null Christian Gottlieb Gumpelzhaimer-Preis für Nadine Merk

v.li. Kreisheimatpfleger Dr. Thomas Feuerer, Preisträgerinnen Nadine Merk und Eva Hamella (Foto: Georg Deisenrieder)


Untersuchungen zur Baugeschichte der ehemaligen Waisenhauskapelle Maria Schnee in Regensburg

Die Abschlussarbeit des Masterstudiums trägt den Titel: „Ornament und Fürsorge. Untersuchungen zur Baugeschichte der ehemaligen Waisenhauskapelle Maria Schnee in Regensburg“.

Als mit Nadine Merk das Thema vereinbar wurde, war nicht abzusehen, dass daraus statt der zusammenfassenden Würdigung eines architekturhistorischen Phänomens mittlerer Komplexität eine umfassende Neubestimmung der Baugeschichte zu erfolgen hatte. Auf Grund der bis dato lückenhaften Erforschung des Bauwerkes entwickelte sich die Arbeit zu einem Forschungsprojekt, dessen Resultate nicht wenige kunsthistorische Promotionen in den Schatten stellt.

Der Innenraum der attraktiven Rokoko-Anlage im Osten der Regensburger Innenstadt erwies sich zu einem guten Teil als Ergebnis einer Umgestaltung des 19. Jahrhunderts. Obwohl sie nicht nur unter diesem Aspekt die Baugeschichte des Objektes in großen Teilen neu zu schreiben hatte – unter anderem konnte sie zudem einen verlorenen Turm rekonstruieren –, gelang es der Autorin, den ursprünglich geplanten Schwerpunkt auf einer Analyse der ornamentalen Gestaltung und des damit verbundenen Wechselspieles der Gattungen Malerei, Skulptur, Architektur beizubehalten und in geschickter Weise mit der Frage nach der Baugeschichte zu verknüpfen.

Genaueste Beobachtungen am Ornament und seiner Beziehung zu Architektur und Bildwerken trugen dazu bei, um nach Unterschieden zwischen einer Verwendung der Rocaille im 18. und 19. Jahrhundert zu fragen. Grundlage dieser Ergebnisse waren umfassende und gewissenhafte Recherchen anhand von Schrift- und Bildquellen in Regensburger Archiven, gleichzeitig verlor Nadine Merk nie aktuelle Forschungsansätze aus den Augen, etwa in der Ornamenttheorie. Die Abschlussarbeit bewegt sich wissenschaftlich und handwerklich auf höchstem Niveau, das gilt für die sehr kritische und reflektierte Herangehensweise ebenso wie für die souveräne Handhabung der Fachterminologie bei Baugeschichte und -beschreibung. Gerade die Anpassung des Duktus bei der Beschreibung der ornamentalen Gestaltung ist bemerkenswert, da es gelingt, die komplizierte Rolle der Rocaille zwischen Architektur und Bild, Fläche und Körper, Grenze und Feld zu fassen, ohne jemals an Klarheit und Prägnanz zu verlieren.

Die Ergebnisse sind dem höchst engagierten und hartnäckigen Studium Nadine Mercks von Schriftquellen und historischem Planmaterial, sowie dem klugen Umgang mit einer verworrenen anmutenden Abfolge von Umbaumaßnahmen und nicht ausgeführten Projekten zu verdanken.

Wir gratulieren Nadine Merk herzlich!

Text: Laudatio Julian Jachmann, Professur für Kunstgeschichte Universität Regensburg