null Ein halbes Jahrhundert im Dienst von Kindern und ihren Familien

Seit 1975 ist die Einrichtung der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Regensburg e. V. (KJF) eine Anlaufstelle, deren Fachkräfte Kinder und ihre Familien vertrauensvoll und ganzheitlich in den Blick nehmen. Sie bietet durch das Zusammenspiel verschiedener Fachrichtungen passgenaue Unterstützung bei einem breiten Spektrum an Entwicklungsverzögerungen oder Behinderungen. Die ersten Jahre im Leben eines Kindes beeinflussen seine Entwicklung außerordentlich und nachhaltig. Läuft in den ersten Lebensjahren etwas anders als erhofft und erwartet, setzt die Interdisziplinäre Frühförderstelle (IFS) Straubing genau hier mit ihrer Arbeit an.

v.l. IFS-Leiterin Elke Steinberger, Pastoralreferent Georg Deisenrieder, stellvertr. Landrätin Barbara Unger, KJF-Direktor Michael Eibl, Einrichtungsleiter Bildungszentrum St. Wolfgang Jürgen Horn (Foto: Christine Allgeyer)

Georg Deisenrieder, Pastoralreferent der KJF, begann das Jubiläum mit einem Wortgottesdient, in dem er herausstellte: „Das Kind gehört in die Mitte gestellt, es gehört gleichberechtigt dazu.“ Den anschließenden Festakt zum 50sten Geburtstag der Frühförderstelle in Straubing feierte die KJF-Familie mit zahlreichen Gästen. KJF-Direktor Michael Eibl würdigte die Arbeit der Frühförderstelle und dankte allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihren täglichen Einsatz: „Elke Steinberger und ihr interdisziplinäres Team kümmern sich mit hoher Professionalität und viel Einfühlungsvermögen um die Kleinsten in unserer Gesellschaft – sie ermöglichen ihnen Teilhabe und legen den Grundstein für ein möglichst selbstbestimmtes Leben. Je früher die Hilfe ansetzt, desto größer ist ihre Wirkung. Deshalb ist diese Einrichtung so wertvoll und unverzichtbar. Alle die dazu beitragen, können stolz auf ihre Leistung sein.“

 

Staatsministerin Ulrike Scharf sendet Glückwünsche per Videobotschaft

Bayerns Familienministerin Ulrike Scharf übermittelte ihre Glückwünsche per Videobotschaft: „Kinder sind unser kostbarster Schatz. Frühkindliche Bildung, Förderung und Unterstützung haben für mich oberste Priorität. Die Interdisziplinäre Frühförderstelle Straubing leistet seit einem halben Jahrhundert einen unverzichtbaren Beitrag, damit sich jedes Kind bestmöglich entwickeln kann. Ein solches Engagement, der Einsatz für Andere und die Inklusion, die hier gelebt wird, machen den Freistaat so lebens- und liebenswert. Bayern ist Familienland Nummer 1 und gemeinsam stark.“

Bezirksrat Franz Schreyer bestellte Grüße von Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich und sprach den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Frühförderstelle ebenfalls seine Anerkennung aus: „Wie wertvoll Ihre Arbeit ist, können Worte kaum beschreiben. Am ehesten könnten es die Kinder und ihre Familien, denen Sie tagtäglich Halt geben und auf ihrem ohnehin schwierigen Weg begleiten.“

v.l. KJF-Direktor Michael Eil, Straubings Oberbürgermeister Markus Pannermayr (Foto: Christine Allgeyer)

Dem schloss sich Straubings Oberbürgermeister Marcus Pannermayr an: „Seit 50 Jahren steht die Interdisziplinäre Frühförderstelle für kompetente, herzliche und engagierte Unterstützung von Kindern und Familien. Straubing kann sich glücklich schätzen, dass die Katholische Jugendfürsorge der Diözese Regensburg diese wichtige Aufgabe übernimmt. Ich danke allen, die sich mit großem Einsatz für die Entwicklung und die Zukunft unserer Kinder engagieren, und gratuliere der Frühförderstelle herzlich zum Jubiläum.“ Dass auch viele Kinder und Familien im Landkreis Straubing-Bogen von der Arbeit der Frühförderstelle profitieren, betonte stellvertretende Landrätin Barbara Unger: „Mein Dank gilt allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Frühförderstelle – für ihr großes Engagement, ihre Fachkompetenz und ihre Menschlichkeit. Ebenso danke ich der Katholischen Jugendfürsorge Regensburg für die langjährige Trägerschaft und für den Ausbau dieses wichtigen Angebots.“

v.l. Bezirksrat Franz Schreyer, stellvertr. Landrätin Barbara Unger (Foto: Christine Allgeyer)

 

