Meditativer Impuls September 2023
null Meditativer Impuls September 2023
Christus hat keine Hände, nur unsere Hände… Geben wir Christus unsere Hände!
In diesem Monat, am 14. September, findet wieder das Fest Kreuzerhöhung statt. Es ist schon ein Kreuz mit dem Kreuz: Das Kruzifixurteil in den 90er Jahren, das alle Kreuze aus Schulen und staatlichen Einrichtungen verbannen wollte, und die im vergangenen Frühjahr entbrannte Diskussion darüber, Gipfelkreuze auf den Bergen verschwinden zu lassen, sind nur Beispiele dafür. Dass im Kreuz nicht alle ein Zeichen der Erlösung sehen können, wusste auch schon der Apostel Paulus, wenn er sagt „Wir verkündigen Christus als den Gekreuzigten“, obwohl das für manche ein „Ärgernis“ oder eine „Torheit“ ist (1 Kor 1,22).
Bei aller interreligiöser Offenheit gehört in unseren caritativen Häusern und Einrichtungen das Kreuz wie eine Selbstverständlichkeit dazu: Bevor neugebaute oder sanierte Häuser gesegnet und bezogen werden, stellt sich die Frage, in welchen Räumen ein Kreuz hängen soll und wie es aussehen soll. In Anlehnung an das Fest Kreuzerhöhung könnte die Frage auch lauten: Welches Kreuz wollen wir für alle sichtbar an die Wand hängen und somit „erhöhen“? Schließlich soll es Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Menschen, die wir begleiten, ansprechen und für sie ein Zeichen ermutigenden und befreienden Glaubens sein. In manchen Einrichtungen beteiligten sich die Kolleginnen und Kollegen am „Kreuzfindungsprozess“, wobei auch wertvolle Schätze, die eigenen persönlichen Glaubensüberzeugungen zur Sprache kamen.
Im Kloster Waldsassen, wo Menschen mit Behinderung in neuen Wohnungen eine Heimat fanden, gibt es in der benachbarten Basilika ein besonderes Kreuz: Es ist ein Christus, dem ein Soldat im Jahr 1951 mutwillig Arme und Hände abgebrochen hat. Man könnte nun auch an einen Gott mit körperlicher Behinderung denken. Neben der Figur ist eine Tafel mit Gedanken aus dem 14. Jahrhundert angebracht. Es ist eine Ermutigung für alle, die sich für andere Menschen einsetzen. In besonderer Weise gelten sie auch für uns in der sozial-caritativen Arbeit und sind aktueller denn je:
Christus hat keine Hände, nur unsere Hände,
um seine Arbeit heute zu tun.
Er hat keine Füße, nur unsere Füße,
um Menschen auf seinen Weg zu führen.
Christus hat keine Lippen, nur unsere Lippen,
um Menschen von ihm zu erzählen.
Er hat keine Hilfe,
nur unsere Hilfe, um Menschen an seine Seite zu bringen.
Wir sind die einzige Bibel, die die Öffentlichkeit noch liest.
Wir sind Gottes letzte Botschaft in Taten und Worten geschrieben.
(14. Jhd. aus Flandern)