null Fachkraft gesucht? Vielfalt gefunden!

Die Einheitlichen Ansprechstellen für Arbeitgeber (EAA) in Bayern stehen Unternehmen für alle Fragen zur Ausbildung, Einstellung und Beschäftigung von Menschen mit Behinderung zur Verfügung. Diesen Service stellte die EAA Oberpfalz im Rahmen eines Treffens mit regionalen Arbeitgebern vor. Gastgeber war die FIT Additive Manufacturing Group. Dabei zeigte das Unternehmen, wie die Inklusion von Menschen mit Behinderung gelingt.

EAA-Berater André Nickley stellte Beispiele aus der Praxis vor: So kann Inklusion gelingen. (Foto: Mario Langbein)

„Inklusion begleitet unds im Alltag und wir nehmen dieses Thema sehr ernst“, sagte Florian Krotter, Senior Business and Development Manager der FIT AG, zum Auftakt der Veranstaltung. Er stellte das Unternehmen kurz vor. Es ist ein führender Spezialist für additive Fertigung und deckt die gesamte Wertschöpfungskette ab: Vom Design über die Konstruktion bis hin zur Fertigung von Prototypen, Serien- und Ersatzteilen. Stark vertreten ist die FIT AG in der Medizintechnik, unter anderem mit patientenspezifischen Implantaten und Prothesen. Sie beschäftigt rund 210 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Martin Schmid, Inklusionsberater an der EAA, bedankte sich sehr herzlich, dass sich die FIT AG als Gastgeber für das Arbeitgebertreffen zur Verfügung gestellt hat. Er freute sich, dass viele Verantwortliche aus den Unternehmen der Region der Einladung gefolgt waren.

 

Gute Beratung ist wichtig für die Unternehmen

MdB Susanne Hierl ging in ihrem Grußwort auf die Bedeutung der Einheitlichen Ansprechstellen für Arbeitgeber ein: „Gute Beratung ist wichtig, um Unternehmen bei der Einstellung und Beschäftigung von Menschen mit Behinderung zu unterstützen. Welche Erfolgsrezepte gibt es? Was brauchen Arbeitgeber für gelingende Inklusion? Wo liegen die Chancen für Unternehmen?“ Antworten auf diese Fragen lieferte die schon die Begrüßungsrunde der Netzwerkpartner, mit denen die EAA eng zusammenarbeiten. „Es braucht den Mut, Neues auszuprobieren und Menschen eine Chance zu geben. Dafür bieten wir ein breites Spektrum an Förderung und Beratung“, sagte Maria Huber vom Inklusionsamt des Zentrum Bayern Familie und Soziales. Hier setzt auch die Agentur für Arbeit an, wie Geschäftsführerin Claudia Wildenauer-Fischer betonte: „Unsere Spezialisten finden gemeinsam mit den Unternehmen individuelle Lösungen – in allen Phasen des Berufslebens.“

Die Arbeitgeberveranstaltung der EAA stieß auf großes Interesse. (Foto: Sebastian Schmid)

Das Jobcenter arbeitet sehr niederschwellig, um Vermittlungshemmnisse möglichst frühzeitig abzubauen, erklärte Teamleiterin Jennifer Ferstl: „Daraus ergeben sich oft Erfolgsgeschichten für Arbeitgeber und Arbeitnehmer, die wir sehr gerne begleiten.“ Oliver Klein von der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft fasste zusammen: „Menschen mit Behinderungen haben viele Qualifikationen! Darin liegt auch ein Potenzial für Unternehmen, aber viele sind noch unsicher, wenn es um die Einstellung und Beschäftigung geht. Die EAA ist hier ein sehr kompetenter Ansprechpartner – dieses Angebot gilt es noch bekannter zu machen.“

 

Langzeitpraktikum als Schlüssel zum Erfolg

Mario Langbein, Marketingmanager der FIT AG, stellte zwei Best-Practice-Beispiele vor: Markus ist im Bereich selektives Lasersintern tätig. Er kam zunächst über ein Langzeitpraktikum ins Unternehmen und wechselte nach drei Monaten auf einen ausgelagerten Arbeitsplatz. Dabei ist der Beschäftigte weiterhin in einer Werkstätte für Menschen mit Behinderung angestellt, arbeitet jedoch direkt in einem Unternehmen des allgemeinen Arbeitsmarkts. Nach zwei Jahren folgte eine sozialversicherungspflichtige Festanstellung in Vollzeit. Seitdem übernimmt Markus eine Vielzahl unterschiedlicher Aufgaben. Unterstützt wird diese positive Entwicklung durch das Inklusionsamt Oberpfalz mit einem Lohnkostenzuschuss.

