünschen.“ Dem schloss sich Abensbergs Bürgermeister Dr. Bernhard Resch an: „Mit Walter Krug geht eine prägende Persönlichkeit für das BBW, ich möchte sagen für die KJF Regensburg, in den Ruhestand. Er entwickelte über Jahre das BBW weiter zu einer der Einrichtung der beruflichen Rehabilitation in Deutschland. Ich danke persönlich und im Namen der Stadt Abensberg für die sehr gute Zusammenarbeit und wünsche viel Gesundheit und Kraft für die nächste spannende Lebensphase.“
MdL Petra Högl erinnert an einen Fall, in dem sich Walter Krug für einen jungen Menschen eingesetzt hatte: „Sie haben sich um diesen Jugendlichen und seine Familie gekümmert, obwohl sie nicht dafür zuständig waren. Sie haben ihm geholfen, wieder im Leben Fuß zu fassen. In diesem Zusammenhang möchte ich auch ihrer Familie danken, denn die Familie gibt einem Kraft, um alle Aufgaben zu bewältigen.“
Tobias Schmid, Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft der Berufsbildungswerke e. V. BAG BBW), stellte die großen Verdienste Walter Krugs heraus: „Du wirst eine große Lücke hinterlassen. Du warst von Beginn an in unserem Vorstand aktiv und hast alle Höhen und Tiefen miterlebt. Insbesondere an der Aushandlung des Rahmenvertrags mit der Bundesagentur für Arbeit warst du maßgeblich beteiligt. Du warst ein Vorbild und hast viele Knoten gelöst. Ich durfte viel von dir lernen.“ In einer emotionalen Rede blickte Walter Krug auf seine Zeit in der KJF Regensburg zurück: „Ich wusste immer, dass meine Arbeit mit Sinn erfüllt ist, das hat mir Kraft gegeben. Meine Familie – meine Frau Marga und meine vier Kinder – hat mich sehr gestützt und geerdet. Wichtig war auch mein Vertrauen in die KJF als Träger, denn ich hatte hier immer Rückendeckung und wusste, dass ich auch Fehler machen darf, ohne gleich abgestraft zu werden – das hat mir Mut gegeben, um Neues auszuprobieren und Chancen zu ergreifen. Ich kann mir kein Unternehmen vorstellen, in dem ich lieber gearbeitet hätte.“
Frank Baumgartner übernimmt die Leitung des BBW
Die Nachfolge von Walter Krug tritt Frank Baumgartner an. Der Diplom-Sozialpädagoge ist seit 2003 in verschiedenen Funktionen für die KJF Regensburg tätig. Von 2008 bis 2018 arbeitete er am BBW unter anderem leitete er die Abteilungen für Assessment und Personalentwicklung, unbegleitete minderjährige Flüchtlinge und technische Ausbildungsberufe. Von 2010 bis 2018 war er Stellvertreter des BBW-Gesamtleiters, ehe er die Leitung der Kinder- und Jugendhilfe St. Vincent in Regenburg übernahm. Zudem leitete er die Abensberger Reha-Akademie, war Geschäftsführer der Netzwerk Autismus Niederbayern/Oberpfalz GmbH und ist Mitglied im Vorstand des Landesverbands katholischer Einrichtungen und Dienste der Erziehungshilfen in Bayern e. V. „Frank Baumgartner hat unglaublich viel geleistet, er bringt genau das mit, was die Grundsätze der KJF ausmacht. Ich bin überzeugt, dass es für das BBW gut weiter geht. Sie haben unser Vertrauen und unsere Unterstützung“, so Michael Eibl.
Auch Frank Baumgartner wandte sich an die Gäste der Abschiedsfeier und den scheidenden Einrichtungsleiter: „Ich habe Walter Krug als Kollegen und Förderer erlebt. Dafür bin ich sehr dankbar. Du hast eine unstillbare Neugier an Menschen und weißt, wie du ihre Fähigkeiten zur Geltung bringen kannst. Dir als Leiter nachzufolgen ist mit viel Vorfreude, aber auch einer Portion Demut verbunden. Ich werde gut auf dein Haus achtgeben.“
Text: Sebastian Schmid