Meditativer Impuls Dezember 2024
null Meditativer Impuls Dezember 2024
Es erinnert an das Spiel aus frühen Kindertagen: „Ich sehe was, was Du nicht siehst…“ Wie oft war ich zu Gast in der spirituellen Begegnungsstätte des Bildungshauses Hermannsberg der KJF Regensburg. Die Augen einer Kollegin waren es, die sahen, was ich jahrelang nicht bemerkt habe: Sie machte sich in der Mitte des quadratischen Meditationsraumes klein, schaute nach oben und entdeckte diesen bunten Stern.
Eigentlich ist dieses Bild eine perspektivische Verkürzung von farbigen Ringen aus Plexiglas, die in Anlehnung an den Sonnengesang des Franziskus an die vier Elemente – Luft, Feuer, Wasser und Erde – erinnern. Über den Glasringen, im Dachfenster der zeltförmigen Architektur, wurde ein Lichtkreuz installiert, so als wollte es sagen: „Es gibt mehr als Zerstörung, Krieg und Tod. Hier tut sich der Himmel auf.“ Alle Elemente bilden gemeinsam betrachtet diesen Stern. Für mich ist er zum „Stern der Hoffnung“ geworden.
Es ist Dezember, Advent – Zeit des Erwartens. Zeit zum Schöpfen neuer Hoffnung, die wir in dieser brüchigen Welt so dringend brauchen. Ein klarer Sternenhimmel lässt uns in den langen, dunklen Winternächten nach oben schauen. Das weckt und mobilisiert neue Kräfte. Der Evangelist Lukas ruft uns zu: „Richtet euch auf, erhebt eure Häupter, denn die Erlösung ist nahe!“ (Lk 21,28).
Die Sterndeuter aus dem Morgenland schauten in den dunklen Nächten ebenfalls nach oben. Dank eines hellen Sternes fanden sie auf ihrer wochenlangen Reise den richtigen Weg. Er führte sie nach Betlehem zum Stall, wo sie Maria, Josef und das neugeborene Kind fanden: den Heiland, Retter, Erlöser, und mit ihm das Licht und die Hoffnung für diese Welt.
Diesem Stern zu folgen, selbst Wege der Hoffnung zu gehen und die Türen weit zu öffnen für neue Begegnungen, dazu lädt auch Papst Franziskus ein. Er wird beim kommenden Weihnachtsgottesdienst die Heilige Pforte des Petersdoms öffnen und das „Heilige Jahr 2025“ einläuten. Es steht unter dem Motto „Pilger der Hoffnung“.
Sprechen wir mit unseren Lippen und unserem Tun vom Licht, das uns erfüllt, bleiben wir den Menschen nah, bauen wir weiterhin mit an einer Welt, die Zukunft verheißt! Dann ist das Rätselspiel auch schon gelöst: „Ich sehe was, was Du nicht siehst und leuchtet hell wie ein Stern…“
Georg Deisenrieder