null Meditativer Impuls Februar 2025

Life in Work – Leben in der Arbeit entdecken

Wie gut, dass es inzwischen auch klare Gegenstimmen zum Hype um den Begriff Work-Life-Balance gibt. Auch dieser Impuls will ihn zur Diskussion stellen. Wenn angeblich Work und Life ausbalanciert werden sollen, stehen sich Arbeit und Leben wie zwei Pole gegenüber. Arbeit werde dann in Verbindung gebracht mit Stress, Pflichterfüllung, Energieverschleiß und gesundheitlichen Risiken. Leben steht demgegenüber für Freunde und Familie, Freizeit, Urlaub, Genuss, Erholung und Entspannung.

Life in Work – Leben in der Arbeit entdecken (Bild: Georg Deisenrieder)


Keine Frage: Solche Gegenüberstellungen sind Realitäten, weil die Erfahrungen für sich sprechen. Dass Arbeit krank machen kann, ist allen bekannt. Und für viele, auch verantwortungsbewusste, Menschen ist sie ein Muss, ein lästiges Beiwerk, das halt gemacht werden muss, um den Lebensunterhalt für sich und die Familie zu sichern. Doch kann Work-Life-Balance tatsächlich Abhilfe schaffen und für mehr Sinnerfüllung und Zufriedenheit sorgen?

Ich plädiere für eine andere Einstellung und Haltung: Life in Work ist da. Nicht überall springt einem in der Arbeit das pralle Leben gleich entgegen, aber man kann auf die Suche gehen und es entdecken. Auch eine religiös-spirituelle Haltung zur Arbeit kann hilfreich sein:

Glücklich kann sich preisen, wer einem Be-ruf nachgeht, der die Folge eines Rufes, eines Anrufes und einer Berufung ist. Wer auf den Reichtum seiner Talente schaut, die der Schöpfer mit auf den Weg gegeben hat, geht damit dankbar zur Arbeit, auch dann, wenn er manches nicht einbringen kann. Man wird sich auch einen Blick auf das bewahren, was einem heute, im Hier und Jetzt, an neuen Möglichkeiten zufließt. Wer so aus den Quellen lebt, entdeckt mehr und betreibt echte Life-in-Work-Discovery. Dann darf man sich immer wieder aufs Neue von wunderbaren Begegnungen und Erfahrungen, die das Leben so unendlich wertvoll machen, überraschen lassen.

„Professionell“ heißt direkt übersetzt „mit Bekenntnis“. Hier sind wir beim entscheidenden Punkt, der unsere berufliche Haltung betrifft: Wir bekennen uns zu den Menschen, die wir in der sozial-karitativen Arbeit begleiten. Sie sind nach dem Bild Gottes, unseres Schöpfers geschaffen. Wer aber mit einer Haltung der Work-Life-Balance unterwegs ist, signalisiert indirekt: Ich lebe gut - ohne dich! Mein eigentliches Leben findet schließlich außerhalb der Arbeit und jenseits unserer professionellen Beziehung statt. Haben unsere Klientinnen und Klienten nicht eine andere Einstellung zur Arbeit verdient?

Es liegt auf der Hand: Wer in unserem beruflichen Tun Kinder, Jugendliche, Familien, Menschen mit Behinderung schwerpunktmäßig mit Work in Verbindung bringt, beschneidet sein eigenes Leben. Denn in ihnen steckt Life pur! In der Arbeit teilen wir doch täglich das Leben. Und wir helfen mit, noch mehr ins Leben zu finden und größere Teilhabe zu ermöglichen.

In dem Filmbeitrag vom 22.Januar2025 über „Persönliche Assistenz in Regensburg“ auf der KJF- Homepage sagt eine Frau im Rollstuhl: „Ich bin da, wo das Leben spielt… Und die persönliche Assistenz ermöglicht mir, dass ich rausgehen, aktiv und unterwegs sein kann“... Leben in der Arbeit, Life in Work ist da. Wer Augen hat zu sehen, der sehe!

Text: Georg Deisenrieder

Link zum Film „Persönliche Assistenz in Regensburg“: https://www.kjf-regensburg.de/-/pers%C3%B6nlichen-assistenz-in-regensburg