Im vergangenen Jahr unterstützte die IFS über 600 Kinder und ihre Familien

Die IFS unterstützt Kinder und ihre Familien – von der Geburt bis zur Einschulung – bei einem sehr breiten Spektrum an bestehenden oder drohenden Behinderungen und Entwicklungsverzögerungen: Über 600 Kinder hat die IFS allein im vergangenen Jahr begleitet. Das Team umfasst 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Bereichen Heilpädagogik, Psychologie, Logopädie, Physio- und Ergotherapie. Um den großen Bedarf abzudecken, arbeitet die Einrichtung zudem mit 22 externen Praxen in diesen Professionen zusammen. Vor allem bei Autismus-Spektrum-Störungen, Sprachentwicklungsverzögerungen und Bindungsstörungen verzeichnet die Frühförderstelle seit Jahren steigende Fallzahlen.

„Die interdisziplinäre Arbeit im frühen Kindesalter ist ein Garant dafür, dass wir für die Kinder und ihre Familien das Bestmögliche erreichen“, sagte Elke Steinberger, die Leiterin der Frühförderstelle. „Wir sehen die Kinder und ihre Potenziale und unterstützen sie darin, diese zu erkennen und zu entfalten. Eine gleichberechtigte Teilhabe in der Gesellschaft ist das oberste Ziel.“ Sie dankte allen, die sich – direkt in der Frühförderstelle oder bei externen Partnern – für dieses Ziel einsetzen: „Bei den Vorbereitungen zum Jubiläum ist mir nochmals bewusstgeworden, wie groß unser Netzwerk ist. Für die großartige Zusammenarbeit und den intensiven fachlichen Austausch, bin ich allen sehr dankbar – insbesondere meinem Team.“

 

Die Vorläufer der Frühförderung in Straubing

Elke Steinberger blickte auf die bisherigen Meilensteine in der 50-jährigen Geschichte der IFS zurück: Schon bevor die Einrichtung offiziell ihren Betrieb aufnahm, war Schwester Nadine als Heilpädagogin in der Frühförderung aktiv und betreute zwei Familien im Hausbesuch. Die KJF finanzierte diese Stelle. Mit der Gründung der Frühförderstelle kamen Psychologen und Sonderpädagogen sowie externe Kooperationspartner hinzu. Von 1983 bis 1986 leitete Monika Kiermeier die Einrichtung. Ihr folgte Isolde Hacker, die die Leitung bis 1997 innehatte. 2008 hatte die IFS bereits 13 Mitarbeiter und unterstützte 115 Kinder. 2010 waren es bereits 190 Kinder und es gab regelmäßige PEKiP-Gruppen speziell für Frühchen und videobasierte Entwicklungspsychologische Beratung. Die Leitung hatte Birgit Lange-Plank inne. 2011 bezog die Frühförderstelle neue barrierefreie Räume in der Hebbelstraße und versorgte jährlich weit über 300 Kinder.

Während der Corona-Pandemie entwickelte Birgit Lange-Plank mit ihrem Team ein innovatives Konzept zur Videoberatung, mit dem 90 Prozent der Kinder weiter gefördert werden konnten. Für dieses „beispielhafte“ Projekt erhielt die IFS im Jahr 2021 den Deutschen Frühförderpreis der Vereinigung für Interdisziplinäre Frühförderung. Seit 2022 ist Elke Steinberger verantwortlich für die Einrichtung: Um fachlich auf dem neuesten Stand zu bleiben, setzt sie auf die Weiterentwicklung der Angebote: Heilpädagogische Spieltherapie, Trauma- und Trauerbegleitung, Unterstützte Kommunikation, Neurodiversität und psychische Erkrankungen bei Kindern sind einige der aktuellen Schwerpunkte.

In einer Podiumsdiskussion, moderiert von KJF-Direktor Michael Eibl, beschäftigten sich Expertinnen und Experten mit Perspektiven aus der Praxis der Frühförderung: Kindergartenleiterin Annemarie Niedermaier, Kinderarzt Dr. Martin Falke, die ehemalige IFS-Leiterin Birgit Lange-Plank, Ergotherapeutin Stephanie Leitold und Simone Heigl, die Mutter eines Kindes, das Frühförderung erhält. Sie machte der Frühförderstelle und ihren Fachkräften ein besonderes Geschenk, in dem sie sagte: „Wir haben ein Kind, das von Anfang an betreut werden musst. Wir fühlen uns gut aufgehoben, die Therapeuten sind total nett. Es ist ein tolles Team – ich muss euch ein großes Lob aussprechen – und sie tauschen sich untereinander aus, das ist total wichtig, weil wir dann wissen, wie läuft es. Ich wüsste nicht, was besser werden müsste.

v.l. Simone Heigl (Mutter), Ergotherapeutin Stephanie Leitold (Foto: Christine Allgeyer)

Text: Sebastian Schmid, Christine Allgeyer