null Die KJF will ihre Gebäude energieeffizienter gestalten

Zukunftweisendes Projekt

Das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie fördert die Erstellung eines Gesamtenergiekonzepts für die Katholische Jugendfürsorge der Diözese Regensburg e. V. (KJF) aus dem Programm zur Förderung innovativer Energietechnologien und der Energieeffizienz (BayINVENT) zu 50 Prozent. Das Institut für Energietechnik IfE an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Amberg-Weiden unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Markus Brautsch hat nun ein Gesamtenergiekonzept für zwei Liegenschaften der KJF vorgelegt. Das Kinderzentrum St. Vincent in Regensburg könnte den Energiestandard Effizienzgebäude 100 erreichen. Für das Haus des Guten Hirten in Schwandorf ist der Effizienzhaus-Standard 55 möglich.

Wolfgang Berg (li.), Leiter der Abteilung Wirtschaft und Finanzen, betrachtet gemeinsam mit Professor Markus Brautsch von der Ostbayerichen Technischen Hochschule Amberg-Weiden den Bauplan. Brautsch hatte das nun vorgestellte Gesamtenergiekonzept maßgeblich mitgestaltet. (Foto: Sebastian Schmid)

Im Rahmen des Energiekonzeptes wurde eine Bestandsaufnahme der Gebäudehülle sowie der Anlagentechnik des Kinderzentrums St. Vincent durchgeführt und es wurden dadurch mögliche Sanierungsmaßnahmen abgeleitet, unter anderem wurden die vorhandenen Balkone hinsichtlich ihrer Wärmebrückenwirkung untersucht. Der Wärmeverbrauch liegt bei rund 1.273.000 Kilowattstunden. Der Stromverbrauch bei 181.000 Kilowattstunden, wobei bei rund 42.900 Kilowattstunden aus dem öffentlichen Netz bezogen werden.

Auf dieser Grundlage werden verschiedene Sanierungsvarianten betrachtet: Die Dämmung der Außenwände, die thermische Abtrennung der Balkone, die Abtrennung der Balkone und Überdämmung der Anschlüsse mit der Außenwanddämmung, die Dämmung der Flachdächer sowie ein Austausch der Fenster. Als Ergebnis bei der Sanierung der Gebäudehülle steht fest, dass die Dämmung der Außenwände und der Austausch der Fenster wirtschaftlich darstellbar sind. Dadurch ist eine Einsparung von 412.500 Kilowattstunden pro Jahr möglich. Die Investitionskosten belaufen sich für diese Maßnahme auf rund 978.000 Euro netto, ohne Berücksichtigung von Planungs- und Baunebenkosten. Die thermische Abtrennung der Balkone weist nur einen sehr geringen Einfluss auf die mögliche Energieeinsparung auf.

Um den Strombezug aus dem öffentlichen Netz noch weiter zu reduzieren, wird zudem der Einsatz einer PV-Anlage überprüft. Mit einer Anlagengröße von rund 77,4 Kilowatt - bei 430 Quadratmetern - ist eine PV-Nutzung von rund 27 Prozent möglich, der Rest wird ins öffentliche Netz eingespeist und vergütet. Die Stromautarkie erhöht sich von 76 auf 84 Prozent. Die Investitionskosten liegen bei knapp 85.200 Euro netto, sodass sich die Anlage nach rund 17 Jahren amortisiert. Als Alternative könnte eine Anlage 30 Kilowatt installiert werden. Die PV-Eigennutzung liegt bei 41 Prozent und die Investitionskosten bei rund 36.000 Euro netto. Diese Anlage würde sich nach rund 13 bis 14 Jahren amortisieren. In Anbetracht der wirtschaftlich darstellbaren Sanierungsmaßnahmen und der PV-Anlage wird das Effizienzgebäude 100 erreicht.

 

Jährlich können 3,4 Tonnen CO2 eingespart werden

Die Katholische Jugendfürsorge ist Träger des Haus des Guten Hirten in Ettmannsdorf bei Schwandor. Aufgrund des Baualters und des Gesamtzustandes des Gebäudes soll dort ebenfalls eine energetische Sanierung erfolgen. Im Rahmen des Gesamtenergiekonzepts wurde im ersten Schritt der energetische Ist-Zustand des Gebäudes erfasst. Das Gebäude wurde in den 1960er Jahren errichtet und bisher keiner größeren energetischen Sanierung unterzogen. Im nächsten Schritt wird die thermische Gebäudehülle erfasst und die Wärmeverluste über die Gebäudehülle ermittelt. Darauf aufbauend können verschiedene Sanierungsvarianten entwickelt werden. Im Zuge der Sanierung soll auch ein neues Treppenhaus angebaut werden. Dieses wird im Zuge der Sanierungsbetrachtung bereits berücksichtigt. Darauf aufbauend wurde der Wärmebedarf ermittelt. Die detaillierte Berechnung ergab einen Wert von rund 278.500 Kilowattstunden pro Jahr. Die Sanierungsvariante 1 sieht einen Austausch der bestehenden Fenster durch neue Fenster mit einer Drei-Scheiben-Wärmeschutzverglasung und einem UW-Wert von 0,85 vor. Den Nettokosten von rund 138.000 Euro steht eine Einsparung von etwa 15 Prozent gegenüber.

Die Sanierungsvariante 2 betrifft die Außenwanddämmung des Gebäudes: Auf die Außenwände würde eine 16 Zentimeter starke Wärmedämmung mit einer Wärmeleitstufe von 035 aufgebracht. Dadurch reduziert sich der U-Wert von 1,40 auf 0,19. Die Investition beträgt rund 150.000 Euro (netto). Inbegriffen sind Maßnahmen wie die Erweiterung des Dachüberstandes. Die Einsparung beläuft sich auf etwa 33 Prozent. In der Sanierungsvariante 3 würde die Dämmung der Kellerdecke durch eine zwölf Zentimeter starke Dämmung WLS 035 an der Unterseite verstärkt. Damit reduziert sich der U-Wert von 1,0 auf 0,23. Die Investition beträgt rund 47.800 Euro (netto). Die Einsparung beläuft sich auf etwa sechs Prozent. Im Rahmen der Sanierungsberechnung zu Variante 4 wird davon ausgegangen, dass sich unter dem vorhandenen Estrich eine geringe Dämmung befindet. Der U-Wert beträgt im Ausgangszustand rund 1,26. Bei der Sanierung wird eine 20 Zentimeter starke Dämmung WLS 035 auf der Oberseite aufgebracht. So reduziert sich der U-Wert auf rund 0,15. Die Investition beträgt rund 37.000 Euro (netto). Die Einsparung beläuft sich auf rund acht Prozent. Sanierungsvariante 5 stellt die Gesamtsanierung, also die Umsetzung aller Sanierungsschritte 1 bis 4 dar.

Die einzelnen Maßnahmen wurden einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung unterzogen. Dabei zeigte sich, dass bei einer Gesamtsanierung ein Einsparpotential von bis zu 60 Prozent vorhanden ist. In Summe können somit rund 3,4 Tonnen CO2 jährlich eingespart werden. Nach der Umsetzung der Gesamtsanierung des Gebäudes kann der Effizienzhaus-Standard 55 erreicht werden. Diese ist unter anderem auf die effizienten Sanierungsmaßnahmen als auch auf die erneuerbare Energieversorgung zurückzuführen.

Text: Sebastian Schmid