null Auszeichnung für B.B.W. Abensberg

Was für eine Ehre und Freude! Der Baden-Württembergischer Handwerkstag e. V. verleiht jährlich den Seifriz Preis. Dieses Jahr gibt es zum ersten Mal einen Sonderpreis und der geht an das Projekt „Medien. Gestalten. Perspektiven.“ Die SIGNAL IDUNA VERSICHERUNG GRUPPE UND FINANZEN sowie das HANDWERK MAGAZIN sponsern diese besondere Auszeichnung, die mit 500 Euro dotiert ist, zu gleichen Teilen. Prof. Dr. Andreas Dengel von der Goethe-Universität Frankfurt a.M. und das B.B.W. St. Franziskus Abensberg (BBW), in Trägerschaft der Katholischen Jugendfürsorge Regensburg e. V. (KJF) freuen sich über die Auszeichnung ihrer Zusammenarbeit.

Der Seifriz Preis – Ein Sonderpreis für das Projekt „Medien. Gestalten. Perspektiven.“ ging an das B.B.W. St. Franziskus in Abensberg und Prof. Dr. Andreas Dengel (Foto: Olga Arnstein)

Bei der Preisübergabe in Abensberg waren Prof. Dr. Michael Auer (Vorsitzender des Vorstands Steinbeis GmbH & co. KG für Technologietransfer und Juryvorsitzender), Peter Haas (Hauptgeschäftsführer des Baden-Württembergischen Handwerktags e. V.), und Dr. Georg Haber (Präsident der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz) zu Gast. Dr. Haber betonte in seiner Laudatio: „Wir zeichnen heute ein besonderes Projekt aus, eine vorbildliche Zusammenarbeit zwischen Handwerk und Wissenschaft“. Sein besonderer Dank ging an alle, die die gesellschaftliche Verantwortung übernehmen und junge Menschen ausbilden. Gesamtleiter des B.B.W, Walter Krug, der das Grußwort sprach, stellte fest: „Die Umstellung traditioneller Ausbildungswege auf alternative, vor allem digital gestützte Lehr- und Lernformen erfordert neben den notwendigen Investitionen in die digitale Ausstattung vor allem Befähigungskonzepte für alle Beteiligte. Teilnehmerinnen und Teilnehmer an den Qualifizierungsmaßnamen müssen ebenso umfassend geschult werden, wie die Ausbilderinnen und Ausbilder sowie Lehrkräfte. Nur wenn alle Beteiligten an einem Ausbildungsprozess für digitale Lehr- und Lernformen befähigt sind und über genügend Übung verfügen, kann die Ausbildung auf diesem Weg wirksam gestaltet werden.“  KJF-Direktor Michael Eibl würdigt die gute Zusammenarbeit: „Unser B.B.W. zeigt damit, dass es wie immer am Puls der Zeit ist und hat sich mit Prof. Dengel einen kompetenten Partner mit ins Boot geholt“, so Eibl.

v.li.n.re.: Prof. Dr. Michael Auer, Petra Jeske (Leiterin der Abensberger Reha-Akademie), Walter Krug (Gesamtleiter des B.B.W. St. Franziskus Abensberg) und Dr. Georg Haber (Präsident der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz) (Foto: Olga Arnstein)

Gemeinsam voneinander lernen

Das B.B.W. St. Franziskus Abensberg stand, wie viele andere auch, während der Pandemie vor großen Herausforderungen. Die virtuelle Lehre hatte zwar schon im Vorfeld zunehmend an Bedeutung gewonnen, dennoch zeigte sich die Brisanz und auch der Bedarf in diesem Bereich vor allem mit Eintritt in die Distanz-Lehre aufgrund der Pandemie-Situation. Diese andere Form des Unterrichtens brachte die Ausbilderinnen und Ausbilder in den Zugzwang, sich schnell und unkompliziert neue Wege der Inhaltsvermittlung zu überlegen – technisch gut realisierbar, didaktisch und pädagogisch sinnvoll. Es galt nicht nur Lernprozesse virtuell abzubilden, sondern auch die Beziehungsarbeit, emotionale Begleitung und Motivation der jungen Menschen aufrecht zu erhalten. „Uns ist es und war es auch schon immer wichtig den jungen Menschen auf Augenhöhe zu begegnen und voneinander zu lernen“, so Preisempfängerin Petra Jeske, die die Abensberger Reha-Akademie leitet.

