null Meditativer Impuls Juni 2024

Vor 1.100 Jahren wurde der Heilige Wolfgang, Patron des Bistums Regensburg, geboren. In diesem Jubiläumsjahr finden unter dem Motto „einfach glauben – leben wagen“ viele Veranstaltungen statt. Ein Höhepunkt wird die Feier der Wolfgangswoche in diesem Monat sein. Sie findet vom 22. bis 29. Juni 2024 in Neukirchen beim Heiligen Blut und in Regensburg statt. Was aber zeichnet den Heiligen Wolfgang aus? Weshalb wurde das Bildungszentrum St. Wolfgang in Straubing nach ihm benannt? Warum kann er für unsere caritativ-soziale Arbeit ein Vorbild sein? Fragen, die einen Blick auf sein Leben werfen lassen.

Bildcollage aus: Emblem: https://bistum-regensburg.de/news/am-31-oktober-eroeffnet-bischof-rudolf-voderholzer-das-jubilaeumsjahr-1100-geburtstag-des-heiligen-wolfgang
und der Wolfgangsfigur im Bildungszentrum St. Wolfgang der KJF, Straubing: Uwe Moosburger, in:  Dem Menschen nah. Orte gelebten Glaubens in der KJF, S. 54

„Einfach glauben“ - vom Schüler zum Pädagogen

924 wurde Wolfgang im schwäbischen Pfullingen bei Reutlingen geboren. Seine Eltern waren dynastischer Herkunft. Sie schickten ihn als 10-Jährigen in die Klosterschule auf die Insel Reichenau im Bodensee. Dort lernte er die Qualitäten guter Bildung und Pädagogik kennen. Er geht weiter zur neugegründeten Domschule in Würzburg. Schließlich wird er Lehrer und Leiter der Domschule in Trier und als Laie Chef des Domkapitels. Eigentlich sollte er aufgrund seiner außergewöhnlichen Begabungen Bischof von Trier werden. Dies lehnte er aber ab und wurde Mönch im Benediktinerkloster Einsiedeln in der Schweiz. Auch dort übernahm er die Leitung der Klosterschule. Im Alter von 47 Jahren machte Wolfgang sich auf den Weg zu einer Missionsreise nach Ungarn, wurde aber ein Jahr später, im Jahr 972 schon wieder zurückgeholt, um zum Bischof für das Bistum Regensburg geweiht zu werden. Auch hier blieb er sich als Pädagoge treu, unterrichtete die Kinder von Heinrich, dem Zänker, und gründete eine Domschule mit Musik als einem wichtigen Schwerpunkt. Aus ihr ging später der Chor der „Regensburger Domspatzen“ hervor.

„leben wagen“ – mutig Entscheidungen treffen

Immer war es Wolfgang ein Anliegen, nah bei den Menschen zu sein und Räume zu schaffen, damit der Glaube weitergegeben werden kann. Seinem mönchischen Ideal folgte er auch dann noch, als er das Amt des Abtes des Benediktinerklosters St. Emmeram abgab, um seine Kräfte dem Bischofsamt zu widmen. Unter Abt Ramwold wurde die Bibliothek des Klosters zur Schatzkammer des damaligen Wissens. Eine der größten Entscheidungen während seines über 20-jährigen Wirkens als Bischof von Regensburg war es, dass Wolfgang selbst die Initiative ergriff, sein großes Bistum zu verkleinern und für die Gläubigen des Herzogtums Böhmen in Prag ein eigenes Bistum zu errichten. Er verzichtet auf Macht und Einfluss, damit die Kirche vor Ort erstarken kann. Das geschenkte Vertrauen sorgt dafür, dass freundschaftliche Beziehungen wachsen konnten, sogar bis nach Krakau und Kiew.

„Leben wagen“ heißt auch, sich sozial-caritativ für Menschen, die der besonderen Unterstützung bedürfen, einzusetzen. Wolfgang kümmerte sich um die Armen, Notleidenden und Kranken. Im Hungerjahr 987 ließ er die bischöflichen Kornspeicher öffnen, damit die Menschen wieder Brot bekamen. Neben seines weitsichtigen und zielführenden Engagements hieß es für Wolfgang immer auch: zurück zum Gebet und zu den christlichen Wurzeln. Schon während seines Lebens war Wolfgang wegen seines unerschütterlichen Glaubens, seiner Bescheidenheit, seiner Menschenfreundlichkeit und Fürsorge ausgesprochen beliebt. Weil er den Krieg zwischen Heinrich dem Zänker und Kaiser Otto II. nicht verhindern konnte, zog er sich zwischendurch in eine Einsiedelei am Abersee (heute Wolfgangsee) zurück und führte ein asketisches Leben. Einer Legende nach wurde er von einer Abordnung Regensburger entdeckt und nach Hause gebracht.

Auf einer Pastoralreise nach Österreich starb Wolfgang am 31. Oktober 994 in Pupping und wurde später nach Regensburg überführt. Eigens wurde für ihn später, im Jahr 1052, an die Basilika St. Emmeram als Grablege die Wolfgangskrypta angebaut, bis heute ein sehenswertes Bauwerk romanischer Architektur in Süddeutschland.

Viele Kapellen, Kirchen und Pfarreien in Bayern, Böhmen und Österreich sind nach Wolfgang benannt. In der KJF gibt es das Bildungszentrum St. Wolfgang in Straubing, wo die Bronzestatue im Bild steht. Wie wir sehen konnten, lag Wolfgang die schulische Bildung sehr am Herzen. Sein Vermächtnis tragen wir weiter:

„Die uns anvertrauten Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen individuell und bestmöglich zu fördern, liegt uns sehr am Herzen. Lebensfreude und gegenseitige Wertschätzung sind der Nährboden, auf dem dies gedeihen kann. Diesen Rahmen möchten wir bieten, damit sich junge Menschen entfalten und über sich selbst hinauswachsen können.“ (aus der Homepage des Bildungszentrums St. Wolfgang, Straubing)

Georg Deisenrieder

Literaturhinweis: Materialsammlung zum 1100. Geburtstag des heiligen Wolfgang, Bischof von Regensburg im Jahr 2024. Wissenswertes, Geschichten, Gottesdienste, Lieder für Kita, RU, Katechese und Feiern, zusammengestellt von Thomas Brunnhuber, Martin Göth, Paul Weininger, siehe: https://rpa-verlag.de/pub/media/wysiwyg/pdfs/themenboerse/Wolfgang.pdf