Anthonys Erfolgsgeschichte in der FIT AG begann mit einem dreitägigen Probearbeiten. Nachdem beide Seiten mit dem Verlauf zufrieden waren, vereinbarten sie ein Langzeitpraktikum im Bereich Modellbau und nach drei Wochen entstand ein ausgelagerter Arbeitsplatz. Auch Anthony gelang der Sprung auf eine sozialversicherungspflichtige Festanstellung: Er übernimmt Nacharbeiten an Vakuumgussteilen, Entgratungsarbeiten, entfernt Lüftungskanäle oder bereitet Oberflächen auf. Der Bezirk Oberpfalz fördert über die Maßnahme Budget für Arbeit. „Beide Kollegen sind sehr beliebt und leisten sehr gute Arbeit“, so Mario Langbein.

 

Ein Lotse im Dschungel der Zuständigkeiten

„90 Prozent der schweren Behinderungen sind nicht angeboren, sondern im Lauf des Lebens erworben“, betonte André Nickley, Inklusionsberater an der EAA. Er stellte den Gästen die Arbeitsweise und die Angebote der Einheitlichen Ansprechstellen vor: Sie wollen Unternehmen für die Potenziale von Menschen mit Behinderung sensibilisieren und sie „durch den Förder- und Zuständigkeitsdschungel lotsen“. Sie unterstützen bei Antragstellungen und begleiten Betriebe in allen Fragen der Einstellung und Beschäftigung von Menschen mit Behinderung. Mit einigen Beispielen machte er deutlich, welchen Mehrwert die EAA für Unternehmen bieten können: Ein Logistikdienstleister, ein Energieversorger und eine Spedition aus dem Raum Regensburg haben in Zusammenarbeit mit den EAA erfolgreich passende Mitarbeiter gefunden und langfristig beschäftigt.

EAA-Berater Martin Schmid (links) moderierte die Expertenrunde und anhand konkreter Beispiele auf die möglichen Förderungen für Arbeitgeber ein. (Foto: Mario Langbein)

Eine Expertenrunde gab den Gästen einen Überblick zu den Fördermöglichkeiten, die den Unternehmen zur Verfügung stehen. „Die Antragsunterlagen zum Budget für Arbeit erhält man einfach per Anruf. Beim Ausfüllen gibt es Unterstützung“, so Elisabeth Falter vom Bezirk Oberpfalz. Maria Huber vom Inklusionsamt wies darauf hin, dass alle Arbeitgeber einen Beschäftigungssicherungszuschuss bei Vorliegen einer Leistungsminderung oder notwendiger personeller Unterstützung beantragen können, wenn sie einen Arbeitsplatz für einen Menschen mit Behinderung langfristig erhalten. Auch die Rentenversicherung bietet Unterstützungsleistungen an, wenn es darum geht, die Erwerbsfähigkeit eines Mitarbeiters zu erhalten, informierte Andrea Mainz, Beraterin im Firmenservice der Deutschen Rentenversicherung. Karolina Stowasser vom Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit erklärte, wie eine Probebeschäftigung funktioniert: „Wenn sich Arbeitnehmer oder Arbeitgeber unsicher sind, ob ein Arbeitsplatz der richtige ist, können sie sich drei Monate lang kennenlernen. Die Agentur für Arbeit übernimmt während dieser Zeit die Lohnkosten und die Sozialversicherungsbeiträge.“

Eine Betriebsbesichtigung rundete die Veranstaltung ab: Die Gäste waren sehr beeindruckt von den innovativen Fertigungstechnologien der Fit AG. (Foto: Mario Langbein)

Die Veranstaltung hat gezeigt, wie viele Möglichkeiten der Unterstützung und Förderung es für Unternehmen gibt, man muss sie nur kennen. Es lohnt sich. Und für die Betroffenen ist eine solche Festanstellung ein wichtiger Schritt in ein selbstbestimmtes Leben.

Text: Sebastian Schmid