null Meditativer Impuls Juni 2023

Ein neues Pfingsten – Mitten unter uns Charismen entdecken

Bei einem Gespräch zum Thema „Gewinnung von neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern“ sagte eine Kollegin sinngemäß: „Es gibt inzwischen Firmen und Unternehmen, die Leute an Bord holen und erst einmal schauen, welche Begabungen und Fähigkeiten sie einbringen können. Die Neuen dürfen verschiedene Einsatzbereiche kennenlernen und dann kristallisiert sich heraus, wo sie am besten hinpassen.“ Nachdem ich bemerkte, dass man diese Vorgehensweise auch „Orientierung an den Charismen“ nennen könne, bekam ich die verblüffende Antwort: „Das klingt aber esoterisch!“

Wie sehen Deine Charismen aus? Gibt es welche, die Du zurückhältst oder gar vergraben hast? Was fließt Dir heute zu? (Foto: Georg Deisenrieder)

Mag durchaus sein, dass das Wort „Charisma“ in vielen Ohren heute esoterisch klingt. In der christlichen Spiritualität ist es aber uralt und steht für die Gabe des Geistes, wie sie uns Gott jeden Tag neu schenkt. Der Apostel Paulus ermutigt in einem Brief an die Gläubigen von Korinth, auf ihre je eigenen Charismen zu schauen und sie zum Aufbau der Gemeinschaft einfließen zu lassen. Und keiner wird sich über den anderen erheben, wenn der gute Geist alle eint.

Ist es nicht schade, wenn Kolleginnen und Kollegen erst im Laufe von Jahren zaghaft ihre schönen und interessanten Charismen offenbaren? Ihnen möchte ich zurufen: „Bringen Sie sich mit ihren Begabungen und Fähigkeiten ein, vor allem auch mit dem, was in keinem Ausbildungszertifikat oder Zeugnis geschrieben steht!“

In der Pädagogik und der caritativen Arbeit kommt es gerade auf diese Dinge an, die wir neben dem fachlichen Know-how zusätzlich können, zum Beispiel: Menschen für Sport und Bewegung, Tanz und Musik, Kochen und Malen, Tiere und Pflanzen, Gerechtigkeit und Politik begeistern. Warten wir nicht, bis wir zufällig angesprochen werden und verstecken wir nicht unsere Charismen aus falscher Bescheidenheit, sondern treten wir offen und beherzt auf! „Ich kann gut … Darf ich ein Angebot machen?“ Übrigens: Das hat nichts mit übersteigertem Selbstbewusstsein oder Selbstinszenierung zu tun. Wenn Jede und Jeder sich vom Feuer des Geistes anstecken lässt und seine Gaben weiterschenkt, kommt Vielfalt und Lebendigkeit in unsere Teams, Dienste, Einrichtungen und Gemeinschaften.

Diese Tage sind eine Einladung an uns, in ein neues Pfingsten einzutreten. Ein paar Fragen und Gedanken könnten unterstützen: Nimm Dir etwas Zeit und spüre nach: Wie sehen Deine Charismen aus? Gibt es welche, die Du zurückhältst oder gar vergraben hast? Was fließt Dir heute zu?

Danke Gott für die Gaben des Himmels. Koste sie aus und freue Dich über sie. Schenke sie weiter und vertraue darauf: Es gibt noch mehr Überraschungen! „Alles geschehe so, dass es aufbaut.“ (1 Kor 14,26)

Georg Deisenrieder