null Spatenstich für die Erweiterung der St. Johannes Werkstätte Regensburg

Nach intensiver Planung und Vorbereitung startet die Erweiterung der St. Johannes Werkstätte Regensburg mit dem offiziellen Spatenstich. Damit entstehen 40 neue Arbeitsplätze für Menschen mit körperlichen Einschränkungen oder Autismus-Spektrum-Störungen. Der Anbau bietet auf rund 1.250 Quadratmetern dringend benötigte Kapazitäten für die berufliche Teilhabe und Inklusion. Zudem beinhaltet er einen vollständigen Pflegebereich, ein neues Lager sowie Büro- und Verwaltungsräume. Einrichtungsleiter der St. Johannes Werkstätte in Regensburg, Holger Lauer, begrüßte gemeinsam mit dem Werkstattratsvorsitzenden Johannes Gutekunst alle anwesenden Gäste. Domkapitular und Vorsitzender der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Regensburg e. V. (KJF), Michael Dreßel, sprach Gruß- und Segensworte zum Spatenstich: „Wir bitten um den Segen für diese Baustelle. Hier wird ein Fundament gelegt für einen neuen Anfang.“

Endlich geht es los! Spatenstich für die Erweiterung der St. Johannes Werkstätte Regensburg (Foto: Olga Arnstein)

KJF-Direktor Michael Eibl erinnerte bei seiner Begrüßung zurück: „Die Werkstätte St. Johannes hat die KJF im Jahr 2010 gegründet, weil Eltern und Menschen mit Behinderungen dieses dringende Anliegen von wohnortnahen Arbeitsplätzen an uns vermittelt haben. Die Entwicklung und der steigende Bedarf haben sie bestätigt. Unsere Kollegen sind äußerst engagiert, passgenaue Arbeitsplätze zu schaffen und immer wieder neue Aufträge aus der Wirtschaft zu gewinnen.“

Die St. Johannes Werkstätte verfügt über eine offizielle Anerkennung für 70 Arbeitsplätze. Das ursprüngliche Bestandsgebäude bietet jedoch nur Raum für 30. Um der stark gestiegenen Nachfrage zu begegnen, wurden bislang Übergangslösungen wie die Anmietung externer Räume und die Nutzung von Containern realisiert. Dadurch konnten zuletzt 57 Plätze bereitgestellt werden – eine Notlösung, die keine dauerhafte Perspektive bietet. Mit dem Neubau wird nun die Voraussetzung geschaffen, die anerkannten 70 Plätze auch tatsächlich zur Verfügung zu stellen. Sie bieten Tätigkeiten in den Bereichen Bürodienstleistung, Montage und Verpackung, Hauswirtschaft sowie Verwaltung.

Einrichtungsleiter Holger Lauer blickte zurück auf eine nicht immer einfache Vorbereitungsphase: „Nach sechs Jahren kann nun der langersehnte Erweiterungsbau umgesetzt werden. Das Planungsteam reagierte flexibel und kooperativ auf sich ändernde Rahmenbedingungen. Die Fördergeber ließen uns nicht im Regen stehen und begleiteten die nötige Umplanungsphase mit großem Entgegenkommen. Mein Dank gilt der KJF Regensburg als Gesellschafter, dem Aufsichtsrat und der Geschäftsführung der KJF Werkstätten, die immer an diesem wichtigen Bauprojekt festgehalten haben.“

Erweiterungsbau der St. Johannes Werkstätte markiert wichtigen Meilenstein

Zum Spatenstich kamen zahlreiche Gäste. Unter ihnen auch Bezirkstagsvizepräsident Thomas Thumann: „Der Spatenstich für den Erweiterungsbau der St. Johannes Werkstätte markiert nicht nur einen weiteren Meilenstein in der Geschichte der Katholischen Jugendfürsorge. Bald bietet sich Menschen mit Körperbehinderung hier ein adäquater Arbeitsplatz und damit sowohl eine verbesserte Teilhabe als auch eine Zukunftsperspektive.“ Arbeit sei ein fundamentaler Baustein für ein selbstbestimmtes und erfülltes Leben und spiele eine Schlüsselrolle bei der Integration von Menschen mit Behinderungen in die Gesellschaft. Der Ausbau der Plätze ermöglicht laut Thumann eine wohnortnahe Unterstützung, so dass Fahrtkosten eingespart werden können.

