null Meditativer Impuls März

„Gemeinsam träumen - Liebe sei Tat“, heißt das aktuelle Misereor-Hungertuch 2025/2026. Caritas – Liebe - erweist sich im konkreten Tun. Das wissen alle, die sich beruflich und ehrenamtlich sozial engagieren. Was wäre schon die Caritas Gottes, wenn sie nicht Gestalt annehmen würde in den sozial-caritativen Einrichtungen und Diensten? Aber: Caritas weist immer über sich hinaus, überschreitet Grenzen und ist somit international. 

Die Künstlerin Konstanze Trommer aus Erfurt-Ermstedt möchte mit ihrem Werk eine gesellschaftliche und ökologische Diskussion anstoßen. Mit Hilfe von eigenen Fotos und Bildern von Misereor-Partnerprojekten wurde zunächst am PC eine Collage erstellt und diese auf Leinwand gedruckt. Anschließend wurden die Motive mit Acrylfarben übermalt und darauf mit Blattgold besondere Akzente gesetzt. Wir können eine Zweiteilung erkennen: Links ist ein heller, wolkenloser Himmel mit einem Hubschrauber zu sehen; rechts hat ein am Horizont aufkommender Tornado den Himmel verfinstert. Es ist eine provokante Vision zwischen Paradies und Apokalypse. 

Auf einer Sandbank mitten im Meer ist ein Zelt der Begegnung aufgeschlagen. Auf der linken Seite hat es einen Goldrand. Es wird daran erinnert, dass Gott selbst ein Zelt mitten unter den Menschen aufgeschlagen hat, etwa bei der Wanderung der Israeliten durch die Wüste. Beim weihnachtlichen Gedanken, der beim Angelus-Gebet zur Mittagszeit aufgegriffen wird, heißt es: „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.“ (wörtlich übersetzt: hat unter uns gezeltet, Joh 1,14). 

Das Bild von Konstanze Trommer lädt ein, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und einen Standpunkt einzunehmen. Wo finde ich mich wieder?

  • Beim jungen Mann aus Nigeria links im Bild, der einen Plastikeimer und einen Kanister aus dem Meer gefischt hat oder der Frau, ebenfalls aus Nigeria, die am Eingang des Zeltes steht und Anweisungen an das Kind mit der Jeanshose gibt?
  • Beim Mädchen aus Afghanistan, das mit dem sichtlich schweren Baby auf dem Arm überfordert zu sein scheint?
  • Bei den beiden, auf dem Boden spielenden Mädchen, die in Indien fotografiert wurden?
  • Bei den zwei Enkelinnen der Künstlerin, die im Paddelboot sitzen und statt „Oma“ auch meinen Namen auf den Schwimmflügeln haben könnten?
  • Bei den Kindern aus Europa, die fragend auf den herankommenden Tornado schauen?
  • Im weißen Zelt, immer bereit zu neuen Aufbrüchen?
  • Im Hubschrauber? Einsatzbereit? Überwachend? Rettend?
  • Beim Jungen aus Brasilien rechts unten, der mit einem Lemuren (als Symbol für die ganze Schöpfung) spielt?
  • In der Mitte des (Faden-)Kreuzes, angedeutet durch die drei goldenen Streifen an den Rändern? 

Die einzelnen dargestellten Personen sind nicht isoliert auf der Sandbank. Alle sind sie auf ihre Weise miteinander in Verbindung. Wovon träumen diese Kinder und jungen Menschen? Sicherlich wollen alle ein Leben in Sicherheit und in Würde. Dazu kann jeder von uns einen Beitrag leisten. Die Fastenaktion von Misereor 2025 lädt zur Unterstützung der Projekte in Sri Lanka ein und steht unter dem Motto: „Auf die Würde. Fertig. Los!“ 

Georg Deisenrieder 

(nach einer Idee aus dem Arbeitsheft „Liebe sei Tat. Das Misereor-Hungertuch 2025/2026“); Unterrichtsvorschläge, Gottesdienst-Bausteine, Texte und Erklärungen in Leichter Sprache usw. erhältlich bei: https://fastenaktion.misereor.de/hungertuch