Ein Ort des Gebets erstrahlt in neuem Glanz
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Im Rahmen einer feierlichen Pontifikalmesse hat H.H. Bischof Dr. Rudolf Voderholzer die St.-Matthias-Kirche des ehemaligen Kapuzinerklosters wiedereröffnet. Das Gotteshaus war in den vergangenen eineinhalb Jahren umfassend saniert worden. „Die Katholische Jugendfürsorge hat schon das alte Kloster in der Ostengasse mustergültig saniert und zu einem Ort des Segens gemacht für bedürftige Menschen. Dass jetzt auch die Klosterkirche St. Matthias in neuem Glanz erstrahlt und wieder ein Ort des Gebetes und des Gottesdienstes wird, das freut mich riesig und ich bin der KJF zutiefst dankbar!“, so Bischof Dr. Rudolf Voderholzer.
KJF-Vorsitzender Domkapitular Michael Dreßel erinnerte in seiner Rede an die große Bedeutung der St.-Matthias-Kirche für die Ökumene: „Bis 2012 war auf dem Areal des Klosters St. Klara das Ostkirchliche Institut untergebracht, in dem orthodoxe Studierende aus den ehemaligen Ostblockstaaten wohnten. Hier wurden wichtige ökumenische Kontakte geknüpft. Dass an diesem Ort die rumänisch-orthodoxe Gemeinde Regensburg eine liturgische Heimat finden wird, freut mich sehr. So wird das gute ökumenische Miteinander an diesem Ort auch in Zukunft fortgeführt.“
KJF-Direktor Michael Eibl ließ die Erfolgsgeschichte „St. Matthias und St. Klara“ Revue passieren: „Die Renovierung der Kirche St. Matthias ist der letzte Schritt der Generalsanierung des gesamten Klosters. Hier bietet die KJF 47 bezahlbare, inklusive Wohnungen, die Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern sowie die inklusive Galerie St. Klara. Wir sehen es als unsere Pflicht, die St.-Matthias-Kirche im Zentrum des Klosters wieder in einen guten Zustand zu bringen. Es freut uns sehr, dass dies gelungen ist und die Kirche nun wieder für Gottesdienste zur Verfügung steht. Mein Dank gilt allen, die zu dieser umfangreichen Sanierung beigetragen haben.“
Bischof Dr. Rudolf Voderholzer vollzog den Ritus der Wiederinbetriebnahme, klopfte mit seinem Stab an das Tor und schritt als Erster durch das Portal: „Der Herr sprach: ,Ich bin die Tür, wer durch mich hindurch geht, wird gerettet werden.“ Im Rahmen der Pontifikalmesse ging er auf die wechselvolle Geschichte der Kirche und des Klostergeländes ein: „Wie ein Damoklesschwert schwebte der Bau einer Stadtautobahn über dem Kloster. Man kann sich nicht vorstellen, was das für die Stadt bedeutet hätte.“ Er blickte zurück auf die Segnungsfeier für die Anlage mit der Beratungsstelle, der Galerie St. Klara und den Wohnungen. „Nun ist auch das Herzstück fertig.“
Die Kirche wird größtenteils von der rumänisch-orthodoxen Gemeinde Regensburgs für ihre Gottesdienste genutzt. Deshalb freut sich Pfarrer Alexandru Campeanu sehr über die Wiedereröffnung: „Mein Dank gilt dem Bistum Regensburg und der KJF, weil sie uns diese Kirche zur Verfügung stellen. Möge Gott unseren Zusammenhalt segnen. Die Renovierungsarbeiten sind sehr gut gelungen – es ist wunderbar geworden. Während der Bauzeit fanden unsere Gottesdienste in der Kirche Mariä Himmelfahrt in Dechbetten statt.“ Die KJF nutzt die St.-Matthias-Kirche für Gottesdienste, an Weihnachten oder zu Jubiläumsfeiern.
