Meditativer Impuls Oktober 2024
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Arbeiten – damit der Mensch mehr Mensch wird
Wenn ich mich im Kreis meiner gleichaltrigen Schulkameradinnen und –kameraden umhöre, stelle ich fest, dass einige von ihnen schon im Ruhestand sind. Doch niemand erzählt, dass er/sie dem Müßiggang frönen würde. Die einen helfen dem Sohn oder der Tochter beim Hausbauen. Andere helfen mit bei der Erziehung der Enkelkinder, wieder andere engagieren sich sozial, in der Pfarrgemeinde oder im Vereinsleben. Es gibt Ausnahmen und das betrifft vor allem jene, die aufgrund einer schweren, längeren Erkrankung kürzertreten müssen. Manche fühlen sich regelrecht ausgeknockt.
Solange man arbeiten kann, ist alles selbstverständlich. Da spricht man schnell vom grauen Alltag, von der Notwendigkeit einer gesunden Work-Life-Balance und träumt vom nächsten Urlaub. Doch was ist, wenn nichts mehr geht, z.B. aufgrund von Arbeitslosigkeit, Krankheit oder bleibender Behinderung? Wenn man nichts mehr beitragen kann zum Aufbau der Gesellschaft? Zur Aufbesserung oder Sicherung des eigenen Lebensunterhaltes? Wenn man von heute auf morgen abgeschnitten ist vom Kreis der Kolleginnen und Kollegen?
Arbeit schenkt personale Würde. Durch die Arbeit haben wir teil am Schöpfungswerk Gottes. „Die Arbeit ist ein Gut für den Menschen …, weil er durch die Arbeit nicht nur die Natur umwandelt und seinen Bedürfnissen anpasst, sondern auch sich selbst als Mensch verwirklicht, ja gewissermaßen »mehr Mensch wird«.“ (Enzyklika Laborem exercens von Papst Joh. Paul II.). In unserer sozial-caritativen Arbeit kommt Wesentliches hinzu: Die Sinnfrage! Wenn wir Kinder, Jugendliche, Familien begleiten und Menschen mit Behinderung auf dem Arbeitsmarkt unterstützen, tragen wir entscheidend zur Gerechtigkeit und sozialem Frieden bei – ganz abgesehen vom Glück der prägenden, Perspektiven eröffnenden, zwischenmenschlichen Beziehungen.
Wie wäre es, wenn wir uns im Team in Dankbarkeit über Sinn und Wert unserer Arbeit austauschten? Über das, was unser berufliches Tun und Handeln so unendlich reich macht? So könnten wir uns die Kultur der gegenseitigen Wertschätzung erhalten. Und die Arbeit bleibt ein echtes Lebenselixier.
Georg Deisenrieder