null Gelebte Teilhabe in der Ortsgemeinschaft Mitterfels

Dank einer Elterninitiative, die Helmut Dietl 2016 als betroffener Vater gegründet hatte, und vieler Bemühungen segnet der Vorsitzende der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Regensburg e. V., Domkapitular Michael Dreßel die Wohneinrichtung für erwachsene Menschen mit Behinderungen in Mitterfels.j

v.l. Bezirksrat Franz Schreyer, Altbürgermeister Heinrich Stenzel, Landrat Josef Laumer, MdL Josef Zellmeier, Helmut Dietl, Gründer der Elterninitiative, Bürgermeister Andreas Liebl, Einrichtunsleiter Axel Weigert, Domkapitular Michael Dreßel, Vorsitzender der KJF, KJF-Direktor Michael Eibl (Foto: Sebastian Schmid)

Nach dem Spatenstich im November 2022 und dem Richtfest im Oktober 2023 freuen sich nun zahlreiche Gäste über die Segensfeier. Viele Familien hatten sich in der Vergangenheit in ihrer Elterninitiative für den Bau der Wohneinrichtung politisch stark gemacht, damit ihre erwachsenen Kinder mit Behinderung ein selbstständiges Leben führen. Domkapitular Dreßel machte deutlich: „Diese Wohngemeinschaft ist ein Ort, wo Menschen mit Behinderung nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern ein Stück Heimat finden. Daher macht diese Einrichtung deutlich: Kirche ist Anwältin für das Leben, besonders dann, wenn es verletzlich ist. Und das nicht nur in der Theorie, sondern in der Praxis: Dafür steht die KJF. Mein Dank gilt allen, deren großherziges Engagement diese Einrichtung ermöglicht hat.“

KJF-Direktor Michael Eibl bedankte sich herzlich beim Bezirk und der Regierung von Niederbayern für die Förderung des Bauprojekts und auch bei der Elterninitiative: „Gemeinsam sichern wir die Teilhabe von Menschen mit Behinderung und entlasten deren Familien!“ Die zu erwartenden Gesamtkosten für den Neubau belaufen sich auf rund 6,2 Millionen Euro. Die Bayerische Staatsregierung leistete über die Regierung von Niederbayern einen Zuschuss in Höhe von 3.174.000 Euro und der Bezirk Niederbayern in Höhe von 529.000 Euro. Auch Helmut Dietl äußerte allen Beteiligten Dank für die neue Wohngemeinschaft: „Für uns Eltern ist es eine große Freude, dass es gemeinsam gelungen ist, dieses Projekt zu realisieren. Hier können sich die Menschen wohlfühlen und erhalten die Förderung, die sie brauchen.“

Domkapitular Michael Dreßel segnete die Wohngemeinschaften St. Hildegard und alle Menschen, die dort leben und arbeiten. (Foto: Sebastian Schmid)

Axel Weigert, Einrichtungsleiter der Wohngemeinschaften, schloss sich dem Dank des Direktors an: „Die Wohngemeinschaften St. Hildegard, die Bewohnerinnen und Bewohner und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bedanken sich sehr bei allen, die den Neubau der Wohngemeinschaft Mitterfels ermöglicht haben. Ein herzlicher Dank gilt unserem Träger, der Katholischen Jugendfürsorge Regensburg, und den politischen Vertreterinnen und Vertretern für die Weichenstellung, sowie dem Bezirk Niederbayern, dem Bayerischen Sozialministerium, der Gemeinde Mitterfels, der Elterninitiative sowie allen Planern, Architekten Donhauser und Postweiler sowie allen Baufirmen.“

 

Großer Schritt in inklusive Zukunft

Bundesminister MdB Alois Rainer musste den Termin der Segnung kurzfristig absagen. In einem Grußwort brachte er Lob und Anerkennung für alle, die zum gelungenen Neubau beigetragen haben, zum Ausdruck: „Mit der Eröffnung der Wohngemeinschaften St. Hildegard in Mitterfels setzt die KJF ein wichtiges Zeichen für die Inklusion von Menschen mit Behinderung. Diese neuen Räume bieten nicht nur ein Zuhause, sondern auch die Möglichkeit zur Teilhabe an der Gesellschaft. Jeder Mensch soll die Freiheit haben, so zu leben, wie er es möchte, und genau das wird hier ermöglicht. Es ist ein großer Schritt in Richtung einer inklusiveren Zukunft, in der Menschen mit Behinderungen in allen Bereichen des Lebens gleichwertig teilhaben können. Ich bin als örtlicher Bundestagsabgeordneter sehr stolz darauf, dass die KJF ein solches Projekt in Mitterfels umsetzt."

Helmut Dietl (2.v.r.) hatte eine Elterninitiative ins Leben gerufen, die sich für den Bau der Wohngemeinschaft einsetzte. Im Rahmen der Segensfeier dankte er allen, die geholfen haben, das Projekt umzusetzen. (Foto: Sebastian Schmid)

Bezirksrat Franz Schreyer erinnerte an Jahrzehnte, in denen Wohneinrichtungen weit außerhalb der Städte errichtet wurden und stellte heraus: „Inklusion ist ein Prozess – ein gesellschaftlicher Prozess in erster Linie. Heute sehen wir, wie weit wir in diesem Prozess bereits gekommen sind.“ Ein weiterer Aspekt der Inklusion sei die Teilhabe am Arbeitsleben. Ein Zuhause und eine Arbeit haben, das sei für jeden Menschen wichtig, betonte der Vorsitzende des Haushaltsausschusses MdL Josef Zellmeier. Arbeit sei nicht nur dazu da, um Geld zu verdienen. Arbeit diene auch der Selbstverwirklichung eines Jeden, was selbstverständlich auch Menschen mit Behinderungen einschließt. „Aus diesem Grund danke ich der KJF und den Wohngemeinschaften St. Hildegard, die vielen Menschen ein Zuhause und einen Arbeitsplatz anbieten. Durch die segensreiche Arbeit aller Verantwortlichen und Mitarbeiter wird Inklusion in vorbildlicher Weise vorgelebt. Ein herzliches Vergelts Gott dafür!“, so Zellmeier.

