null St. Klara feiert 10. Geburtstag

„Vor 10 Jahren haben wir das inklusive Konzept für St. Klara aus der Taufe gehoben. „Innovativ, zukunftweisend, gemeinwohlorientiert“ – so gingen wir damals an den Start mit dem Gebäudekomplex des ehemaligen, denkmalgeschützten Klarissenklosters in bester Lage im UNESCO Welterbe“, blickt KJF-Direktor Michael Eibl zurück. Für ihn ist St. Klara eines der Herzensprojekte der KJF. Denn hier haben ein sozialer Träger und ein privater Investor bezahlbaren und barrierefreien Wohnraum geschaffen.

v.li.: KJF-Abt.leiter Wirtschaft/Finanzen Wolfgang Berg, Einrichtungsleiter Wohnen St. Klara Peter Weiß, Abt.leiter Teilhabeleistungen Johannes Magin, Abt.leiter Jugendhilfe Einrichtungen/Dienste Michael Hösl, Landrätin Tanja Schweiger, KJF-Direktor Michael Eibl, Leiter der Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche, Eltern Regensburg Dr. Simon Meier (Foto: Christine Allgeyer)

St. Klara – ein richtig guter Ort für inklusives Wohnen!

Aktuell haben in St. Klara 18 Menschen mit Behinderung ihre Heimat, davon drei in der sogenannten Aufsuchenden Assistenz. Das heißt, sie leben weitgehend selbständig und werden nur in wenigen Bereichen des alltäglichen Lebens unterstützt. Weiter leben dort fünf Mütter mit ihren Kindern, die zur Einrichtung Haus Mutter und Kind der KJF gehören. Es sind zum Teil sehr junge, alleinerziehende Mütter aus schwierigsten Lebenssituationen, die pädagogisch begleitet werden. 12 Mieter des freien Wohnungsmarktes kommen hinzu und so ist in den letzten 10 Jahren eine bunte und lebendige Hausgemeinschaft entstanden. Insgesamt wohnen und leben in St. Klara rd. 50 Menschen. Das Wohnkonzept sieht auch vor, jungen Migranten ein Zuhause zu bieten. Auch junge Männer in Ausbildung und mit Fluchthintergrund hatten schon eine Wohnung in St. Klara.

Die Stadt Regensburg, seit 1968 Eigentümerin der ehemaligen Klosteranlage St. Klara, hatte diese 2010 unter der Bedingung einer sozialen Nutzung zum Kauf angeboten. Eine gute Voraussetzung für ein Wohn- und Sozialprojekt, denn für Großinvestoren so nicht von Interesse. Mit einem günstigen Grundstückspreis hat die Stadt Regensburg mitgeholfen, dass die KJF als Sozialpartner einsteigen konnte. Mit rd. 12 Mio. Euro, davon allein 800.000 Euro für die Barrierefreiheit, hat die KJF St. Klara, zu dem auch Wohnungen in der Kapuzinergasse gehören, realisiert. Zwei KfW-Darlehen für die energetische Sanierung und für den altersgerechten Umbau haben ebenso wie 110.000 Euro von Aktion Mensch und 100.000 Euro der kjf-nahen Stiftung Für junge Menschen geholfen, das Projekt zu stemmen. In den Appartements und Wohnungen, die zwischen 35 und 155 qm groß sind, lässt sich gut wohnen und leben. Zwei Wohnungen haben über 150 qm Wohnfläche, der Rest zwischen 35 und 80 qm.

 

Bezahlbarer Wohnraum in Regensburg: Wie geht das?

Mittendrin und zur Donau raus in doch so ruhiger Lage zu wohnen. Joggen an der Donau? Einkaufen freitags am Bio-Donaumarkt beim Goldenen Waller? Ein Besuch im Haus der Bayerischen Geschichte oder ein Cappuccino auf der Donau-Terrasse? Das alles hat man vor der Nase und ist in fünf Minuten erreichbar. Alexander Kuchinka, der seit zehn Jahren in St. Klara wohnt, erzählt, dass er damals in der MZ vom inklusiven Wohnprojekt der KJF gelesen habe. Besonders gut gefällt ihm die Nachbarschaft: „Wir haben eine ausgesprochen gute Nachbarschaft, in der jeder jeden so nimmt wie er ist. Wir feiern dreimal im Jahr gemeinsam und finden es auch sehr lustig, dort zu wohnen.“

Wer kann sich das denn in einer Stadt wie Regensburg leisten, wird man sich fragen. Das ist die falsche Frage! Die richtige Frage ist: Wie war es möglich, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen? Darauf gibt KJF-Direktor Michael Eibl eine Antwort. Er erklärt das Konzept von St. Klara: „Der KJF geht es um Wohnraum für junge Familien, einkommensschwache und sozial benachteiligte Menschen und Menschen mit Behinderungen. Wir denken gesellschaftliche Herausforderungen immer inklusiv und an den Schwächsten orientiert“, so Eibl. Nebenbei platziert er hier große Hausaufgaben für die politisch Verantwortlichen. Denn die Wohnungsnot in Bayern Städten spitzt sich immer mehr zu.

Am Beispiel St. Klara kann Eibl aufzeigen, dass ein Lösungsansatz sein kann, wenn sich eine Kommune mit freien Träger der Wohlfahrtspflege und mit privaten Investoren zusammenschließt, um bezahlbaren, inklusiven Wohnraum zu schaffen. Seine Forderung: „Wir gemeinnützigen Träger brauchen günstigere Konditionen als gewinnorientierte Großinvestoren und unbürokratische staatliche Förderprogramme für moderne energetische Konzepte, dann können wir bezahlbaren und inklusiven Wohnraum realisieren. Das haben wir als KJF und andere soziale Träger bewiesen und auch die Kirchen haben schon einige solcher Projekte realisiert.“ Gewinne darf die KJF als gemeinnütziger Träger nicht generieren. Ist sie auf dem freien Wohnungsmarkt unterwegs, müssen die Mieteinnahmen wieder einem gemeinnützigen Zweck zugeführt werden.

Kunst, Kultur und religiöses Leben bereichern St. Klara überdies. In der Galerie St. Klara finden regelmäßig inklusive Ausstellungen statt und die Kirche St. Matthias, die nach ihrer Generalsanierung in neuem Glanz erstrahlt, nutzt die KJF regelmäßig für Gottesdienste und pflegt ein gutes Miteinander mit der rumänisch-orthodoxen Kirchengemeinde. Auch die Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern ist im Gebäudekomplex St. Klara beheimatet.

Text: Christine Allgeyer