null Die EAA Oberpfalz stellt sich in Neumarkt vor

Auf ihrer Informationsveranstaltung stellte sich die Einheitliche Ansprechstelle für Arbeitgeber (EAA) den Unternehmen im Landkreis Neumarkt vor und präsentierte die Erfolge ihrer Arbeit. So ist es gelungen, zahlreiche Menschen mit Behinderung an Unternehmen zu vermitteln und damit dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Das Unternehmen Huber SE, das als Gastgeber der Veranstaltung fungierte, und das Kloster St. Josef berichteten von ihren Erfahrungen mit Arbeitnehmern mit Behinderung – beide zogen eine positive Bilanz.

Zahlreiche Projektpartner waren zur Infoveranstaltung der EAA gekommen. (Foto: Sebastian Schmid)

Silke Auer, die Leiterin der IHK-Geschäftsstelle Neumarkt, begrüßte die zahlreichen Gäste und führte in die Veranstaltung ein: „Der Personalmangel ist in vielen Branchen zu spüren. Menschen mit Behinderung bieten hier große Potenziale für den Arbeitsmarkt, die wir nutzen müssen. Die EAA nimmt Firmen an die Hand und unterstützt sie.“ Als Gastgeber der Veranstaltung stellte Georg Huber sein Unternehmen vor: Sie entstand vor über 175 Jahren aus einer Kupferschmiede und hat sich seitdem zu einem weltweit tätigen Unternehmen entwickelt. In rund 60 Ländern unterstützt Huber SE in enger Zusammenarbeit mit eigenen Tochterfirmen und Büros sowie Vertriebspartnern seine Kunden mit innovativen Techniken und umfassendem Know-how bei der Lösung ihrer Aufgaben in den verschiedenen Bereichen der Wasseraufbereitung und Schlammbehandlung. Huber SE beschäftigt rund 1.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon rund 800 im Stammhaus in Berching.

Wolfgang Eberl, der Leiter des Inklusionsamts, zitierte in seinem Grußwort Hubertus Heil, Bundesminister für Arbeit und Soziales: „Ein inklusiver Arbeitsmarkt ist schlicht und ergreifend ein Zeichen der ökonomischen Vernunft. Um den Fachkräftemangel zu beheben, müssen wir alle Register ziehen. Die EAA unterstützt Arbeitgeber dabei, Menschen mit Behinderung zu integrieren, deshalb gibt es jetzt keine Ausreden mehr.“ Eberl dankte allen Netzwerkpartnern, die mit der EAA vertrauensvoll und konstruktiv zusammenarbeiten: Der Handwerkskammer, der Industrie- und Handelskammer, der Agentur für Arbeit, den Jobcentern, der Rentenversicherung und dem Bezirk Oberpfalz. Als die EAA 2022 etabliert wurde, haben sich im ersten Jahr 70 Arbeitgeber an die Ansprechstelle gewandt, um bei der Einstellung von Menschen mit Behinderung Beratung zu erhalten. In 135 Fällen fanden Beratungsgespräche in den Firmen statt, wobei die EAA 55 Einstellungsprozesse begleitete. Für das Jahr 2023 gab Wolfgang Eberl das Ziel aus, noch mehr Arbeitgeber anzusprechen, die bisher keinen Menschen mit Behinderung beschäftigen. Mario Göhring, Betriebsberater an der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz, begrüßte dieses Unterfangen: „Der Arbeitsmarkt verändert sich, wir werden offene Stellen nur besetzen können, wenn wir neue Wege gehen und dafür brauchen wir die EAA als Partner.“

 

„Verschieden sein ist normal“

Landrat Willibald Gailler stellte die Situation im Landkreis Neumarkt dar: „Ich spüre oft, dass Betriebe gegenüber Menschen mit Behinderung als Arbeitnehmer aufgeschlossen sind. Verschieden sein ist normal.“ Er betonte, dass der Landkreis gerade ein Sonderpädagogisches Förderzentrum eröffnet hat: „Wir investieren viel in diesen Bereich und sorgen dafür, dass die Jugendlichen einen Schulabschluss bekommen. So können wir ihre Talente wecken. Das ist nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine soziale Frage.“

