null "Franziskus ist in das Haus des Vaters zurückgekehrt".

Franziskus ist in das Haus des Vaters zurückgekehrt".

Mit diesen Worten von Camerlengo Kardinal Kevin Farrell ging die Nachricht vom Tode Papst Franziskus am Ostermontag um die Welt. Tief bewegte sie auch uns in der Katholischen Jugendfürsorge (KJF) in der Diözese Regensburg. In dankbarer Erinnerung wollen wir im Bild des Hauses einige Stationen und Haltungen von Papst Franziskus würdigen.

Da ist zunächst das Elternhaus von Jorge Maria Bergoglio. Es war geprägt von einer Migrationsgeschichte. Der Vater stammte aus Italien und wanderte mit seinen Eltern, die Gegner des Faschismus waren, nach Argentinien aus. Jorge wuchs in einfachen Verhältnissen auf, lernte den Wert der Arbeit kennen, war als Türsteher und Hausmeister tätig, bevor er Chemietechniker wurde und in einem Labor seinen Lebensunterhalt verdiente.

Als er dann später als Ordensmitglied in das Haus der Jesuiten eintrat, prägte ihn eine volksnahe Theologie. In ihm wuchs die Überzeugung, dass die Kirche an der Seite der Armen und Entrechteten zu stehen habe und dass Solidarität in der Gesellschaft eingefordert werden müsse. Diese politische Haltung blieb bestehen, als Jorge Bergoglio zum Priester geweiht, später Erzbischof von Buenos Aires wurde und sich schließlich scherzend als neuer Papst „vom Ende der Welt“ auf der Loggia des Petersdomes vorstellte.

Papst Franziskus und KJF-Direktor Michael Eibl, Petersplatz Rom 2019.

Mit seiner bescheidenen Art und seinem Bedürfnis, den Menschen nahe zu sein, verlegte er den Wohnsitz des Papstes vom apostolischen Palast ins Gästehaus St. Marta. Seine herzliche und menschenfreundliche Art durften auch wir erfahren, als wir zusammen mit Führungskräften der KJF in Rom waren und bei einer Generalaudienz ein paar Worte mit ihm austauschten.

Papst Franziskus hatte eine Vision von dieser Welt als ein einziges Haus Gottes, in dem alle Menschen eine Heimat finden dürfen. Unvergesslich bleiben die Bilder seiner ersten Dienstreise auf die italienische Insel Lampedusa, wo er sich mit Geflüchteten solidarisch zeigte und im Boot für jene betete, die auf dem Weg über das Meer den Tod fanden. Das ermutigte auch uns in der KJF, uns für Menschen mit Migrationshintergrund einzusetzen und bei uns zu beherbergen.

In seiner Umweltenzyklika „Laudato si“ fordert er für dieses eine Haus eine neue Zusammenschau von Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialökologie. Seine Kritik am Kapitalismus ist klar und deutlich: „Diese Wirtschaft tötet!“ Unermüdlich sucht der Papst den Dialog für Gerechtigkeit und Frieden auf diesem Planeten – auch in interreligiösen Diskursen. Dazu bereiste er viele Länder und empfing Staatsgäste aus aller Welt. Dass er sich mit seiner, an seinen Namensgeber Franz von Assisi erinnernden, pazifistischen Haltung für Frieden einsetzte, kann auch als spannende Bereicherung inmitten der Spirale von Aufrüstung und Gewalt gesehen werden.

In den letzten Tagen seines Lebens traten noch einmal zwei besondere Häuser in den Blick. Zum einen ist es das Gemelli-Krankenhaus, wo er die Fürsorge und Pflege der behandelnden Ärzte dankend annahm und sich als Patient unter anderen Patienten erfuhr. Neben diesem Haus des Gesundheitswesens besuchte er ein weiteres Haus  vier Tage vor seinem Tod: Noch einmal wollte er den Gefangenen nahe sein und überraschte sie im Gefängnis, zeigte Nähe und Solidarität – für uns eine Mahnung mehr, an die gesellschaftlichen Ränder zu gehen.

In diesem Heiligen Jahr, in dem wir als „Pilger der Hoffnung“ unterwegs sein wollen, ist nun der Pilger Papst Franziskus an sein letztes Ziel gekommen. Überraschend hat er sich für seine Beisetzung ein besonderes Haus ausgedacht, nicht den Petersdom, sondern die Basilika Santa Maria Maggiore, Urkirche aller Maria Schnee Kirchen. Auch unsere Maria Schnee Kapelle in Regensburg verbindet uns nun in besonderer Weise mit Papst Franziskus.

In Dankbarkeit für sein Lebenswerk bleiben wir als Pilgernde zurück und gehen doch mutig voran – mit seinen Worten in unserem Leitbild (S.12): „Unser Leben ist Gehen, Wandern, Tun, Suchen, Schauen … Man muss in das Abenteuer der Suche nach der Begegnung eintreten und in das Sich-Suchen-Lassen von Gott, das Sich-Begegnen-Lassen mit Gott.“

Michael Eibl
Direktor der KJF

Das Bistum Regensburg hat ein digitales Kondolenzbuch bereitgestellt, in dem Abschiedsworte, Gedanken, Gebete und persönlichen Erinnerungen an Papst Franziskus hinterlassen werden können: https://www.kondolenzbuch-papst-franziskus.de/