Die Auswirkungen von Corona, Krieg und Klimakrise
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Ende 2022 läuft das Mitte letzten Jahres initiierte Corona-Aufholpaket aus, mit dem Kinder und Jugendliche durch Angebote in den Bereichen Bildung, Sprachförderung, Freizeit und Erholung unterstützt werden. Die Lebenslagen von Kindern und Jugendlichen, die schon vor Beginn der Pandemie in prekären Verhältnissen lebten und vielfältigen Benachteiligungen ausgesetzt waren, haben sich während der Pandemiejahre deutlich verschärft. Der Deutsche Caritasverband hat gemeinsam mit seinen Fachverbänden die wichtigsten Handlungsbedarfe in einem Positionspapier formuliert: Stärkung der Resilienz in Krisenzeiten – Was Kinder, Jugendliche und Familien jetzt brauchen! Das Positionspapier ist hier abrufbar.
“Wir sind dankbar, dass mit dem Aufholpaket Maßnahmen realisierbar waren, die Angstspiralen unterbrochen haben und jenen Zukunftsmut stärkten, den die Kinder und Jugendlichen angesichts der aktuellen Hyperkrisen leicht verlieren. Corona, Krieg, Energie- und Klimakrise führen zu gesellschaftlichen Lähmungen, gegen die so leicht kein Kraut gewachsen ist“, betont Eva Maria Welskop-Deffaa, Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes. Zusätzliche Ängste und Sorgen löst aktuell der Ukraine-Krieg aus. Die steigenden Preise bei Lebensmitteln, Strom, Gas, Schulmaterialien und Dingen des täglichen Lebens drängen vor allem Familien mit geringen Einkommen an den Rand des Existenzminimums. Der deutlich sicht- und spürbare Klimawandel lässt gerade die junge Generation an einer zukünftig auskömmlichen Lebensgrundlage zweifeln. Caritas-Beratungsstellen berichten, dass viele Kinder, Jugendliche und Familien am Limit sind.
Dauerhafte Unterstützung und akute Hilfe für Kinder, Jugendliche und ihre Eltern
Neben zeitlich befristeten Bundesprogrammen und nachhaltiger finanzieller Entlastung der Familien, ist vor allem eine verlässliche und niederschwellige Infrastruktur vor Ort dringend notwendig. Familien und ihre Kinder brauchen dauerhaft Ansprechpartner, nicht nur im Rahmen einer Projektlaufzeit. Die Angebote der Kinder- und Jugendhilfe, ihre Einrichtungen und Dienste, müssen gerade auch in Zeiten steigender Energie-Preise gesichert werden.
Familien in ohnehin belasteten Lebenslagen profitieren ganz besonders von den Frühen Hilfen, den Erziehungsberatungsstellen, der Schulsozialarbeit, den Kindertageseinrichtungen und der Jugendsozialarbeit. In der Pandemie erfolgreich entwickelte Projekte, wie die Bildungsbuddys der Berliner Caritas oder die Babylotsinnen, die sich in der Corona-Zeit als besonders verlässliche Ansprechpartnerinnen junger Eltern erwiesen haben, brauchen eine nachhaltige Absicherung, ebenso wie Beratungsangebote im Bereich der Suizidprävention. „Aus unserer Caritas-Onlineberatungsstelle zur Suizidprävention für Unter-25-Jährige wissen wir, dass der Bedarf an solchen Gesprächs- und Beratungsangeboten bei Kindern und Jugendlichen im Zuge der Pandemie weit über 30 Prozent so stark gestiegen ist, dass er aktuell nicht mehr gedeckt werden kann“, berichtet Welskop-Deffaa.
Zahlen zum Hintergrund
54 Prozent mehr neu diagnostizierte Essstörungen bei Mädchen (15 bis 17 Jahre), 15 Prozent mehr neu diagnostizierte Adipositas-Fälle bei Jungen (15 bis 17 Jahre), 23 Prozent mehr neu diagnostizierte Depressionen bei Mädchen (10 bis 14 Jahre), 24 Prozent mehr neu diagnostizierte Angststörungen bei Mädchen (15 bis 17 Jahre), ein um 19 Prozent erhöhtes Risiko einer Depressions-Neuerkrankung bei Mädchen mit einem niedrigen sozio-ökonomischen Status gegenüber Mädchen aus Familien mit hohem Status (15 bis 17 Jahre), 62 Prozent erhöhtes Risiko auf Adipositas bei Jungen mit einem niedrigen sozio-ökonomischen Status gegenüber Jungen aus Familien mit hohem Status (15 bis 17 Jahre). Zudem wurde die medikamentöse Versorgung von Jugendlichen mit Depressionen untersucht. Dabei wurde deutlich, dass der Anteil neu an Depressionen erkrankter Mädchen (15 bis 17 Jahre), die im Jahr der Neuerkrankung ein Antidepressivum erhielten, 2021 gegenüber 2019 um sechs Prozentpunkte (65 Prozent) gestiegen ist. Ähnliche Tendenzen sind bei der gleichen Altersgruppe in Bezug auf Essstörungen (75 Prozent) und bei der weiblichen Altersklasse der 10- bis 14-Jährigen in Bezug auf Angststörungen (41 Prozent) auffindbar. Datengrundlage sind anonymisierte Abrechnungsdaten von rund 800.000 Kindern und Jugendlichen im Alter bis 17 Jahren, die bei der DAK-Gesundheit versichert sind. Der Report basiert damit auf Daten von 5,7 Prozent aller Kinder und Jugendlichen in der Bundesrepublik. Analysiert wurden die Jahre 2018 bis 2021.
Quelle: Kinder- und Jugendreport 2022 der DAK-Gesundheit. Der Report ist hier abrufbar.