 

Freudiger und bedeutungsvoller Tag für Marktgemeinde Mitterfels

Auch Landrat Josef Laumer äußerte seine Freude und Dankbarkeit über die Fertigstellung der neuen Wohngemeinschaft: Ein Zuhause für Menschen, unabhängig von ihren Fähigkeiten. Ein Ort, an dem Vielfalt gefeiert wird und jeder sein Leben selbstbestimmt und voller Freude in seiner Heimat leben kann. Ein Ort, an dem Inklusion und Gemeinschaft im Mittelpunkt stehen.“ Andreas Liebl, Bürgermeister der Markt Mitterfels teilt die Freude aller über das starke Zeichen der Inklusion und hieß die Bewohnerinnen und Bewohner willkommen: „Die heutige Segnung ist ein freudiger und bedeutungsvoller Tag für unsere Marktgemeinde. Mit dem neuen Wohnheim mit 24 Plätzen setzt die KJF ein starkes Zeichen für Inklusion, Solidarität und gelebte Menschlichkeit. Dieses großartige Projekt ist ein weiterer Beleg für die hervorragende Zusammenarbeit zwischen der Marktgemeinde und der KJF, aber auch ein wertvoller Beitrag zur Lebensqualität und Teilhabe von Menschen mit Behinderung. Mein Dank gilt allen Beteiligten, die mit ihrem Engagement und ihrer Tatkraft die Realisierung möglich gemacht haben. Die neuen Bewohnerinnen und Bewohner sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in unserer Marktgemeinde herzlich willkommen. Wir freuen uns auf viele freudige Begegnungen.“

 

Modernes, individuelles Wohnen – mittendrin statt nur dabei

Die WG Mitterfels ist der siebte Standort der Wohngemeinschaften St. Hildegard. Das Mehrparteienwohngebäude mit vier Wohneinheiten bietet im Rahmen der Eingliederungshilfe auf insgesamt 1.440,16 Quadratmetern Platz für 24 Menschen mit Behinderung. Davon sind sechs Plätze für Menschen mit erworbener Hirnschädigung und 18 Plätze für Menschen mit einer geistigen Behinderung vorgesehen. Sechs Zimmer erfüllen erhöhte Anforderungen, die für die Unterbringung von Rollstuhlfahrern nötig sind. Diese Räume füllen eine Fläche von ca. 118 Quadratmetern. Die moderne Aufteilung der Wohnbereiche durch gemeinschaftliches Wohnen im Rahmen zweier Wohngruppen auf der einen und Apartmentwohnen mit 12 Apartments auf der anderen Seite ermöglicht es den individuellen Bedarfen der Menschen mit Behinderung gut entgegenzukommen.

Mit dem Sketch "Deutschland sucht das Super-Wohnheim" brachten die Bewohner und Mitarbeiterinnen ihre Freude über die neue WG zum Ausdruck. (Foto: Sebastian Schmid)

Die Wohngemeinschaft liegt zentral in einem Wohngebiet in Mitterfels. So haben die in der Bruder-Konrad-Werkstätte in Mitterfels beschäftigten Bewohnerinnen und Bewohner kurze Wege in die Arbeit und zu diversen Einkaufsmöglichkeiten – darüber hinaus einfache Zugang zu öffentlichen Einrichtungen und Freizeitmöglichkeiten. Sie sind Mitbürgerinnen und Mitbürger, Nachbarinnen und Nachbarn in Mitterfels und nehmen somit am gesellschaftlichen Leben teil. Die Freude darüber ist groß – das zeigen die Bewohnerinnen und Bewohner bei der Segnung während einer gelungenen humoristischen Einlage mit dem Titel „Deutschland sucht das Super-Wohnheim“. Die Einbeziehung in die Nachbarschaft und das Leben in der Gemeinde Mitterfels wird auf vielfältige Weise gefördert. So sind unter anderem gemeinschaftliche Projekte mit Bürgergruppierungen der Gemeinde Mitterfels geplant, beispielsweise mit Musik- und Sportgruppen.

 

Selbstständiges Leben und Arbeiten

Die WG in Mitterfels der Wohngemeinschaften St. Hildegard wird das Wohnangebot der KJF für erwachsene Menschen mit Behinderung in der Region Straubing-Bogen erweitern, sowie Wohnplätze für Menschen mit erworbener Hirnschädigung anbieten, die in der Bruder-Konrad-Werkstätte in Mitterfels beschäftigt sind. Sie haben damit kurze Arbeitswege. Das freut auch die Geschäftsführerinnen der Werkstätte – Melanie Eibl und Evi Feldmeier: „Die Menschen wohnen hier in einer familiären Atmosphäre, einen Steinwurf von ihrem Arbeitsplatz in der Werkstätte entfernt – das ist eine tolle Möglichkeit unkompliziert seiner Tätigkeit nachzugehen und am Feierabend am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können“, so Eibl und Feldmeier.

Text: Olga Arnstein