Werke von Andreas Ammer und Martin van Bracht in der Galerie St. Klara
null Werke von Andreas Ammer und Martin van Bracht in der Galerie St. Klara
Aus dem Kopf, über die Hand, aufs Papier:
Zwei Künstler, 56 Werke. Unter dem Titel „Schleusenkammer“ luden Andreas Ammer und Martin van Bracht ein, ihre Kunst auf sich wirken zu lassen und sich auf eine andere Ebene einzulassen. Ganz wie beim Verlassen einer Schleusenkammer. „Andreas und ich sind uns in einer Sache besonders ähnlich: Wir bringen unsere Kunst aus dem Kopf, über die Hand, aufs Papier. Ohne Konzept und Bewertung “, so Martin van Bracht bei der Vorstellung der gemeinsamen Werke. Die Vernissage wurde von Michael Eibl, Direktor der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Regensburg (KJF), in der Regensburger Galerie St. Klara der KJF eröffnet. „In dieser inklusiven Ausstellung präsentieren wir zwei Künstler, die sich wunderbar ergänzen“, so Eibl. Mit orientalischen Klängen aus ihrer Heimat Syrien sorgte das Vater-Sohn-Duo „Baab Sharqi“ (Fawaz Haidar Alsharani und Bashar Haidar Alsharani) für die beeindruckende musikalische Begleitung der Ausstellung.
Renate Höning, Leiterin des Ateliers „Kunst inklusiv“ der KJF stellte Martin van Bracht und seine Kunst vor und dieser stellte wiederum Andreas Ammers Werke vor. Dass es zu dieser gemeinsamen Ausstellung kam, ist Andreas Ammer zu verdanken. „Eines Tages fragte mich Andreas: „Martin, was machst Du denn für Bilder? Ich überlegte und antwortete: „Andreas, ich bin da nahe bei dem was du machst. Seitdem haben wir uns damit beschäftigt etwas Gemeinsames zu machen", berichtet van Bracht.
Martin van Bracht, 1955 geboren, studierte von 1982 bis 1986 an der Münchner Akademie der Bildenden Künste. Hier war er Meisterschüler bei Daniel Spoerri. Van Brachts Arbeiten konzentrieren sich oft auf kleinstem Raum. Er bezeichnet die mit Pinsel und Deckfarben gemachten Blätter der Ausstellung als „Bagatellen“ – angelehnt an die musikalische Form kurzer Musikstücke. Eine Sammlung von Material, das oft weiterverwendet wird. Also keine große „Sinfonie", sondern konzentrierte unscheinbar wirkende „Kammermusik", die überrascht, aufweckt, umdenken lässt.
Martin van Bracht arbeitet seit dem Jahr 2000 auch als Kunsttherapeut mit Menschen mit geistiger Behinderung. Im Seniorenzentrum Laaberg in Tann hat er Andreas Ammer kennen und schätzen gelernt. „Andreas ist ein echtes Talent, ich bin dankbar ihm begegnet zu sein“, so van Bracht. Er ergänzt: „Kunst von Menschen mit Handicap muss endlich ernst genommen werden.“
„Martin, eine Ausstellung ist gut - aber ich geh da nicht hin."
„Andreas hat schon immer gezeichnet. Wirklich gesammelt und bewahrt haben wir seine Werke erst seit 2014,“ berichtet van Bracht über die Arbeit des 1967 in Simbach am Inn geborenen Künstlers. So umfasst die aktuelle Sammlung über 10.000 Werke, die von Ammer fein säuberlich und verschlossen in Schränken aufbewahrt werden. Andreas Ammer arbeitet ungern in der Gruppe, er ist lieber mit seiner Kunst für sich, am Tag und oft auch in der Nacht. Er zeigt selten Werke von sich, außer Martin van Bracht, der darf sogar Blätter für Ausstellungen auswählen. Andreas Ammer nutzt die Zeit lieber zum Zeichnen und sagt: „Martin, eine Ausstellung ist gut – aber ich geh da nicht hin."
Andreas Ammer ist ein Künstler, der seine auch körperlichen Einschränkungen bewusst durch eigens entwickelte Techniken kompensiert hat. Er arbeitet mit Bleistift und Farbstiften an einem wie es scheint, endlosen Lexikon. Oft kommen Werkzeuge aus seinem bäuerlichen Umfeld vor, aber auch spitze Gegenstände wie Waffen oder Figuren aus Filmen, die er gesehen hat. Obskure und fantasievolle Gestalten. Am Anfang zeichnete er eher groß auf großen Blättern. Mittlerweile sind es kleinere Blätter, auf denen zum Teil sehr kleine Zeichnungen mit einer winzigen Schrift betitelt zu sehen sind. Die Zeichnungen werden zwar kleiner, aber um wirksam zu sein formbewusster. Ein schwarzer Fleck auf Ammers Kunstwerk kann beim näherem Betrachten eine unglaubliche Präsenz entwickeln: präzise dargestellt, technisch immer mehr versiert. Die Titel, die der Künstler für seine Werke wählt, sind poetische Kunst für sich: Zum Beispiel: Schneebedeckte Kiefernnadel, Thrombosekapsel oder Tiefgarage unbekannt.
Öffnungszeiten der Ausstellung „Schleusenkammer“ an den Sonntagen 28.05. und 11.06.2023 jeweils von 14:00 bis 17:00 Uhr in der Galerie St. Klara der KJF, Kapuzinergasse 11 in Regensburg und online in der Internet-Galerie: www.galerie-st-klara.de.
Text: Olga Arnstein