null Fachtag des Bezirks Oberpfalz

Das gemeinsame Lernen, Arbeiten und Zusammenleben von Menschen mit Behinderung sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Einrichtungen und Diensten der Eingliederungshilfe ist durch besondere Nähe und ein intensives Vertrauensverhältnis geprägt. Die persönliche Freiheit von Menschen mit Behinderungen ist besonders zu schützen, ihre Menschenwürde ist unter allen Umständen zu achten und zu wahren. Mit dem Fachtag „Wege zum Gewaltschutzkonzept nach § 37a SGB IX“ gab die Sozialverwaltung des Bezirks Oberpfalz Impulse und Informationen zur konkreten Implementierung.

Gemeinsam zeigten Marje Mülder, Britta Ortwein-Feiler (Katholische Jugendfürsorge der Diözese Regensburg e. V.) Holger Kiesel (Beauftragter der Staatsregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung) Stefanie Schutty (Bezirk Oberpfalz) Michael Neise (Landschaftsverband Rheinland)  Stefanie Winkler (Lebenshilfe Neumarkt e. V.) Wege zu einem wirksamen Gewaltschutzkonzept auf. (Foto: Isabelle Lemberger)

Ein besonderes Augenmerk galt dabei dem Schutz vor Gewaltanwendung. Es gibt verschiedenste Formen von Gewalt und sie kann jeden betreffen. Umso wichtiger wird in diesem Zusammenhang die Entwicklung und die Umsetzung eines auf die Einrichtung oder Dienstleistung zugeschnittenen Gewaltschutzkonzeptes.

Britta Ortwein-Feiler, Gewaltschutzbeauftragte der KJF Regensburg, lieferte in ihrem Vortrag konkrete Berichte aus der Praxis zur Implementierung von Schutzprozessen: Dabei geht es immer um ein Zusammenspiel von Strategie, Struktur und Kultur. Verantwortlichkeiten, Aufgabenbeschreibungen, Verfahren und Handlungsleitlinien müssen festgelegt werden und über ausreichend Ressourcen verfügen. Die „Kultur“ der Einrichtungen soll geprägt sein von einem hohen Bewusstsein, das durch Sensibilisierung, Kommunikation, Kooperation Beteiligung und Vertrauen entsteht. In der „Strategie“ werden Visionen sowie Aktiv- und Wirkziele gebündelt und evaluiert.

Zudem werden für die Schutzbeauftragten jährlich zwei spezielle Trainings zum Thema Gewaltschutz angeboten und sie haben die Möglichkeit an einem Fachtag mit Expertenvorträgen teilnehmen. Da sich Jugendliche, die Opfer von Gewalt wurden, oftmals nicht Erwachsenen, sondern Gleichaltrigen anvertrauen, soll ein Peer-to-Peer-Konzept dazu dienen, den Betroffenen Wege in ein Hilfesystem zu bahnen. Führungskräfte sollen in Workshops besonders für die gesamte Thematik sensibilisiert werden. Podcasts und Filme bieten die Möglichkeit, vielfältige Aspekte des Themas Gewaltschutz zu diskutieren und zu vertiefen und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

 

Gewalt hat subtile Formen

Auch Holger Kiesel, Beauftragter der Staatsregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung, war zu Gast und hat gemeinsam mit den anderen Referenten „Wege zum Gewaltschutzkonzept” aufgezeigt: Aus eigener Erfahrung weiß Kiesel, dass Gewalt subtile Formen hat. Menschen mit Behinderung müssen sich allerdings häufig mit verbaler Gewalt auseinandersetzen. Was man dagegen tun kann? Die Menschen stärken und ihnen die Möglichkeit geben, ein klares Nein zu formulieren.

Text: Sebastian Schmid