null Gebündelte Informationen aus einer Hand

Die neu gegründeten Einheitlichen Ansprechstellen für Arbeitgeber (EAA) in Bayern stehen Unternehmen für alle Fragen zur Ausbildung, Einstellung, Berufsbegleitung und Beschäftigungssicherung von Menschen mit Behinderung zur Verfügung. Diesen Service stellte die EAA Oberpfalz in einer Infoveranstaltung vor. Gastgeber war die Horsch Maschinen GmbH in Schwandorf. Dabei präsentierten die Verantwortlichen auch gelungene Beispiele von Inklusion in regionalen Unternehmen.

Gemeinsam mit Bernhard Lang (Geschäftsführer Operativ der Agentur für Arbeit Schwandorf), Dominique Gottwald (Jobcenter Schwandorf), Maria Huber (Inklusionsamt) und Beatrix Ratzinger (Deutsche Rentenversicherung) stellte Inklusionsberater Matthias Schießl einige Fallbeispiele gelungener Inklusion vor. (Foto: Sebastian Schmid)

„Für uns ist selbstverständlich, Menschen mit Behinderung einzustellen oder weiter zu beschäftigen“, sagte Nina Reimnitz, die für das Personalmanagement der Horsch Maschinen GmbH zuständig ist. „Über die Informationen zu Fördermöglichkeiten und Präventionsmaßnahmen durch die EAA haben wir uns sehr gefreut.“ Geschäftsführerin Cornelia Horsch stellte den zahlreichen Gästen, die zur Informationsveranstaltung der EAA gekommen waren, das Unternehmen, das Landmaschinen für den weltweiten Export herstellt, vor: So beschäftigt Horsch inzwischen rund 2800 Mitarbeiter – rund 1100 am Standort Sitzenhof bei Schwandorf.

In der anschließenden Begrüßungsrunde stand das Thema Inklusion im Mittelpunkt. „Für Unternehmen ist Inklusion nicht nur eine ethische Pflicht, sondern auch ein kluger Schachzug: Sie bringt mehr Diversität und kreative Lösungen mit sich, das hat auch positiven Einfluss auf wirtschaftliche Ergebnisse“, sagte Josef Ebnet, Bereichsleiter an der Industrie- und Handelskammer, der die Runde moderierte. Landrat Thomas Ebeling ging auf die Anstrengungen, die der Landkreis Schwandorf für die Inklusion aufbringt, ein: „Unsere öffentlichen Bauten gestalten wir barrierefrei – für die Besucher und Mitarbeiter. Das ist eine lange Aufgabe, bei der wir nicht nachlassen dürfen. Dafür haben wir eigens eine Stelle geschaffen. Wir legen auch großen Wert auf eine inklusive Beschulung unserer Kinder.“ Wolfgang Eberl, Leiter des ZBFS-Inklusionsamts, berichtete von den Leistungen seiner Institution: „Wir sind vor Ort in den Firmen präsent und beraten zu finanziellen Unterstützungsmöglichkeiten, beispielsweise für die Anpassung von Arbeitsplätzen oder zu monatlichen Zuschüssen für Angestellte mit Einschränkungen. Dieser Service wird von den Firmen gerne angenommen.“ Mario Göhring, Betriebsberater an der Handwerkskammer, sieht Fortschritte auf dem Weg zu einem inklusiven Arbeitsmarkt: „Wir kennen die Bedürfnisse der Betriebe und stellen fest, dass sie bei der Suche nach geeigneten Bewerbern bereit sind, nach Lösungen abseits der ausgetretenen Pfade zu suchen. Aber die Firmen müssen wissen, welche Angebote es gibt. Beratungsleistungen sind ein Instrument dazu.“

Integrationsberater André Nickley stellte den Gästen die Arbeitsweise und Angebote der EAA vor: So berät die EAA zu den vielen Fördermöglichkeiten, die die einzelnen Leistungsträger für die Teilhabe am Arbeitsmarkt von Menschen mit Behinderung bereitstellen – von der Antragstellung bis zur Unterschriftsreife. Dabei beginnt die Unterstützung bereits bei der Suche nach geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern und zieht sich durch den gesamten Einstellungsprozess. Durch die enge Zusammenarbeit mit dem Integrationsfachdienst wird sichergestellt, dass auch die Leistungen zur Sicherung von bestehenden Arbeitsverhältnissen nahtlos zur Verfügung stehen. „Wir bündeln alle relevanten Informationen zu einem passenden Paket, das individuell auf die Bedürfnisse des jeweiligen Betriebs abgestimmt ist“, so Nickley. Er gab auch einen Überblick zu den aktuellen Zahlen, mit denen die EAA aufwarten kann: So gab es bereits im ersten Jahr 70 Erstkontakte durch Arbeitgeber. Knapp 200 Betriebe fragte die EAA direkt an; daraus resultierten 135 Beratungen und 55 Einstellungsbegleitungen. Insgesamt konnten in der Oberpfalz 16 neue Arbeitsverhältnisse für Menschen mit Behinderung verzeichnet werden.

 

Vom Praktikanten zum geschätzten Mitarbeiter

Matthias Schießl berichtete gemeinsam mit einer Expertenrunde, bestehend aus Vertretern der Netzwerkpartner, von drei Best Practice Beispielen: Durch eine Empfehlung des Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit hatte eine Spedition mit der EAA Kontakt aufgenommen. Die Firma war auf der Suche nach Unterstützungsmöglichkeiten zur Einstellung eines Berufskraftfahrers mit einer Behinderung. Die EAA konnte die Beratung und Einstellungsbegleitung zeitnah übernehmen. „Der behindertengerechte Umbau des LKW kann gefördert werden und für die Dauer der Einarbeitung gibt es Lohnkostenzuschüsse“, erklärte Beatrix Ratzinger, Firmenberaterin der Deutschen Rentenversicherung. Bernhard Lang, Geschäftsführer Operativ der Agentur für Arbeit Schwandorf, wies auf die Möglichkeit hin, technische Berater in Anspruch zu nehmen: „Auf diese Weise findet man gemeinsam immer eine Lösung, die auch wirtschaftlich ist.“

Zwei weitere Beispiele für gelungene Inklusion stammen aus dem Haus Phönix, einem Seniorenheim in Teublitz: Ein langjähriger Mitarbeiter hatte mit kognitiven Einschränkungen zu kämpfen, die zu schwankenden Arbeitsleistungen führten. Maria Huber vom Inklusionsamt erklärte das Vorgehen in diesem Fall: „Durch den Integrationsfachdienst unterstützen wir Arbeitgeber bei der Sicherung von Arbeitsverhältnissen, etwa durch Zuschüsse für die geringere Arbeitsleistung und für zusätzlichen Personalaufwand, den der Arbeitgeber hat.“ Ein anderer Arbeitnehmer absolvierte über die sogenannte Unterstützte Beschäftigung ein Praktikum im Haus Phönix, um herauszufinden, ob er für den allgemeinen Arbeitsmarkt geeignet ist. „Man hat dem jungen Mann angemerkt, wie begeistert und motiviert er war“, sagte Matthias Schießl. „Er konnte sich individuell um die Bewohner kümmern und Zeit mit ihnen verbringen. Manchmal kam er schon vor Dienstbeginn, um mit ihnen zu frühstücken. Inzwischen ist aus dem Praktikum ein langjähriges Arbeitsverhältnis entstanden.“

Text und Bild: Sebastian Schmid