null Im Wandel der Zeit ein stabiler Partner:

50 Jahre Beratungsarbeit für Familien sind 50 Jahre individuelle Lösungen für herausfordernde Situationen und Lebenslagen. Immer mit einem engagierten Team, aktuell unter der Leitung von Robert Keppler, zuvor mit Franz Klarner. Beratungsstellen für Kinder, Jugendliche und Eltern sind Einrichtungen der psychosozialen Grundversorgung in unseren Regionen. In Trägerschaft der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Regenburg e. V. (KJF) sind es 10 Beratungsstellen mit 18 Außenstellen in Niederbayern und der Oberpfalz. Zum 50-jährigen Jubiläum kamen zahlreiche Gäste, um die wertvolle Arbeit des Teams zu feiern und zu würdigen.

Gemeinsam blickten zahlreiche Ehrengäste auf fünf Jahrzehnte Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern Schwandorf zurück. (Foto: Christine Allgeyer)

„Seit der Gründung im September 1975 wurden rund 16.000 Fälle an der Beratungsstelle in Schwandorf versorgt. Psychologische und sozialpädagogische Fachkräfte beraten und begleiten Kinder, Jugendliche und Eltern niederschwellig, kostenfrei, vertraulich und auf die jeweilige Lebenssituation zugeschnitten. Für die engagierte Arbeit nah an Familien sage ich von Herzen Danke“, so KJF-Direktor Michael Eibl. Zuvor betonte der Vorsitzende der KJF Regensburg, Domkapitular Michael Dreßel im Wortgottesdienst: „Kinder und Jugendliche beim Wachsen und Reifen zu unterstützen und ihren Familien mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, ist eine großartige Sache. Mit ihrer Beratungsstelle leistet damit die KJF einen wichtigen Beitrag für unsere Gesellschaft. Daher gilt mein besonderer Dank allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihr unverzichtbares Engagement!“ Es folgten wertschätzende Grußworte von Landrat Thomas Ebeling. Oberbürgermeister Andreas Fellner überbrachte gute Wünsche für die Zukunft: „Für die kommenden Jahre wünsche ich der Erziehungsberatungsstelle weiterhin viel Erfolg, Kraft und die notwendige Unterstützung, um auch zukünftig ein Ort des Rats, der Hilfe und der Zuversicht zu bleiben. Möge sie weiterhin ein sicherer Hafen für alle sein, die Unterstützung und Begleitung in Erziehungsfragen suchen.“ Musikalisch umrahmte die Feier Dr. Simon Meier, Sprecher der 10 Beratungsstellen und Leiter der Beratungsstelle in Regensburg.

 

50 Jahre für Familien da – Beratung im Wandel

Franz Klarner gab als langjähriger Leiter der Beratungsstelle einen Überblick über drei Jahrzehnte, bevor der jetzige Leiter Robert Keppler die aktuellen Herausforderungen und die zukünftigen Themen skizzierte. Erziehungsberatungsstellen haben mittlerweile eine mehr als 100-jährige Geschichte, angefangen mit der Gründung einzelner Stellen in europäischen Großstädten. Die Beratungsstelle in Regensburg wurde 1954 aufgebaut. Im Laufe der 70ger Jahre begann der Ausbau der Beratungsstellen auch im ländlichen Raum wie in Schwandorf im September 1975. „Die Errichtung einer Beratungsstelle gewann damals für den Landkreis Schwandorf an Bedeutung, nachdem das zahlenmäßig anwachsende Klientel an den Erziehungsberatungsstellen in Regensburg, Amberg und Cham für sehr lange Wartezeiten sorgte. Für die Wahl der Räumlichkeiten stand der Gedanke im Vordergrund, nicht nur „Amtsstube“ zu sein, sondern Untersuchungs-, Beratungs- und Therapieräume vorzuhalten. Daher sei die Wahl auf das Katholische Sozialzentrum St. Jakob gefallen“, so Klarner. Besonderen Dank sprachen Franz Klarner und Robert Keppler an den ersten Leiter Dipl.-Psych. Hans Holdenried und an sein damaliges Team für die Pionierarbeit beim Aufbau der Beratungsstelle aus. Es bestand aus der heilpädagogischen Kindertherapeutin Anna Bartmann und Sekretärin Hannelore Wabro. Des Weiteren dankten sie dem Bistum Regensburg, stellvertretend Herrn Pfarrer Kalis, für „das seit 50 Jahren bestehende Mietverhältnis und die Freiheit, die Räumlichkeiten entsprechend unseres Bedarfs zu gestalten und im Verlauf der Jahre zu verändern“, so Robert Keppler. Und ergänzend: „Ein Dankeschön für die gute Zusammenarbeit geht an alle Netzwerkeinrichtungen und Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartner. Exemplarisch seien das Jugendamt Schwandorf und das Bündnis für Familien genannt.“ Robert Keppler wandte sich an sein Team: „Danke für euer Engagement, die Kreativität, wertvolle lösungsorientierten Impulse und die oft humorvolle Zusammenarbeit“.

