null Meditativer Impuls November 2024

„Wenn ich nur noch einen Tag zu leben hätte, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“ Aus diesem Wort, das Martin Luther zugeschrieben wird, spricht viel Leben und Hoffnung. Es war zwar kein Apfelbäumchen; dafür pflanzten wir im Oktober im Rahmen eines Besinnungstages zum Thema „Lebenszeichen Baum“, organisiert vom Antoniusheim in Münchshöfen, eine österreichische Schwarznuss. Hintergrund: Der Hauspatron in unserer Einrichtung, der heilige Antonius von Padua lebte in einer Zelle unter einem Nussbaum. Viele Menschen pilgerten zu dem begnadeten Prediger und suchten bei ihm Rat, Trost und Ermutigung.

Hoffnungszeichen Baum (Foto: Georg Deisenrieder)

Mitten in die Lichtung des Waldes hinein setzten wir unser Hoffnungszeichen. Da war viel in Bewegung: Festhalten, Schaufeln, Stampfen, Loslassen, Nachdenken, Bitten und Danken. Wer einen Baum pflanzt, sieht über das eigene Leben hinaus. Er macht der jungen Generation der Kinder und Enkelkinder ein großartiges Geschenk, verbunden mit dem Wunsch, dass es ihnen gut geht und sie in ihrem Leben eine reiche Ernte einfahren können. Und bleibt dabei in Erinnerung. Manchmal hören wir mit Bewunderung den Satz: „Diesen Baum hat einst mein Opa, mein Vater, meine Mutter, mein… gepflanzt!“. Ist es nicht eine Besonderheit der Natur, dass die beste Zeit zum Pflanzen eines Bäumchens der Herbst ist? Gerade dann, wenn die großen, alten Bäume ihre Blätter fallen lassen, Kälte und Nebel übers Land ziehen, können in dieser Ruhephase junge Bäume am besten Wurzeln schlagen.

Diese Novembertage laden auch uns ein, nachzudenken, nachzusinnen, nachzufragen: Wofür lebe ich? Womit will ich in Erinnerung bleiben? Was gibt der nachwachsenden Generation Zukunft? Vielleicht denken Sie sich jetzt: Ich bin doch noch fit und jung und habe noch das ganze Leben vor mir. Jetzt schon an Kinder und Enkelkinder denken? An das Leben danach?

Nur ein Steinwurf von unserem Bäumchen entfernt steht in der Waldschneise noch ein anderer Baum: Ein junger Apfelbaum, der den Namen eines Kollegen trägt. Im vergangenen Jahr verstarb er – plötzlich, unerwartet, jung. Noch zu seinen Lebzeiten hat ein guter Kamerad an ihn gedacht und ein Freundschaftszeichen gesetzt. Nun steht unser Nussbaum an der Seite. Heute ist ein guter Tag: Nehmen wir den Spaten, gehen wir hinaus. Es ist Zeit zum Pflanzen...

Text: Georg Deisenrieder

Segenswunsch:

Nicht, dass du der schönste Baum bist,

der auf Erden steht.

Nicht, dass du jahrein, jahraus leuchtest

von bunten Blüten an jedem Zweig.

Aber dass dann und wann

an irgendeinem Ast eine Blüte aufbricht,

dann und wann etwas Schönes gelingt,

irgendwann ein Wort der Liebe von dir

ein Herz findet, das wünsche ich dir.

(Jörg Zink)