Landrätin Tanja Schweiger betonte: „Der heutige Spatenstich ist weit mehr als der Beginn eines Bauprojekts – er ist ein Bekenntnis zu gelebter Inklusion in unserer ganzen Region. Mit den neuen Arbeitsplätzen schaffen wir Perspektiven für Menschen mit Behinderungen aus Stadt und Landkreis Regensburg. Sie erhalten hier nicht nur Raum zum Arbeiten, sondern vor allem die Chance, ihre Fähigkeiten zu entfalten und ihre Talente sichtbar zu machen. Das stärkt den Einzelnen ebenso wie unser gesellschaftliches Miteinander. Ich bin dankbar, dass so viele engagierte Partner dieses Projekt möglich gemacht haben. Gemeinsam senden wir heute ein starkes Signal: Teilhabe und Inklusion sind zentrale Werte, an denen wir in unserer Region festhalten – heute und in Zukunft.“

Regensburgs Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer freute sich sehr über den Beginn des Erweiterungsbaus und betonte in ihrem Grußwort: „Werkstätten geben Menschen mit Behinderung die Möglichkeit, einer Arbeit nachzugehen. Arbeit ist nämlich deutlich mehr als Broterwerb oder einfach irgendeine Beschäftigung. Arbeit stiftet Sinn und gibt Struktur. Daher ist es unsere Aufgabe, Voraussetzungen zu schaffen, die es jedem Menschen ermöglichen, überall einen gleichberechtigten und wertvollen Platz in der Gesellschaft zu haben – egal ob mit oder ohne Handicap. Das ist es, was Inklusion bedeutet!“

Harald Beck vom Zentrum Bayern Familie und Soziales ist überzeugt: „Mit der aktuellen Erweiterung schaffen wir buchstäblich mehr Raum – und zwar für Begegnung, Entwicklung und ganz viel gelebte Inklusion. In einer Zeit, in der gesellschaftlicher Zusammenhalt und gegenseitiger Respekt wichtiger denn je sind, setzen wir heute gemeinsam ein starkes Zeichen. Hier in Regensburg wird investiert – nicht nur in Ziegel und Beton, sondern in Menschlichkeit, Chancengleichheit und das Miteinander. Es ist schön zu sehen, wie aus Zahlen, Förderbescheiden und Bauplänen ganz konkrete Lebensräume für Menschen entstehen. Denn hinter Zahlen, Bauplänen und Bescheiden stehen immer Menschen. Menschen mit ihren ganz eigenen Lebensgeschichten, Talenten, Wünschen und Träumen.“

Ein Projekt aus Notwendigkeit und Überzeugung

„Es freut mich sehr, dass wir mit diesen neuen barrierefreien Arbeitsplätzen die notwendige Infrastruktur für Pflege und Assistenz bieten können. Damit ermöglichen wir es, insbesondere Menschen mit hohem Pflege- und Unterstützungsbedarf am Arbeitsleben teilhaben zu lassen – für uns ein bedeutender Beitrag zur Umsetzung beruflicher Inklusion“, so Melanie Eibl, die Geschäftsführerin der KJF Werkstätten gGmbH.

Melanie Eibl, die Geschäftsführerin der KJF Werkstätten gGmbH im Dialog mit dem Werkstattratsvorsitzenden der St. Johannes Werkstätte, Johannes Gutekunst (Mitte) über passgenaue, individuelle Arbeitsangebote und die zwingend notwendige Ausstattung mit Fachpersonal. (Foto: Olga Arnstein)

Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf rund 5,55 Millionen Euro. Das Bauvorhaben wird durch öffentliche Mittel unterstützt: 1.567.800 Euro kommen vom Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales über das Inklusionsamt des Zentrums Bayern Familie und Soziales. Der Bezirk Oberpfalz gewährt eine Förderung über 120.600 Euro. Die Bundesagentur für Arbeit unterstützt mit einem 67.674,69 Euro Zinszuschuss für ein Darlehen über 241.200 Euro. Den Restbetrag – rund 2,73 Millionen Euro – tragen die KJF Werkstätten aus Eigenmitteln.

Die Planungen für den Erweiterungsbau begannen bereits im Jahr 2019 mit ersten Berechnungen und der Antragstellung zur Aufnahme in das Jahresförderprogramm. Das Projekt wurde schließlich 2022 darin aufgenommen – doch zwischenzeitlich stiegen die Kosten infolge der Corona-Pandemie, des Ukrainekriegs und der damit verbundenen Mehrkosten bei Energie, Rohstoffen und Baumaterialien.

Text: Sebastian Schmid / Olga Arnstein