Meditativer Impuls Juni 2025
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Friede sei mit Euch - der Vatikan im Fokus der Welt
Lange nicht mehr war der Vatikan so im Fokus wie in den vergangenen Wochen. Papst Franziskus empfing vor laufenden Kameras noch am Ostersonntag, ein paar Stunden vor seinem Tod US-Vizepräsident J.D. Vance im Vatikan. Dann fanden die Trauerfeierlichkeiten und Zeremonien am Tag der Beisetzung mit Staatsgästen aus aller Welt auf dem Petersplatz statt. Am Rande trafen sich in einem Winkel des Petersdomes die beiden Präsidenten Donald Trump und Wolodymyr Selenskyj zum Vieraugengespräch.

Bald darauf wurde das Konklave einberufen und Reporter aus aller Welt berichteten von Vorgängen, die weltfremd, weltentrückt, weltabgewandt erscheinen: Kardinäle sperrten sich ein, um in der Sixtinischen Kapelle im Anblick von Michelangelos Jüngstem Gericht ein neues Oberhaupt für die Katholische Kirche zu wählen. Nach schwarzem Rauch aus dem Schornstein folgte schließlich weißer. Er verkündete: „Habemus Papam!“. Die Welt sitzt vor den Fernsehbildschirmen und sieht zum ersten Mal Robert Prevost als neuen Papst Leo XIV. auf der Loggia des Petersdomes. Er stellt sich vor und beginnt mit den Worten „Friede sei mit euch allen!“
Wie viele Beiträge und Kommentare gibt es dazu in den Sozialen Medien, auf TikTok, Instagram und Co.? Erstaunlich, wie gerade die junge Generation auf die Ereignisse im Vatikan schaute. Auch das Büro für Leichte Sprache „sag´s einfach!“ der KJF berichtet über die Vorgänge in Rom – siehe weiteren Artikel auf dieser Homepage. Und die Musikszene fortgeschrittenen Alters ließ sich inspirieren und zu einem neuen Song hinreißen: „Viva il Papa – Leo rocks the chair“ singt die Band Midlife Greisis.
Was läuft hier ab? Warum dieses große Interesse, auch von Menschen, die nicht Mitglied der Katholischen Kirche sind? Die Bilder aus Rom sind sicherlich mehr als ein Augenschmaus oder die Lust an einer großen Show mit vielen Symbolen und geheimnisvollen Riten zwischen Tradition und Zukunftsverantwortung. Sehr wahrscheinlich hängt auch so etwas wie Sehnsucht nach Einheit und Frieden in der Luft, nach Überwindung von Armut und Ungerechtigkeit, nach Orientierung im digitalen Zeitalter. Vielleicht auch ein Bedürfnis nach Spiritualität, nach etwas, was diese Welt nicht geben kann. Jedenfalls werden an den neuen Papst zu Beginn seiner Amtszeit unzählig viele Wünsche und Hoffnungen herangetragen.
Leo XIV. lud inzwischen zu Friedensgesprächen zwischen den Präsidenten Putin und Trump zu sich in den Vatikan ein, um über die Lage in der von Krieg gebeutelten Ukraine zu verhandeln. Auch wenn dies über die Köpfe der Betroffenen hinweg geschieht: Vielleicht wird es doch ein erster Anfang, ein wichtiger Schritt nach vorne. Schließlich ist es der Gruß des Auferstandenen, den er dieser Welt verkündet: „Friede sei mit euch!“
Pfingsten steht vor der Tür, das Fest der Geistsendung inmitten des großen Sprachwirrwarrs. Leo XIV. bat gleich bei seiner ersten Rede auf der Loggia des Petersdomes alle Menschen um Mitwirkung und darum aufeinander zuzugehen. „Helft auch ihr uns, und helft einander, Brücken zu bauen, durch den Dialog, durch die Begegnung, damit wir alle vereint ein einziges Volk sind, das dauerhaft in Frieden lebt.“
Text: Georg Deisenrieder