null Besuch von Zeitzeuge Ernst Grube im Pater-Rupert-Mayer-Zentrum

Ernst Grube, Jahrgang 1932, ist ein deutscher NS-Verfolgter und bekannter Vertreter einer aktiven Vergangenheits- und Aufarbeitungspolitik. Er besuchte das Pater-Rupert-Mayer-Zentrum der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Regensburg e. V. (KJF) und berichtete den Schülerinnen und Schülern über seine Kindheit und Vergangenheit während des Nationalsozialismus. Begleitet von Birgit Mair vom Institut für sozialwissenschaftliche Forschung, Bildung und Beratung (ISFBB e.V.), die das im März 2023 erschienene Buch "Die letzten Zeuginnen und Zeugen - Meine Arbeit mit Holocaust-Überlebenden" verfasst hat.

v.l. Lars (Schülersprecher), Berthold Pirzer (Religionslehrer), Senta-Sofia (Schülersprecherin), Birgit Mair (ISFBB e.V.), Ernst Grube, Gerlinde Dubb (Gesamtleitung PRMZ), Corinna Kutscher (Schulleitung PRMZ), „Marv“ Martin Piendl (Gong FM) (Foto: Susanne Michl)

Gesamtleiterin Gerlinde Dubb begrüßte Ernst Grube und erklärte den Schülerinnen und Schülern vorab den Hintergrund des Besuchs und auch den Zusammenhang mit dem Patron der Einrichtung, Pater Rupert Mayer, der sich ebenfalls in München mit dem Nationalsozialismus auseinandersetzte und in seinen Predigten den Hass gegen Minderheiten bekämpfte.

Gespannt hörten die Schülerinnen und Schüler der Mittelstufe zu. Ruhig und sachlich schilderte Ernst Grube die schrecklichen Ereignisse von damals und beeindruckte damit, eben nicht von Zorn und Verbitterung geprägt zu sein. Im Gegenteil: Bis heute setzt sich Grube unermüdlich für Menschenrechte und gegen Gewalt und Ausgrenzung ein – passend zu der Auszeichnung „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, die dem Pater-Rupert-Mayer-Zentrum letztes Jahr verliehen wurde. So konnten die Schülerinnen und Schüler einen Bezug zu heute herstellen, indem sie sich bewusst gegen jede Form von Diskriminierung, Mobbing und Gewalt wenden. Zeit genommen Für diese Veranstaltung hatte sich auch der Projektpate von „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, „Marv“ Martin Piendl (Gong FM) Zeit genommen.
 
Ernst Grubes Mutter war Jüdin, der Vater nicht. Ernst Grube wurde 1932 in eine Gesellschaft hinein geboren, die bereits vom Denken der Nationalsozialisten, Minderheiten das Lebensrecht zu nehmen, geprägt war. Die Familie lebte in München in unmittelbarer Nähe zur Synagoge, die 1938 abgerissen wurde. Unter dem Druck der Verfolgung wurden Ernst und seine beiden Geschwister schließlich von den Eltern im jüdischen Kinderheim in München untergebracht. Dort waren sie zunächst gut versorgt, spürten aber die zunehmende Ausgrenzung, durften keine normale Schule besuchen und mussten den gelben Judenstern tragen.

Im November 1941 setzten die Deportationen in die Vernichtungslager im Osten ein; Ernst Grubes Tanten und ihre Familien fielen dem Massenmord zum Opfer. Für die verbliebenen Juden wurde die Lage immer bedrohlicher. Im Februar 1945 wurden die Kinder der Familie Grube zusammen mit der Mutter in das Konzentrationslager Theresienstadt nahe Prag deportiert, dort aber am 8. Mai 1945 von der Roten Armee befreit.
 
Die Schülerinnen und Schüler waren sichtlich beeindruckt, selten war es so still. Sie stellten Ernst Grube viele Fragen und zeigten ihr großes Interesse an seinen Erlebnissen. Auf die Frage eines Schülers „Was haben Sie nach der Befreiung als erstes gemacht?“, antwortete Grube: „Ich wollte erzählen, aber keiner hörte mir zu.“ Heute hören viele Menschen zu, was auch bei seinem Vortrag im Pater-Rupert-Mayer-Zentrum deutlich wurde.
 
Die Gesamtleiterin des PRMZ, Gerlinde Dubb, bat Ernst Grube zum Abschluss den Schülerinnen und Schülern einen Rat mit auf den Weg zu geben: „Wir wollen nicht, dass sich die Zeit wiederholt und doch begegnen wir immer wieder rechten Gedanken und Meinungen. Wir dürfen nicht schweigen, sollen Partei ergreifen, im Leben auf Dinge achten, hinschauen und die Dinge entsprechend verteidigen“, so Ernst Grube. Er bedankte sich bei den Schülerinnen und Schülern mit den Worten: „Für mich war die heutige Begegnung etwas Besonderes."
 
Text: Susanne Michl