Die Keimzelle der Jugendfürsorge
null Die Keimzelle der Jugendfürsorge
Die Sozialen Dienste Jakob Reeb haben in der Johanna-Dachs-Straße 38 eine neue Heimat gefunden: Domkapitular Michael Dreßel, der Vorsitzende der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Regensburg, segnete die Büroräume und übergab sie offiziell ihrer Bestimmung: „Mit den Sozialen Diensten Jakob Reeb zeigt sich die KJF einmal mehr als Begleiterin von Menschen in schwierigen Lebenssituationen – und das nicht von oben herab, sondern auf Augenhöhe! Darum danke ich allen, die sich in diesem sensiblen Bereich mit hoher Professionalität und viel Herzblut engagieren. Dass das nun auch in neuen Räumen möglich ist, freut mich sehr.“
KJF-Direktor Michael Eibl ging in seiner Rede auf die vielfältigen Aufgaben der Sozialen Dienste Jakob Reeb ein: „Der Name der Einrichtung erinnert an den großartigen Pioniergeist von Jakob Reeb, den Gründer der Jugendfürsorge, und übernimmt zentrale Aufgaben der Jugendhilfe: Sie setzt sich für die Rechte von Menschen mit Beeinträchtigungen ein, sie wird aktiv, wenn Eltern ihrem Erziehungsauftrag nicht nachkommen können und zeigt straffällig gewordenen Jugendlichen Wege aus der Kriminalität auf. Mit dem Adoptionsdienst betreut sie einen hochsensiblen Bereich, in dem sehr viel Einfühlungsvermögen und Verantwortungsbewusstsein notwendig ist. Für diesen Einsatz, der das Leben vieler Menschen entscheidend prägt, spreche ich allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern meinen Dank und großen Respekt aus.“
Seit über 100 Jahren setzen sich die Sozialen Dienste Jakob Reeb vielfältige Art und Weise für Menschen in schwierigen Situationen ein: Sie übernehmen Vormundschaften und Pflegschaften, wenn Eltern – aus unterschiedlichen Gründen – nicht mehr in der Lage sind Verantwortung zu übernehmen, wenn Kinder vernachlässigt, an Leib und Seele misshandelt oder auch unter tragischsten Umständen plötzlich zu Waisen werden. Rund 120 Klientinnen und Klienten unterstützt die Einrichtung in diesem Bereich.
Unterstützung für Menschen am Rand der Gesellschaft
In der rechtlichen Betreuung vertreten die Sozialen Dienste Jakob Reeb etwa 110 Menschen mit sehr unterschiedlichen, zum Teil schweren Beeinträchtigungen, psychischen Erkrankungen, Suchterkrankungen oder Behinderungen. Es handelt sich um Mitmenschen die sich oft am äußersten Rand der Gesellschaft bewegen. Sie benötigen Unterstützung damit auch ihre Interessen und Wünsche, ihre Bedürfnisse und Rechte Berücksichtigung finden und Teilhabe möglich wird.
Der Adoptionsdienst richtet sich insbesondere an Frauen, die sich in einer derartigen Not sehen, dass sie nicht sicher sind, ob sie das Kind, das sie erwarten, bekommen können oder nicht. Sie sollen in die Lage versetzt werden, eine Entscheidung für das Leben zu treffen.
Das jüngste Kind der Sozialen Dienste Jakob Reeb ist das Projekt Fallschirm: ein innovatives Projekt, bei dem ausgebildete Schülerrichterinnen und Schülerrichter am sogenannten Teen Court in einem Gespräch mit delinquenten Jugendlichen Wege aus der Straffälligkeit aufzeigen. Damit beschreitet die Einrichtung in der Region Regensburg neue Wege im Umgang mit Jugendkriminalität. Beeindruckend ist zudem das herausragende, ehrenamtliche Engagement junger Menschen als Schülerrichterinnen und Schülerrichter.
Trotz des Umzugs durchgängig erreichbar
Einrichtungsleiter Hermann Zumüller freute sich sehr, dass die Sozialen Dienste Jakob Reeb in der Johanna-Dachs-Straße eine dauerhafte Anlaufstelle für ihre Klientinnen und Klienten bieten können: „Mir ist besonders wichtig, deutlich zu machen, dass diese Räume kein Selbstzweck sind: Unser Arbeitsplatz dient vor allem dazu, für die Menschen, die sich uns anvertrauen, da zu sein. Durch die Gruppenbüros sind unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nun noch besser miteinander vernetzt und können sich jederzeit unkompliziert austauschen. Trotz des Umzugs waren wir für die Menschen, die unsere Unterstützung suchen, durchgängig erreichbar – diese Herausforderung haben wir gemeinsam gemeistert.“
Edda Elmauer, die Leiterin der Abteilung Allgemeine Jugendhilfe/Recht, dankte den Netzwerkpartnern für die gute Zusammenarbeit: „Als Richterinnen und Richter, als Vertreterinnen und Vertreter des Jugendamts vertrauen Sie darauf, dass wir unsere Aufgaben bestmöglich erfüllen und der hohen Verantwortung gerecht werden. Ich bin sicher, dass wir Ihrer aller Vertrauen in uns erfüllen, gerade auch in diesen neuen Räumlichkeiten. Mein Dank gilt auch den kooperierenden Betreuungsvereinen. Gemeinsam sind wir für unsere Klienten stark.“
Der katholische Priester, Gefangenenseelsorger und Landtagsabgeordnete für die Zentrumspartei Jakob Reeb gilt als Gründer der Katholischen Jugendfürsorge. Er traf 1905 die wegweisende Entscheidung, den ersten Jugendfürsorgeverein in Kaiserslautern in der damals noch bayerischen Pfalz auf den Weg zu bringen. 1912 gründete sich schließlich der Katholische Jugendfürsorgeverein für die Diözese Regensburg. Jakob Reebs Bestrebungen resultierten aus den tiefgreifenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umwälzungen der damaligen Zeit. Die fortschreitende Industrialisierung brachte große soziale Probleme mit sich, unter denen besonders Kinder und Jugendlichen zu leiden hatten. „Jakob Reeb war dabei als geistiger Vater die treibende Kraft: Er hat die Not seiner Zeit gesehen und gehandelt. Wir stehen in seiner Tradition: Wir sehen die Nöte unserer Zeit und handeln“, so Zumüller.
Text: Sebastian Schmid