null Ein Segen und eine Bereicherung

Mit dem feierlichen Spatenstich hat der Neubau der St. Vincent Schule begonnen: Das Förderzentrum mit Förderschwerpunkt emotionale Entwicklung in Neutraubling soll Ende 2025 den Betrieb aufnehmen. „Wir freuen uns sehr, dass die KJF die Schullandschaft der Stadt Neutraubling mit einer Schule zur Erziehungshilfe bereichern kann. Es entsteht ein moderner und bestens ausgestatteter Lernort, in dem die Kinder optimale und auf ihre individuellen Bedürfnisse abgestimmte Förderung erfahren“, sagte KJF-Direktor Michael Eibl.

Noch ist die St. Vincent Schule im Gebäude des Kinderzentrums St. Vincent in Regensburg und im angemieteten Theresienkloster beheimatet. Bereits 2015 hat die Katholische Jugendfürsorge der Diözese Regensburg e. V. (KJF) einen Neubau der Schule beschlossen, weil die Schülerzahlen permanent stiegen und die Schule einen zweiten, externen Standort für einen Teil der Schülerinnen und Schüler in Betrieb nehmen musste. Mit dem Neubau der Schule in Neutraubling wird diese wenig zufriedenstellende Situation Geschichte sein. Lange ließ sich das Vorhaben allerdings nicht realisieren, da kein geeignetes beziehungsweise finanzierbares Grundstück zur Verfügung stand. Die Stadt Neutraubling unterstützte die KJF und das Kinderzentrum St. Vincent bei der Suche und bot das 13.000 Quadratmeter große Grundstück in der Haidauer Straße zum Kauf an. Das Schulhaus hat gemäß des von der Regierung genehmigten Raumprogramms eine Nutzfläche von 4.087 Quadratmetern, die Bruttogrundfläche beträgt 5.043 Quadratmeter. Die Gesamtkosten der Baumaßnahme inklusive Grundstückserwerb und Ausstattung belaufen sich auf 22.545.712,73 Euro. Verlaufen die Bauarbeiten nach Plan, ist die Schule zum Schuljahr 2025/26 fertig und bietet Raum für zehn Klassen mit jeweils zwölf Schülerinnen und Schülern und eine Schulvorbereitende Einrichtung (SVE) mit neun Plätzen.

Der Vorsitzende der KJF, Domkapitular Michael Dreßel, sprach zum Auftakt der Bauarbeiten ein kurzes Gebet: „Wir wissen, dass viele Dinge nicht in unserer Hand liegen, sondern in der eines Anderen, ihn bitten wir um seinen Segen und den Schutz für die Bauhandwerker.“

Gemeinsam nahmen die Projekt-Beteiligten den Spatenstich vor. (Foto: Sebastian Schmid)

 

„Bayern geht bewusst den Weg der Inklusion“

Ministerialdirigent Walter Gremm, der in Vertretung für Staatsminister Dr. Michael Piazolo am Spatenstich teilnahm, zeigte sich erfreut über den Baubeginn: „Der Bau von Förderzentren ist keine Selbstverständlichkeit; viele Länder gehen hier einen anderen Weg. Bayern geht bewusst den Weg der Inklusion durch eine Vielfalt von schulischen Angeboten und ist damit erfolgreich, wie alle Schulleistungsstudien bestätigen. Dementsprechend sind Förderschulen gleichermaßen als Kompetenzzentren und als Ort des Lernens und der sonderpädagogischen Förderung ein unverzichtbarer Teil des inklusiven Schulsystems in Bayern.“ Dabei unterstütze der Freistaat private Träger von Förderschulen mit einem Kostenersatz von 100 Prozent der notwendigen Kosten für den Grundstückserwerb und die Baumaßnahme. „Derzeit hat der Freistaat Bayern rund 21,4 Millionen Euro als Kostenersatz für den Neubau der St. Vincent-Schule vorgesehen. Mit dieser beachtlichen Summe kann ein attraktiver Lernort, in dem Pädagogik und Architektur Hand in Hand gehen, geschaffen werden“, so Ministerialdirigent Gremm. „Ich danke der Katholische Jugendfürsorge der Diözese Regensburg, die als private und gemeinnützig tägige Einrichtung dieses großartige Projekt trägt, für Ihr vielfältiges und starkes Engagement für Kinder und Jugendliche mit besonderem Förderbedarf.“