Seit Gründung der Beratungsstelle bis heute ist die Anzahl der Mitarbeitenden gestiegen. 1975/1976 waren es drei hauptamtliche und zwei nebenamtliche Mitarbeitende, darunter zwei Psychologen, ein Facharzt für Kinderheilkunde, eine heilpädagogische Kindertherapeutin, und eine Sekretärin. Aktuell besteht das Team aus zwei Teamassistentinnen, die sich eine Stelle teilen, zwei Psychologinnen und einem Psychologen, zwei Sozialpädagoginnen und zwei Sozialpädagogen – insgesamt sechs Vollzeitstellen. Das Angebot der Beratungsstelle ist gefragter denn je. Die Fallzahlen mit kontinuierlicher Steigerung bestätigen dies: 1976 waren es 191, davon 172 Neuaufnahmen, im Jahr 2024 waren es 441 Fälle, davon 326 Neuaufnahmen. Diese werden nicht nur an der Hauptstelle in Schwandorf, sondern auch an den Außenstellen in Nabburg, Neunburg v. W. und Oberviechtach versorgt. Die Beratung ist vertraulich und kostenfrei. Finanziert wird die Beratungsstelle durch den Landkreis Schwandorf, das Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales (StMAS) und durch die KJF.

 

Ein weites Beratungsspektrum zum Wohle der Familien

Das weite Beratungsspektrum der Beratungsstelle umfasst Angebote für Eltern von ganz kleinen Kindern („frühe Hilfen“), das Team hilft bei Fragen im Kindergartenalter, bei Schulproblemen, im Umgang mit Pubertät und Medien, bei Veränderungen in der Familie und Fragen zum Thema Kinderschutz bzw. Kindeswohl. Jugendliche und junge Erwachsene können sich selbständig melden, u.a. bei familiären, sozialen oder psychischen Problemen wie zum Beispiel Stress in der Schule, Mobbing, Erfahrung von Missbrauch oder Gewalt, Suchtmittelgebrauch, Zukunftssorgen, Fragen zur sexuellen Orientierung und Emotionsregulation. Seit einigen Jahren werden Beratungsstellen vermehrt aufgrund von Fragen im Zusammenhang mit Trennung und Scheidung aufgesucht. Dies ist aktuell Hauptvorstellungsgrund in fast jedem 4. Beratungsfall. An die Beratungsstelle können sich sowohl Jugendliche und junge Erwachsene als auch Eltern und Fachkräfte wenden, die Fragen zur Entwicklung und zum Verhalten von Kindern und Jugendlichen haben.

Es gibt Gruppenangebote für getrenntlebende Eltern wie „Kinder im Blick“, Angebote für Pflegeeltern und ab Februar 2026 wird es Angebote für Kinder getrenntlebender Eltern geben. Eine telefonische Sprechstunde für ratsuchende Eltern und psychosoziale Fachkräfte dient der zeitnahen Klärung dringlicher Fragen, bietet den Raum für erste Empfehlungen, und klärt die Frage, ob ein Anliegen tatsächlich in der Beratungsstelle richtig aufgehoben ist oder andere Hilfsangebote im psychosozialen Netzwerk geeigneter wären. Auf diese Weise lässt sich vermeiden, dass Eltern unnötig lange auf einen Ersttermin warten. Eine offene Sprechstunde für Eltern und Jugendliche (im 14-tägigen Wechsel) für Personen, die ihr Anliegen lieber persönlich vorbringen, ist für 2026 in Planung. Etwa 40 Prozent aller Ratsuchenden erhalten Termine innerhalb von zwei Wochen, etwa 80 Prozent innerhalb von einem Monat. Die Wartezeiten sollen durch die telefonische und offene Sprechstunde weiter verringert werden.

 

Aktuelle Herausforderungen und zukünftige Themen

Der Leiter der Beratungsstelle, Diplom-Psychologe Robert Keppler, bedankte sich besonders bei seinem Team und veranschaulichte: Aktuelle Herausforderungen für Familien in Schwandorf sind unter anderem die zunehmende Digitalisierung und Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen, inklusive der Möglichkeiten KI-Chatbots zu nutzen, eine Zunahme psychischer Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen, die durch die aktuelle Versorgungslage nicht ausreichend aufgefangen werden kann, sowie weiterhin die Beratung und Begleitung von Familien in Trennungs- und Scheidungsprozessen.

Dabei unterliegt die Tätigkeit an einer Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern unmittelbar dem gesellschaftlichen Wandel. „In der Elternarbeit und in den Beratungen mit Kindern und Jugendlichen sind wir mehr denn je gefordert, über die Risiken digitaler Medien und die Bedeutung realer Erfahrungen für die kindliche Entwicklung aufzuklären. Gleichzeitig sollten wir aber die Entwicklungsmöglichkeiten und Chancen digitaler Medien nicht außer Acht lassen. Eine ausschließliche Betrachtung von Bildschirmzeiten reicht nicht aus, um der Komplexität der Beratungsanforderung im Kontext einer zunehmend digitalen Welt gerecht zu werden“, rät Keppler. So sollte die Vielfalt und die altersgerechte Nutzung der Inhalte mehr in den Blickpunkt geraten sowie die Förderung einer kritischen Mediennutzung.

Für die Zukunft sieht sich Keppler mit seinem Team weiterhin an der der Seite der Familien – auch wenn oder gerade, weil die Welt immer digitaler wird. „Die Beratungsstellen für Kinder und Jugendliche und Eltern sind als persönliche Begegnungsorte weiterhin wichtiger Bestandteil der Kinder- und Jugendhilfe und aus der fachlichen Beratung von Familien nicht wegzudenken. Auch in den nächsten 50 Jahren – vielleicht mit anderen Beraterinnen und Beratern, aber immer am Puls der Zeit und mit dem Ziel, nah an den Menschen dran zu sein.“

Text: Olga Arnstein und Robert Keppler