Die letzte Instandsetzung fand 1953 statt – entsprechend groß war nun der Handlungsbedarf: „Die Vergoldungen an der Ausstattung wurden gereinigt und die Raumschale ist wieder blütenweiß“, berichtet Georg Deisenrieder, Pastoralreferent der KJF. „Ein großes Fenster an der linken Seitenkapelle, das zugemauert war, wurde freigelegt.“ Außerdem wurden die Lichtanlage, die Lautsprecher, die zentrale Heizung und die Sitzbankheizung auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Die Südfassade wurde ebenso runderneuert wie die Sakristei. Schäden an den Holz- und Steinböden des Gotteshauses wurden ausgebessert oder restauriert. Die Kirchenbänke, deren Stabilität teilweise nicht mehr gegeben war, wurden ebenfalls umfangreich erneuert.
Ein Kreuzweg aus der Kunstsammlung des Bistums
Das große Altarbild wies rund 50 Schadstellen auf; es wurde ausgebaut und fachmännisch restauriert. Zuvor war in der Kirche kein Kreuzweg vorhanden. Es wurde ein Kreuzweg aus der Pfarrkirche in Steinach aus dem eingelagerten Bestand der Kunstsammlungen des Bistums Regensburg ausgewählt und installiert: 14 Kreuzwegstationen, die Ende des 19. Jahrhunderts entstanden sind. Die Malerei des Kreuzweges wurde gereinigt und es erfolgte eine Konservierung des Rahmens. Mit der Errichtung einer Ikonostase wurde die neue liturgische Ausstattung der rumänisch-orthodoxen Gemeinde vervollständigt. Die von einem rumänischen Kunsthandwerker geschaffenen hölzernen Elemente weisen eine eigenständige Gestaltung und Farbigkeit auf. Um ein weitgehend einheitliches Erscheinungsbild im Kirchenraum zu schaffen wurden die holzsichtigen Teile an die Farbigkeit der Holzoberflächen der Chorschranke und des Kirchengestühls angepasst.
Die Gesamtkosten für Sanierung belaufen sich auf rund 1,68 Millionen Euro. Die Katholische Jugendfürsorge der Diözese Regensburg e. V. trägt rund 736.300 Euro aus Eigenmitteln. Zuschüsse kommen durch die Diözese Regensburg (303.200 Euro) und das Bundesförderprogramm für Denkmalpflege (325.000 Euro). Außerdem beteiligen sich der Bezirk Oberpfalz (40.000 Euro), die Bayerische Landesstiftung (140.000 Euro), die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (100.000 Euro) und das Landesamt für Denkmalpflege (40.000 Euro).
Zur Geschichte der St.-Matthias-Kirche
Die Klosterkirche St. Matthias der Kapuziner wurde 1613 auf Anregung des Kaisers Matthias und mit Unterstützung des Stifts Niedermünster gegründet und bereits 1615 geweiht. Die schlichte, einschiffige Kirche ist nach Norden ausgerichtet und weist einen stark eingezogenen Chor und Tonnengewölbe mit Stichkap¬pen auf. Der Hochaltar wurde 1620 von Kaiser Matthias gestiftet. Das Gemälde des Altarblatts zeigt die Berufung des Apostels Matthias und wird flankiert von kleineren Gemälden des Heiligen Franziskus und der Heiligen Klara. 1810 wurde das Kloster säkularisiert und 1811 den Klarissen übergeben, deren Kloster bei der napoleonischen Belagerung 1809 zerstört worden war. Nach dem Umzug in die Gebäude des Kapuzi¬nerklosters blieben die Klarissen noch bis 1974 in Regensburg. Bereits 1968 hatten sie die Klostergebäude an die Stadt verkauft, die damals eine breite vierspurige Straße in Verlängerung der Adolf-Schmetzer-Straße durch den Villa-Park und diagonal durch das Klostergelände von St. Klara plante, die Abbruchge¬nehmigung war bereits erteilt. Bei der Auflösung des Klosters teilte sich der Konvent und übersiedelte teils in das neu gegründete Kloster Maria Vesperbild bei Ziemetshausen (Schwaben), teils in das Klarissenkloster Dingolfing (Niederbayern). Die Straßenbaupläne wurden 1974 aufgegeben.
Text: Sebastian Schmid