Ministerialdirigent Walter Gremm betonte die Bedeutung der Förderzentren für die bayerische Schullandschaft. (Foto: Sebastian Schmid)

Neutraublings Bürgermeister Harald Stadler stellte die Bedeutung des Förderzentrums für seine Kommune heraus: „Wir sind ja bereits bekannt als Schulstadt und freuen uns, dass nun die Katholische Jugendfürsorge Regensburg mit der sehr modernen und auf die heutigen Lernstandards ausgerichteten St. Vincent-Schule Neutraubling als Standort gewählt hat. Unser Schulangebot wird damit noch erweitert. Kinder und Jugendliche auf ihrem Weg ganz individuell begleiten, Förderbedarf erkennen und darauf eingehen, damit jedes Kind seine Potenziale entfalten und Zugang zu Bildung, Schulabschluss und Beruf hat, ist eine unserer wichtigsten Aufgaben. Kinder sind unsere Zukunft. Es ist schön, dass es in Neutraubling nun ein weiteres Angebot gibt, dass genau darauf ausgerichtet ist.“ Von einem „besonderen Tag für die St. Vincent-Schule“ sprach Frank Baumgartner, Gesamtleiter des Kinderzentrums: „Der Bau ist ein wahrer Segen für unsere Schülerinnen und Schüler, die Lehrkräfte aber auch für St. Vincent im Gesamten. Wir freuen uns auf ein modernes und wohl durchdachtes Schulgebäude, das den Anforderungen einer modernen Förderschule mit dem Schwerpunt soziale und emotionale Entwicklung entspricht. Danke an alle Beteiligten! Das wird richtig gut!“

 

Pädagogik und Architektur gehen Hand in Hand

Auch in der Architektur des Gebäudes wurden die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler umfassend berücksichtigt. „Räumlichkeiten für Begegnung und gemeinsame Aktivitäten sind genauso wichtig wie Räume für Rückzug und altersgleiche Identifizierung. Bereits die gewählte Gebäudegeometrie mit verbindenden Innenhöfen und Einschnitten trägt dazu bei. Offene Gemeinschaftsbereiche wie Aula und Marktplätze schaffen ein Gefühl des Miteinanders, ein vielseitiges Raumgefüge aus Klassen- und Nebenräumen sowie Nischen und Freibereiche schaffen Rückzugsmöglichkeiten für die Schülerinnen und Schüler“, erklärt Architekt Robert Brunner. Durch die e-förmige Gestaltung des Gebäudes müssen die Schüler ihren jeweiligen Lernbereich kaum verlassen, was identitätsstiftend wirke, so Brunner weiter. Neben dem Schulhaus befinden sich Sportanlagen für Fußball, Boccia oder Beach-Volleyball.

Die St. Vincent-Schule, ein privates Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung, ist eine Schule für Kinder und Jugendliche von der 1. bis zur 9. Jahrgangsstufe, deren besonderer Förder- und Entwicklungsbedarf diagnostiziert ist. Mithilfe professioneller Unterstützung schaffen die Schülerinnen und Schüler ihren Abschluss oder den Wechsel auf die Regelschule und erwerben einen Mittelschulabschluss bzw. den qualifizierenden Mittelschulabschluss. Der Unterricht erfolgt nach den Vorgaben der Bayerischen Grund- und Mittelschullehrpläne.

Das bereits in Neutraubling ansässige Sonderpädagogische Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt Lernen und Sprache unterscheidet sich von der St. Vincent Schule mit dem Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung wesentlich in den Förderbedarfen der Schülerschaft. „Das ist die Stärke unseres differenzierten, inklusiven Bildungssystems in Bayern“, erklärt KJF-Direktor Michael Eibl, „denn wir bieten den Kindern eine individuelle und passgenaue Förderung. Das spiegelt sich in der Ausbildung der sonderpädagogischen Lehrkräfte wieder: In Regensburg, und darüber bin ich sehr froh, werden seit dem Wintersemester 2021 Sonderpädagoginnen und Sonderpädagogen in drei verschiedenen Fachrichtungen an der Universität ausgebildet.“ 

Text: Sebastian Schmid/Christine Allgeyer