null Meditativer Impuls April 2022

Hoffnungszeichen - Ostersonne - Friedenszeichen

Teile Dich mit
entzünde das Feuer
bring das Licht deiner Auferstehung
mit leuchtendem Rot der Liebe in die
Mitte der Menschen

Hauche an
mit frischem Atem und belebe
wo Krieg und Streit die Herzen verhärten
und schenke Versöhnung und
Frieden dieser Welt

Bleib bei uns
lass uns deine Nähe auskosten
den Wandel von der Trauer zur Freude spüren
aufbrechen in eine neue Zukunft voller
Hoffnung und Kraft

Georg Deisenrieder

Bild: XV. Station des Kreuzweges von Peter Fellin (1920-1999), Pfarrkirche Algund bei Meran
(Foto: Georg Deisenrieder, aufgehellt)

Hoffnungszeichen - Ostersonne - Friedenszeichen

Wie viele Stationen hat ein Kreuzweg? Zunächst waren es zwei, dann sieben, vierzehn und fünfzehn; denn die  Anzahl der Stationen erhöhte sich im Laufe der Kirchengeschichte. Man könnte weiterfragen: Wie lange dauert der Kreuzweg, den Menschen rund um den Erdkreis heute gehen, wenn sie unter körperlichen und seelischen Schmerzen leiden oder um einen lieben Verstorbenen trauern? Wie lange dauert der Kreuzweg der Flüchtlinge, die von Stadt zu Stadt, Land zu Land ziehen, bis sie Heimat finden? Wie viele Tage muss mancher Mensch im Bombenhagel ausharren, bis endlich Frieden einkehrt? Ähnlich sinniert Bob Dylan in seinem Song „Blowin in the wind“ über den Menschen nach: „How many deaths will it take till he knows that too many people have died?“ - Wie viele Tote muss es geben, bis er merkt, dass zu viele Menschen gestorben sind?

Unser Bild zeigt die fünfzehnte Station des Kreuzweges, den der südtiroler Maler Peter Fellin im Jahr 1990 für die Pfarrkirche St. Josef in Algund bei Meran nach den Ideen des Pfarrgemeinderates schuf. Diese letzte Station stellt Ostern dar. Großformatig strahlt uns die Auferstehungssonne entgegen. Sie ist getaucht in leuchtendes Rot des Feuers und der Liebe. Diese Liebe stammt nicht von dieser Welt, sondern von Gott selbst. Sie besitzt aber die Kraft, alle Realitäten dieser Welt zu durchdringen. Weit reicht  sie über Ländergrenzen, Stacheldrähte und Mauern, auch über Religionen, Konfessionen und Nationalkirchen hinweg. Liebe verbindet die ganze Welt und eint sie.

Wir sehen die Hände zweier Menschen. Sie gingen aufeinander zu und geben sich jetzt ein Zeichen des Friedens. Die Farben der Hemdsärmel braun und khaki lassen uns an die Kämpfer in der Ukraine denken. Welche Aktualität und immerwährende Hoffnung spricht aus diesem Bild, das über dreißig Jahre alt ist? Ostern ist die Zeit der Friedensmärsche. Das ist kein Zufall. Am Osterabend, als die Jünger bei verschlossenen Türen beisammen waren, trat der Auferstandene in die Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Dann hauchte er sie an und versprach ihnen seinen Geist (vgl. Joh 20,19ff). Diese Frieden bringenden Hände haben wir alle nötig. Sie sind ein Ostersegen urbi et orbi, in der Stadt und dem Erdkreis. Mögen im Geist des Friedens die Kreuzwege dieser Welt ein Ende bekommen – im Licht der strahlenden Sonne.

Text: Georg Deisenrieder