null Mit Kultur auf die Unkultur des Krieges antworten

Mit der Ausstellung „Spirituality. Churches of Odessa“ hat die Galerie St. Klara ein Zeichen für die Solidarität mit der Ukraine insgesamt und besonders mit Regensburgs Partnerstadt Odessa gesetzt. Zu sehen waren Werke der Künstler Viktor Osetenko und Yuri Osetenko. „Wir leben in Zeiten dramatischen Unrechts. Die Kunst kann ein Mittel sein, um Brücken zu bauen“, sagte KJF-Direktor Michael Eibl zum Auftakt der Veranstaltung. Schirmherr der umfangreichen Ausstellung war H. H. Bischof Dr. Rudolf Voderholzer. „Heute antworten wir mit Kultur auf die Unkultur – die Barbarei – des Krieges“, sagte er.

Künstler Yuri Osetenko überreichte Bischof Dr. Rudolf Voderholzer als Dank für die Übernahme der Schirmherrschaft ein Gemälde. Es zeigt die ehemals größte katholische Kirche Odessas.

Voderholzer brachte seine tiefempfundene Anteilnahme mit dem Schicksal der Menschen in der Ukraine zum Ausdruck: „Als ich gefragt wurde, ob ich die Schirmherrschaft für diese Ausstellung übernehme, habe ich keinen Augenblick lang gezögert. Damit setzen wir ein Zeichen der Menschlichkeit und erinnern an die Größe des Menschen, an seine Berufung zur Kultur und zur Begegnung mit Gott.“ Er zitierte den ehemaligen Papst Johannes Paul II., der anlässlich des Golfkriegs gesagt hatte: „Krieg ist immer eine Niederlage der Menschheit.“ Dieser Satz habe nichts von seiner Gültigkeit verloren. Der Krieg mache nicht Halt vor Theatern, Galerien und Kirchen. „Wie sollen wir damit umgehen?“ Die Antwort müsse lauten: Die Ukraine bei ihrer Verteidigung unterstützen: „Der Grundsatz, auch die andere Wange hinzuhalten, gilt nur individual-ethisch. Staaten haben keine Wange.“ Klar sei aber auch, nur mit Waffen werde es keine Versöhnung geben. „Deshalb setzen wir auf die Kraft des Gebetes“, so Voderholzer. „Wahre Gottesverehrung wird immer dem Frieden dienen. Den Glauben für den Krieg zu instrumentalisieren ist immer eine Verirrung.“

Der Bischof ging in seinem Grußwort auch auf die Motive der Ausstellung ein: Sie zeigt in über 60 Werken die Gotteshäuser der Stadt Odessa. „Ich bin beeindruckt, so viele Kirchen verschiedener Konfessionen zu sehen. Ich weiß nicht, ob wir eine solche Sammlung auch für Regensburg haben“, sagte er. „Hoffentlich bleiben die Gotteshäuser unversehrt, damit wir Gelegenheit bekommen, sie in Friedenszeiten – im Original – zu besuchen.“ Er wies auch auf die Bedeutung der Kirchen für die Menschen hin: „Kirchen geben Heimat und sind Orte der Identität.“ Als Dank für sein Engagement überreichte ihm Yuri Osetenko ein Gemälde der ehemals größten römisch-katholischen Kirche in Odessa. Das Gotteshaus war Mitte des vergangenen Jahrhunderts zerstört worden.

Kulturbotschafterin Tatiana Markova bedankte sich in ihrer Ansprache herzlich für die Organisation der Ausstellung, insbesondere beim Schirmherrn Bischof Rudolf Voderholzer für seinen Beitrag: „Die Kultur und die Kulturschaffenden der Ukraine brauchen in diesen schwierigen Zeiten Unterstützung – Danke von Herzen.“

KJF-Direktor Michael Eibl bei der Begrüßung der Gäste.

Yuri Osetenko ergriff abschließend das Wort und führte das Publikum in die Ausstellung ein. Seine Rede wurde simultan aus dem Ukrainischen übersetzt. Der Großteil der Werke stammt von seinem verstorbenem Vater Victor. Zu sehen sind alle Gotteshäuser der Schwarzmeerstadt Odessa. „Dass verschiedene Konfessionen mit ihren Kirchen vertreten sind, ist eine Gemeinsamkeit mit unserer Partnerstadt Regensburg“, sagte er. Weil in der Zeit der Sowjetunion alle Kunstwerke durch eine Kommission überprüft wurden, sind einige seiner Bilder an den Rändern abgeschnitten. Nur so durften sie während der sowjetischen Herrschaft gezeigt werden. 2009 waren sie im Rathaus von Odessa ausgestellt und später in einem Kulturzentrum in Jerusalem. Weil dieses auch unter russischem Einfluss steht, fürchtete Yuri Osetenko, seine Werke könnten beschlagnahmt werden, nachdem 2014 der Konflikt in der Ostukraine und auf der Krim begonnen hatte. In der israelischen Botschaft in der Ukraine setzte sich Osetenko erfolgreich für eine Rückgabe ein.

Die beiden ukrainischen Musikerinnen Nastya Koziuberda (Violine) und Sofia Mishkurova (Klavier).

Zwei ukrainische Studentinnen der Hochschule für katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik Regensburg umrahmten den Abend musikalisch: Nastya Koziuberda mit der Violine und Sofia Mishkurova am Klavier überzeugten das Publikum mit ihren ausgezeichneten Darbietungen.

Text: Sebastian Schmid