"Eine Win-Win-Situation" für alle Beteiligten
null "Eine Win-Win-Situation" für alle Beteiligten
Ab dem Frühjahr 2023 gibt es am Bischof-Wittmann-Zentrum eine UR-Klasse. Dafür wird ein Klassenzimmer mit Kameras und Mikrofonen ausgestattet, um Ton- und Videoaufnahmen zu erstellen. So lässt sich das Unterrichtsgeschehen im Nachhinein analysieren, um Verbesserungspotenzial ausfindig zu machen. Von einem Nebenraum aus kann man den Unterricht auch live mitverfolgen. Dadurch sollen angehende Lehrkräfte in ihrer Ausbildung unterstützt werden. Doch auch Lehrerinnen und Lehrer mit langjähriger Berufserfahrung profitieren von dem Projekt.
„Derzeit laufen noch Sanierungsarbeiten am Bestandsgebäude. Sobald diese abgeschlossen sind, können wir einen Raum für die UR-Klasse zur Verfügung stellen“, kündigt Bertin Abbenhues, Abteilungsleiter Teilhabeleistungen Kinder und Jugendliche, an. „Das Klassenzimmer kann für die UR-Klasse und den regulären Betrieb des Bischof-Wittmann-Zentrums genutzt werden.“ Er geht davon aus, dass das Projekt im Frühjahr 2023 starten wird.
Positive Effekte stellen sich schnell ein
Neben dem Bischof-Wittmann-Zentrum gibt es UR-Klassen an der Grundschule Burgweinting, der St.-Wolfgang-Mittelschule, der Realschule am Judenstein und dem Albertus-Magnus-Gymnasium. „Bevor es die UR-Klassen an den Schulen gab, mussten die Schülerinnen und Schüler an die Uni kommen. Dort konnte aber kein natürlicher Unterricht stattfinden, weil die Kinder nicht in ihren gewohnten Klassenzimmern waren“, sagt Stefan Prock, der für die UR-Klassen zuständig ist. Jetzt entstehen authentische Ton- und Videoaufnahmen, die mit den Lehramtsstudierenden, Referendaren oder Lehrkräften ausgewertet werden. „Gemeinsam überlegt man sich dann, ob man den Unterricht vielleicht anders gestalten könnte, um den maximalen Erfolg für die Schüler zu erzielen“, erklärt Stefan Prock. Laut seiner Kollegin Julia Judenmann lassen sich die positiven Effekte schnell feststellen: „Manche Lehrkräfte passen ihre Erklärungen im Unterricht an und wirken souveräner, nachdem sie sich die Aufnahmen angesehen haben.“
Aber nicht nur Berufseinsteiger, sondern auch altgediente Lehrerinnen und Lehrer nehmen an den UR-Klassen teil und entwickeln sich dadurch weiter. „Jemand, der seit Jahren als Lehrer tätig ist, wird nicht plötzlich alles umkrempeln, aber manche Lehrkräfte wagen dadurch den Umstieg auf digitale Medien“, berichtet Stefan Prock. „Wer Overhead-Projektor und Kreide gewohnt ist, muss es sich erstmal zutrauen, plötzlich mit Tablets und Dokumentenkameras zu unterrichten.“
Der Datenschutz ist immer gewährleistet
Stefan Prock betont, dass der Datenschutz innerhalb des Projekts zu jeder Zeit gewährleistet ist: Die Video- und Tonaufnahmen können nur stattfinden, wenn alle Schülerinnen und Schüler zustimmen. Die Dateien werden auf einem speziell gesicherten Server gespeichert, auf den nur berechtigte Personen Zugriff haben.
„Ich freue mich sehr, dass die lang geplante Zusammenarbeit mit dem Lehrerbildungszentrum der Universität Regensburg nach unserer Sanierungsmaßnahme nun Fahrt aufnehmen kann“, sagt Dr. Katja Sachsenhauser, die Leiterin des Bischof-Wittmann-Zentrums. Dadurch entstehen neue Chancen und Synergien im Bereich der Lehrerbildung: Die Studierenden knüpfen mit ihren künftigen Kolleginnen und Kollegen Kontakte und haben die Gelegenheit, die Schülerinnen und Schüler des Förderzentrums kennenzulernen. Referendare können ihre theoretischen Kenntnisse in der Praxis anwenden und Lehrkräften steht das UR-Klassenzimmer für Fortbildungen zur Verfügung. „Auf diese Weise kann die Qualität des Unterrichtens sowohl theoretisch als auch praktisch weiterentwickelt werden“, so Dr. Sachsenhauser.
Geplant ist auch eine Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Pädagogik bei geistiger Behinderung einschließlich inklusiver Pädagogik, den Prof. Dr. Wolfgang Dworschak an der Universität Regensburg leitet. „Wir können Forschungsprojekte aus der praktischen Erfahrung heraus unterstützen oder sogar selbst mit initiieren“, erklärt Dr. Sachsenhauser. „Auf jeden Fall ist es eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten, daran habe ich keinen Zweifel.“ Ihr ausdrücklicher Dank gilt dem Regensburger Universitätszentrum für Lehrerbildung, dem Lehrstuhlinhaber Wolfgang Dworschak und KJF-Direktor Direktor Eibl für die Offenheit und Begeisterung, eine UR-Klasse am Bischof-Wittmann-Zentrum zu gründen.
Text: Sebastian Schmid