null 3 Jahre Arbeitsmarktzulage

3 Jahre Arbeitsmarktzulage – Erfahrungen und Bewertung der KJF

Die Katholische Jugendfürsorge der Diözese Regensburg betreibt mehrere Kinderhäuser, unter anderem in Regensburg und Lappersdorf. Seit Januar 2019 bezahlt die Stadt Regensburg Fachkräften in der Kinderpflege, Erzieherinnen und Erziehern eine Arbeitsmarktzulage, der Markt Lappersdorf seit Februar 2019.

Ich möchte es gleich zu Beginn auf den Punkt bringen: Wir alle haben zu wenig Fachkräfte und finanzielle Anreize reichen nicht aus, um die Situation zu verbessern. Die Arbeitsmarktzulage – finanziert aus Steuermitteln – ist weder nachhaltig noch gemeinwohlorientiert investiert. Die Stadt Regensburg kann dies zwar nach der Gemeindeordnung machen, verstößt damit aber eklatant gegen das Besserstellungsverbot. Tarifpolitik ist nicht Sache der Kommunen. An diesem Punkt sind wir sehr enttäuscht, gleichwohl wir ansonsten mit der Stadt Regensburg eine gute Zusammenarbeit pflegen.

Die KJF hat das Vorgehen der Stadt Regensburg mit anderen freien und kirchlichen Trägern scharf kritisiert und darum gebeten, dass sich die Stadt Regensburg und die Wohlfahrtsverbände auf ein Vorgehen einigen, um allgemein die Situation auf dem Arbeitsmarkt zu verbessen. Leider erfolglos. Dabei ging und geht es der KJF nicht darum, für einzelne Berufsgruppen und Bereiche in der Kinder- und Jugendhilfe einen zusätzlichen finanziellen Anreiz zu schaffen, sondern generell darum, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Schließlich erfüllen die Kommunen, die kirchlichen und freien Träger gemeinsam den Rechtsanspruch von Eltern auf Betreuung ihrer Kinder.

Unsere erste Verantwortung liegt darin, den Versorgungsauftrag sicherzustellen und den Kindern und ihren Familien eine fachlich gute Leistung zu bieten. Das können wir nur mit ausreichend und gut ausgebildetem Personal. Deshalb wird die KJF selbst aktiv und bemüht sich mit Kooperationspartnern, noch mehr Ausbildungsplätze bereitzustellen, bietet die Qualifizierung von Quereinsteigern an und geht bei Messen gezielt auf junge Menschen zu, um sie für soziale Berufe zu begeistern. Aktuell bieten wir in Kooperation mit unserer Fachakademie für Heilpädagogik einen Vorbereitungskurs für die Externenprüfung Kinderpflege an. Das ist der Weg der KJF: Wir investieren in gute Ausbildung und Weitebildungsmöglichkeiten. Wir gehen hier mit den Kolleginnen und Kollegen im Caritasverband konform. Dieser hat an der Caritas-Fachakademie für Sozialpädagogik zusätzlich zur Regelausbildung das Projekt OptiPrax für Abiturienten angeboten.

Aus meiner Sicht hat die Maßnahme Arbeitsmarktzulage die Personalsituation der städtischen Kindergärten nicht verbessert. Ich betrachte sie weiterhin als äußerst kritisch und setze darauf, dass wir ab 2024 gemeinsam mit der Kommune andere Wege beschreiten; bis dahin ist die Arbeitsmarktzulage befristet. Sie löst keine strukturellen Probleme und bietet zudem keinen deutlichen Mehrwert gegenüber anderen Aspekten, die für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wichtig sind wie zum Beispiel der Weg zur Arbeit, Arbeitszeiten und Arbeitszeitmodelle angepasst auf die persönliche Situation. Teamqualität, gelebte Kultur und Leitbild haben darüber hinaus Einfluss. Zufriedene und fachlich gut ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lassen sich nicht allein über die Arbeitsmarktzulage gewinnen.

So bleiben alle Träger weiterhin in gleichem Ausmaß vom Fachkräftemangel betroffen. Wir beobachten nicht, dass wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verlieren, die uns wegen der Arbeitsmarktzulage verlassen. Wir beobachten allerdings vorrübergehende Schließungen von Gruppen und sogar schon eine dauerhafte Schließung bei anderen Trägern hier in Regensburg. Wie schade, dass es uns nicht gemeinsam gelingt, die Situation allgemein zu verbessern. Denn wir alle gewinnen nach wie vor sehr schwer Fachkräfte für unsere KITA.

Die Katholische Jugendfürsorge betreibt integrative bzw. inklusive Einrichtungen mit einem Anteil von einem Drittel an Kindern mit Behinderung. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind wegen der besonderen sonderpädagogischen Anforderungen in der Förderung und Betreuung von Kindern mit Behinderung besser eingruppiert als in einer Regeleinrichtung. Ich würde das allerdings nicht als Wettbewerbsvorteil sehen wollen, sondern als Tatsache, die dem Anspruch an die Qualifikation und die Betreuungsqualität gerecht wird.

Michael Eibl
Direktor der KJF