null Auf Straßen und Flüssen

„Es freut mich sehr, einen so außergewöhnlichen Künstler, der einen so turbulenten Lebensweg hinter sich hat, in unserer Galerie St. Klara zu begrüßen. Mit seinen ausdrucksstarken Bildern eröffnet uns Aco Ristic ein Fenster in seine Welt: Er nimmt uns charmant in Beschlag und lässt uns an seinen Erfahrungen teilhaben“, sagte KJF-Direktor Michael Eibl im Rahmen der Vernissage, die von Milorad Romic musikalisch umrahmt wurde. Die Ausstellung Auf Straßen und Flüssen in der Galerie St. Klara ist jeden Sonntag bis einschließlich bis 18. April 2024 von 14 bis 17 Uhr geöffnet.

Der Künstler Aco Ristic (4.v.r.) gemeinsam mit den Ehrengästen (Foto: Sebastian Schmid)

Martin van Bracht und Edmund Klingshirn stellten den Künstler und seine Werke gemeinsam näher vor: Oft sind beide Blattseiten gestaltet, Text schiebt sich ins Bild. Auf einer diesen Rückseiten finden sich inmitten von Texten die deutsche und serbische Sprache vermischen eine Kanone und eine Hand mit einem explodierenden Gegenstand. Ampeln auf Rot prägen das Stadtbild. Außer Motorradfahrer sind bis auf wenige Ausnahmen keine Menschen auf den Straßen sichtbar. In ihrer Strahlkraft erinnern diese Bilder an mittelalterliche Stundenbücher. „Ich war schnell beeindruckt von seiner Kunst: Es ist faszinierend, wie Aco Ristic komprimierte Stadtlandschaften auf einem kleinen Format fokussiert darstellt und dabei eine unglaubliche Dichte erzeugt“, so Martin van Bracht.

 

Ein unverwechselbarer Stil mit großer erzählerischer Kraft

Aco Ristic ist 1961 im ehemaligen Jugoslawien in Tuzla (Teilrepublik Bosnien-Herzegowina) geboren. In den Kriegswirren der 1990er-Jahre flüchtet er zu seinem Vater, der bereits in seit 1968 Gastarbeiter in Deutschland war. Seit 1993 lebt er bei seinen Eltern in Abensberg und besucht seit 2005 die Werkstätte der Lebenshilfe in Kelheim. Dort beginnt Aco Ristic an seinem Arbeitsplatz mit Bleistift, Kugelschreiber und Farbstiften zu zeichnen. Er entwickelt einen eigenen, unverwechselbaren Stil mit einer großen erzählerischen Kraft: Breite asphaltierte Straßen führen labyrinthisch durch seine neue Welt. Entlang der Donau weisen Schilder möglicherweise in Richtung seiner alten Heimat. Fein gemauerte Häuser, die keiner bestimmten Zeit und Gegend zugeordnet scheinen, stehen vor idyllischer Landschaft, die von Stromleitungen durchschnitten ist.

„Aco Ristic ist ein überzeugter Künstler, auf Ausstellungen oder beim Besuch in der Werkstatt zeigt er seine Bilder mit großer Begeisterung“, sagte Edmund Klingshirn. „Mit seiner serbisch-deutschen Sprach-Mischung nimmt er Kontakt auf. Viel Gestik kommt hinzu. Mit den Fingern deutet er auf Details und fordert uns Betrachterinnen und Betrachter auf, seine Bilder genau anzuschauen um ein tieferes Verständnis der Werke zu ermöglichen.“

Milorad Romic beeindruckte das Publikum auf der Klassischen Gitarre. (Foto: Sebastian Schmid)

Bereits 2009 wirkte Aco Ristic an einer Ausstellung in Kelheim mit. Seit 2010 hat er sieben Mal am Kunst.Preis für Menschen mit geistiger Behinderung des Kunst- und Gewerbevereins Regensburg teil und wurde von der Jury mit dem 3. Preis ausgezeichnet. 2012 zeigte er seine Werke im Atelier Ring9 in Pfarrkirchen und 2013 im Forum Regionaler Kunst in Neustadt. Am Kunstpartner Kalender war er 2013 und 2017 beteiligt. 2014 war Aco Ristic für den Preis Euward6 nominiert und präsentierte seine Kunst im Buchheim Museum.

Text: Sebastian Schmid