Die Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern der KJF feiert 70-jähriges Jubiläum
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Ein Jubiläum, das gebührend gefeiert wurde: seit dem Jahr 1954 ist die Beratungsstelle für Familien da, um gute Entwicklungsbedingungen für Kinder, Jugendliche und Familien sowie eine gelingende Elternschaft zu schaffen. Zahlreiche Ehrengäste feierten gemeinsam. KJF-Direktor Michael Eibl würdigte die Arbeit der Beratungsstelle: „Da sein, zuhören, professionell beraten und weiterhelfen – besonders in Krisenzeiten – das leisten die Kolleginnen und Kollegen in inzwischen zehn Beratungsstellen und 18 Außenstellen in der Diözese Regensburg mit Kompetenz und Herz. Ganz herzlichen Dank für diesen so wertvollen Einsatz. Erziehungsberatung ist eine wichtige Kernaufgabe der kirchlichen Caritas!“
Nach dem Empfang der Gäste fand in der Kirche St. Matthias ein Gottesdienst mit Domkapitular und dem Vorsitzenden der KJF, Michael Dreßel statt. Dabei betonte er: „Jedem einzelnen Menschen kommt Wert und Würde zu, weil jeder Mensch Gottes Ebenbild ist.“
Es folgten Beiträge zum Jubiläum: 70 Jahre „DA! Für Kinder, Jugendliche und Eltern“ mit KJF-Direktor Michael Eibl, Regensburgs Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer und der stellvertretenden Leiterin des Kreisjugendamtes für den Bereich Sozialpädagogik Janine Driessen. Dabei stellte die Oberbürgermeisterin heraus: „70 Jahre Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern der Katholischen Jugendfürsorge sind auch für uns als Stadt ein Grund zur Freude. Als älteste der insgesamt drei Erziehungsberatungsstellen in Regensburg und dem Landkreis Regensburg nimmt die Beratungsstelle der KJF eine wichtige Vorreiterrolle ein. Sie steht uns seit Jahrzehnten zuverlässig zur Seite, um Hand in Hand für das Wohl unserer Kinder und Jugendlichen zu arbeiten. Ich gratuliere herzlich zum Jubiläum und wünsche der Beratungsstelle alles Gute für die Zukunft und den Mitarbeitenden weiterhin viel Erfolg und Freude bei ihrer Arbeit!“ Janine Driessen, stellvertretende Leiterin des Kreisjugendamtes für den Bereich Sozialpädagogik ergänzte: „Man sagt, mit 70 beginnt der zweite Frühling, und ich glaube, das trifft auch auf diese Beratungsstelle zu. Denn was hier geleistet wird, ist alles andere als alt und verstaubt. Es ist aktuell, lebendig und voller Energie.“
Der Leiter der Beratungsstelle Dr. Simon Meier hielt mit seinem Team einen Vortrag über die Bedeutung von Humor in Beratung und Psychotherapie mit dem Titel: „Wer lacht, ist nicht allein.“ Bei einem „Meet and eat!“ mit Fingerfood und Getränken gab es die Möglichkeit zum Austausch. Max Niebler (Tenor), Monika Eichhammer (Sopran) und Dr. Simon Meier (Klavier) umrahmten die Feierlichkeiten musikalisch und mitreißend. Zum Abschluss gab es Gelegenheit zur Besichtigung der Beratungsstelle.
Wegweisende Konzepte und prägende Pioniere
In den letzten 70 Jahren war und ist Regensburg eines der Epizentren der Erziehungsberatungslandschaft in Deutschland mit prägenden Führungspersönlichkeiten und wegweisenden Konzepten. Die Erziehungsberatungsstellen sind oft Vorbild und haben mit ihren Standards unmittelbare Auswirkung auf die Einstellungen der Menschen in der Gesellschaft zum Thema Erziehung, Betreuung und Unterstützung der Kinder und Jugendlichen.
Neben der ersten Leiterin der Beratungsstelle, Dr. Ruth Bauknecht, einer Jugendpsychiaterin und Nervenärztin, die Pionierarbeit leistete, scheuten auch ihre Nachfolger keine Mühe immer am Puls der Zeit zu bleiben, um Familien die bestmögliche Unterstützung zu geben. So auch Dr. Ekkehard Keppler: Er öffnete die Beratungsstelle für familiensystemische Ansätze und eine humanistisch orientierte Psychologie zur Förderung seelischer Wachstumsprozesse der Kinder, Jugendlichen und Eltern und weitete die Beratungslandschaft für Stadt und Landkreis Regensburg aus. Seit 1977 kooperieren die Beratungsstellen der KJF, der Stadt und des Landkreises eng bei der Versorgung der Familien in Stadt und Landkreis. Sein Nachfolger, Dr. Gerhard Leinhofer, erweiterte die bisherigen Ansätze um zusätzliche Methoden der Verhaltensbeobachtung und baute Angebote für von Trennung und Scheidung betroffene Familien konsequent aus. Dr. Hermann Scheuerer-Englisch revolutionierte nachfolgend durch seine Implementierung der Erkenntnisse der Bindungsforschung die Erziehungsberatungslandschaft in Deutschland – auf Landes- und Bundesebene. Er war von 11/1999 bis 9/2023 Leiter der Beratungsstelle. Seit 14.09.2023 hat Dr. Simon Meier die Leitung der Beratungsstelle inne.
Aktuelle Herausforderungen
Aktuelle Herausforderungen für die Familien in Regensburg stellen beispielsweise die Mediennutzung, Medienkompetenz, die Abgrenzungsfähigkeit gegenüber Medieninhalten und Nutzungsdauer der Medien dar. Zudem ist eine starke Zunahme seelischer Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen und die damit einhergehenden massiven Versorgungsengpässe besorgniserregend. Auch die Begleitung von Identitätsfindungsprozessen bei Jugendlichen (z.B. LGBTIQA+, Persönlichkeitsentwicklung und Persönlichkeitsfehlentwicklungen) gehört zu den wichtigen Aufgaben der Beratungsstelle. Ebenso die Beratung und Begleitung von Familien in Trennungs- und Scheidungsprozessen.
Ausblick: Symposium „Bindungsstörungen“
Anlässlich des 70-jährigen Jubiläums veranstaltet die Beratungsstelle der KJF am 2. Oktober 2024 ein interdisziplinäres und international besetztes Symposium im Regensburger Jahnstadion. Ehrengäste sind Dr. Karin und Prof. Klaus Grossmann, die die Bindungsforschung revolutioniert haben. Dr. Simon Meier erklärt: „Ziel ist es mit dieser Veranstaltung hoch renommierte Expertinnen und Experten aus diesen Bereichen zusammenzubringen und langfristig gemeinsam an fachlichen Standards und Leitlinien zu arbeiten und dieses Wissen einer breiten Basis an Kolleginnen und Kollegen aus der täglichen Praxisarbeit zur Verfügung zu stellen. Angefangen vom Kinderschutz, über das Erscheinungsbild der Störung und seine Diagnostik, die Entwicklung des Störungsbildes über die Lebensspanne, sowie transgenerationale Aspekte in Verbindung mit der Entwicklung von Persönlichkeitsstörungen – dieses Symposium deckt sehr viele Facetten ab.“ Bisher haben sich bereits weit über 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer dazu angemeldet. „Wir freuen uns über das große Interesse an dieser Veranstaltung. Das geteilte Wissen ist die Grundlage für eine gute Versorgung der Betroffenen," so Dr. Meier.
Text: Dr. Simon Meier, Olga Arnstein