Anschließend stellten Martin Schmid und André Nickley die Arbeit der EAA vor: „Unser Ziel ist es, Arbeitgeber durch den Förder- und Zuständigkeitsdschungel bei der Einstellung von Menschen mit Behinderung lotsen und sie bei den Antragsstellungen unterstützen.“ Zudem leisten die EAA Hilfestellung bei der Suche nach geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern für Ausbildungs- und Arbeitsplätze und setzt sich dafür ein, dass der Einstellungsprozess zu einem guten Ergebnis kommt. So gingen aus den 55 Einstellungsbegleitungen zwölf Beschäftigungs- und vier Ausbildungsverhältnisse hervor. „Schwerbehinderte Auszubildende sind manchmal auf intensive Unterstützung angewiesen. Wir klären ab, welche Leistungen seitens der Agentur für Arbeit für die Sicherung eines erfolgreichen Ausbildungsverlaufs in Frage kommen.“ Unter bestimmten Voraussetzungen kann die EAA die Ausbildungssicherung auch selbst leisten. „Damit wissen Arbeitgeber, dass sie mit den Herausforderungen während der Ausbildung nicht alleine gelassen werden.“ Kommt ein Arbeitsverhältnis zustande, hilft die EAA, dieses zu sichern: „Durch unsere enge Zusammenarbeit mit den bayerischen Integrationsfachdiensten (ifd) sorgen wir dafür, dass die Leistungen der Integrationsfachdienste nahtlos zur Sicherung der bestehenden Beschäftigungsverhältnisse zur Verfügung stehen.“

 

Ein konstruktives Gespräch hilft dabei, Fehltage zu reduzieren

Von positiven Best-Practice-Beispielen wussten Michael Hiller, Personalleiter von Huber SE, und Marina Götz, Leiterin der Abteilung Hauswirtschaft im Kloster St. Josef zu berichten. Beide Unternehmen haben Menschen mit Behinderung eingestellt. „In unserem Unternehmen arbeiten 26 Menschen mit Behinderung, zusätzlich haben wir Aufträge im Wert von rund 150.000 Euro an Werkstätten für Menschen mit Behinderung vergeben“, sagte Michael Hiller. Er berichtete auch davon, wie es mit Hilfe des ifd gelungen ist, ein Beschäftigungsverhältnis zu sichern, indem durch ein konstruktives Gespräch Fehlzeiten deutlich reduziert werden konnten. „Vor Kurzem hatte dieser Mitarbeiter sein zehnjähriges Jubiläum bei uns“, so Hiller. Für sein Unternehmen sei auch die Unterstützung durch die EAA bei bürokratischen Fragen eine große Erleichterung. Seit 14 Jahren arbeitet Frau S. in der Hauswirtschaftsabteilung des Klosters St. Josef. Als Vollzeitkraft ist sie hauptsächlich für das Spülen des Geschirrs zuständig – bei 120 Gästen eine Menge Arbeit. „Sie erledigt ihre Aufgaben richtig gut und hat sehr wenige Fehltage“, berichtet ihre Vorgesetzte Marina Götz. „Als wir einen Engpass beim Personal hatten, habe ich Frau S. angerufen, ob sie an ihrem freien Tag aushelfen kann – sie war zur Stelle und ist spontan eingesprungen.“

Maria Huber (Zentrum Bayern Familie und Soziales), Johann Götz (Geschäftsführer Operativ der Agentur für Arbeit Regensburg) und Beatrix Ratzinger (Firmenservice der Deutschen Rentenversicherung) ergänzten die beiden Praxisbeispiele mit Hintergrundinformationen. „Arbeitgeber können einen Beschäftigungssicherungszuschuss zwischen zehn und 40 Prozent der Bruttolohnkosten für einen Mitarbeiter mit Behinderung erhalten“, erklärte Maria Huber. Johann Götz verwies auf die gesellschaftliche Dimension: „Rund zehn Prozent der Bevölkerung sind von einer Schwerbehinderung betroffen, diese Menschen in Arbeit zu bringen, ist ein wichtiges Ziel.“ Beatrix Ratzinger informierte über die Fördermöglichkeiten seitens der Deutschen Rentenversicherung: „Wir können gezielt Maßnahmen finanzieren, die der Erhaltung des Arbeitsplatzes dienen, etwa den Umbau einer Produktionsmaschine oder barrierefreie Türen. Oft kann es eine gute Lösung sein, den Mitarbeiter an einem anderen Arbeitsplatz innerhalb des Unternehmens einzusetzen.“ Als weitere Ansprechpartnerin war auch Nicole Ruppert vom Bezirk Oberpfalz vor Ort und informierte unter anderem zum Thema Budget für Arbeit.

Text: Sebastian Schmid