Mensch im Fokus

Gemeinsam mit Prof. Dr. Andreas Dengel (damals Universität Würzburg, heute Goethe-Universität Frankfurt a.M.) hat die Abensberger Reha-Akademie unter der Leitung von Petra Jeske das Projekt "Medien.Gestalten.Perspektiven." ins Leben gerufen.  Das Projektziel war es einen passgenauen Weg der virtuellen Lehre für die berufliche Rehabilitation zu entwickeln, der nicht nur eine Pandemie-Lösung ist. Stattdessen erarbeitete das Team, aufbauend auf einer breit gefächerten Bedarfsanalyse im B.B.W. St. Franziskus Abensberg, ein konkretes medienpädagogisches Handlungskonzept, um die virtuelle Lehre auch langfristig in den Ausbildungskontext zu integrieren. Diese besteht aus mehreren Arbeitspaketen, wie beispielsweise der Erwerb eines Medienkompetenzzertifikats. „Letzten Endes geht es immer um die Menschen, nicht um die Technologie. Wir können für viel Geld die beste Hard- und Software anschaffen, aber was nützt das, wenn es dann niemand verwendet? Fortbildungen, auch die unseres Medienkompetenzzertifikats, sind wichtig, um erste Barrieren abzubauen. Damit alle die didaktischen Potenziale digitaler Medien tatsächlich ausschöpfen, braucht es aber viel mehr Zeit und Raum zum Ausprobieren. Einen solchen Raum schaffen wir mit dem mediendidaktischen Labor“, so Prof. Dr. Andreas Dengel, der via Livestream zugeschaltet war.

Gemeinsam auf dem Weg zur Digitalisierung

An der Analyse waren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Abteilungen Ausbildung, Berufsvorbereitung und Berufsschule beteiligt. Die Erhebung führte eine Studierendengruppe der Universität Würzburg durch, wertete diese aus und entwickelten einen Maßnahmenkatalog. So wurde beispielsweise die Einrichtung des mediendidaktischen Labors konzeptionell weiterverfolgt und erfordert nun die Planung bezüglich konkreter Umsetzung wie beispielsweise Raummöglichkeiten und Ausstattung. Das mediendidaktische Labor soll den Ausbilderinnen und Ausbildern im Berufsbildungswerk und den Lehrkräften an der Berufsschule St. Franziskus die Möglichkeit bieten, mit ihren Ausbildungsgruppen verschiedene Technologien in einem experimentellen Rahmen kennenzulernen, und sich in die Nutzungsmöglichkeiten einzuarbeiten. Die dabei entstehenden Produkte (z.B. Lernvideo-Sequenzen) können anschließend auch im Sinne eines Peer-Teaching-Ansatzes als Materialien in die Lernplattform „Moodle“ integriert werden. Verschiedene Technologien, die für eine Ausstattung infrage kommen, werden an verschiedenen Stellen und in verschiedenen Abteilungen des B.B.W. bereits jetzt getestet (z.B. Tablets, 360°-Kamera, Whiteboard).

Ein Projekt mit Zukunft

Und damit noch nicht genug. Nach aktuellem Stand wird das B.B.W. St. Franziskus Abensberg als Einrichtung aktiv an einem internationalen Projekt mitwirken. Dieses nimmt die digitale Bildung von jungen Frauen mit Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) in den Fokus. Auch hier ist der Ansatz über ein mediendidaktisches Labor geplant. So ist in naher Zukunft eine genaue Abstimmung erforderlich, wie beide Projekte miteinander in Einklang gebracht werden können, und welche zeitliche Abfolge sinnvoll ist. Weitere Ziele der nächsten Monate sind die Suche nach geeigneten Räumlichkeiten, Suche nach Fördermöglichkeiten für die erforderlichen Anschaffungen, Investitionsplanung /Budgetierung und die fortlaufende Testung möglicher technologischer Anschaffungen durch verschiedene Abteilungen.

Weitere Informationen:

Das B.B.W. St. Franziskus Abensberg ist eine der führenden Einrichtungen der beruflichen und sozialen Rehabilitation in Deutschland und unterstützt junge Menschen mit einem besonderen Förderbedarf auf ihrem Weg in den Beruf und Gesellschaft.  Das Angebot ist maßgeschneidert für lern-, psychisch- und mehrfachbehinderte sowie anderweitig benachteiligte junge Menschen. Träger des B.B.W. St. Franziskus Abensberg ist die Katholische Jugendfürsorge der Diözese Regensburg. Derzeit absolvieren 520 Jugendliche und junge Menschen eine Ausbildung bzw. nehmen an berufsbildenden oder weiteren Fördermaßnahmen im B.B.W. teil. 40 % der jungen Menschen im Berufsbildungswerk kommen aus der Region, 40 % aus den restlichen Regionen Bayerns, 20 % aus der gesamten Bundesrepublik.
Weitere Angebote im Netzwerk B.B.W. sind die Fachschule für Heilerziehungspflege in Abensberg, flexible Hilfen im Rahmen der Erziehungshilfe des Landkreises Kelheim und eine Wohngruppe für Kinder und Jugendliche in Neufahrn (nähe Landshut).

Text: Olga Arnstein, Petra Jeske, Silvia Haumer