null „Meine Welt“ - Magie des Theaters macht alles möglich

Wie drücke ich mich aus? Was empfinde ich? Was möchte ich werden? Liebe, Freude, Ab- und Zuneigung entdecken, mit allen Sinnen erleben. Alle Menschen entdecken ihre Welt jeden Tag aufs Neue. In „Meine Welt“ zelebrierten Tänzer beim 5. Festival für inklusiven Tanz Regensburg auf der Theaterbühne der Universität Regensburg die gesamte Bandbreite des Lebens und zündeten dabei ein Feuerwerk guter Laune.

Mit einer unglaublichen Fröhlichkeit, aber auch Disziplin startete das Tanzprojekt der Bischof-Wittmann-Schule und Mittelschule Lappersdorf in das 5. Festival für inklusiven Tanz. (Foto: Tino Lex)

Weg waren die griesgrämigen Gedanken über Pandemie oder Krieg – zwar nur für etwas über 2,5 Stunden, aber immerhin. Wolfgang Maas, Projektverantwortlicher für Konzeption und Choreographie brachte es nach der zweiten Tanz-Veranstaltung am späten Sonntagnachmittag auf den Punkt: „In der gesamten Veranstaltung steckte sehr viel Gefühl und Poesie, die uns alle mitgerissen hat.“

(Foto: Tino Lex)

40 Tänzer wirbelten auf der Bühne

In der Tat waren die Zuschauer einfach nur begeistert von dem, was ihnen geboten wurde. Den Anfang machten Schüler des Tanzprojekts der Bischof-Wittmann-Schule und der Mittelschule Lappersdorf, Tänzer von „die Herbstzeitlosen“, Studenten der OTH, Regensburger, der „Company Danza Mobile“ aus Spanien, der Companie „tanzbar_bremen“ sowie der Companie „UPSIDE DOWN“. Bereits ab der ersten Minute zu Klängen von Wolfgang Amadeus Mozart sprang der Funke auf das Publikum über. Die 40 Tänzer mit und ohne Behinderung, ob jung, ob alt, beleuchteten das Leben in seiner Gesamtheit – von der Geburt bis zum Tod, dazwischen das Leben mit seinen vielen Hürden, Wünschen, Träumen von Berufen, Tragik und dem Ende. Alles wurde farbenprächtig, teils mit an die Wand geworfenen Sätzen inszeniert. „Ich finde es einfach grandios, was hier gezeigt wird“, zeigte sich MdL Margit Wild freudig. Sie werde sich nach derart viel Inspiration jetzt bei „die Herbstzeitlosen“ anmelden und zu tanzen beginnen.

 

Spanien zu Gast in Regensburg

Noch vor der Pause beeindruckte „Idem – Wie einig ich mich fühle“, mit Jaime Garcia und Arturo Parrilla. Gekonnte Mimik, schauspielerischer Ausdruck, herausragende Choreographie, Witz und Charme hoben dieses Stück der Spanier (Danza Mobile) auf eine andere Stufe. Die Companie aus Sevilla zählt zu den weltweit führenden im inklusiven Tanz. „Was ich heute hier gesehen habe, ist gelebte Integration. Das Zusammenspiel hat mein Herz berührt“, schwärmt Anita Ernst. Für die Besucherin, die eigentlich mehr durch Zufall an eine der begehrten Karten kam, hatte das erste Stück einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Hier habe alle zusammengestimmt: Bühnenbild, Beleuchtung, Wünsche der Kinder, Kostüme – sie sei sehr angetan. Und: „So ist das Geld für Integration bestens angelegt.“ Thema Geld: Gefördert wurde das 5. Festival für inklusiven Tanz von der „Aktion Mensch“ und der Katholischen Jugendfürsorge Regensburg (KJF). Sonst wäre es wohl nicht möglich, diese beiden Aufführungen ohne Eintrittsgeld zu verlangen, zu organisieren.

 

Erfolgsstück aus Bremen

Den zweiten Teil des Festivals eröffneten Corinna Mindt und Adrian Wenzel. Das Stück selbst wurde bereits 300 Mal in Bremen gespielt. Nun erlebte das Stück „Rosa sieht Rot!“ quasi eine „Wiederverwertung“: Zwei Menschen, zwei Koffer, zwei Leben begegnen sich. Es entstehen tänzerische Bilder rund um das Thema Reise, Rollenbilder, Gefühle und stellen dabei die Rolle von Frau und Mann infrage, immer mit einem Schuss Ironie. Wagner Moreira begeistert die Magie Einer der es wissen muss, Wagner Moreira, Leiter der Sparte Tanz und Chefchoreograf am Theater Regensburg, äußerte sich überaus positiv über das Festival: „Es begeistert mich immer wieder, was alles möglich ist bei dieser Art der Kunstform Tanz und vor allem – wenn Menschen zusammenkommen.“ Die Magie des Theaters mache alles möglich. Dies habe man sofort bemerkt, als der Funke von den Tanzenden binnen weniger Augenblicke übersprang. Es gebe auch nur zwei Dinge, quasi Absprachen zwischen den Akteuren: „Wir machen das und wir schaffen das zusammen“, so Moreira. Hier sei es egal wo oder wie man ist. Man sei auf der Bühne, um Kunst zu machen.  Dies klappe hier hervorragend, weil es keine Barrieren gebe. Einfach mal machen.

„Rosa sieht Rot!“ Bereits 300-mal wurde dieses aus Bremen stammende Stück aufgeführt. In Regensburg zeigten es Corinna Mindt und Adrian Wenzel. (Foto: Tino Lex)


Unterschiedlichen Charaktere in „Licht an!“

Der Erfolg gibt Maas uns seinem Team recht. Bevor das Bühnenlicht erlosch, zeigte die „Inclusive Dance-Company UPSIDE DOWN“ Szenen aus dem Leben in dem Stück „Licht an!“: Aufstehen, duschen, frühstücken, zur Arbeit gehen, Freizeitaktivitäten, dann zurück und ins Bett. Doch neben dem täglichen Ritual gibt es noch etwas anderes: Wie wäre es im Rampenlicht zu stehen? Als Geheimagent James Bond, Clown, Zirkusdirektor, Präsident oder vielleicht Pippi Langstrumpf. All diese unterschiedlichen Charaktere brachten Dorothee Janssen, Verena Balling, Tim Schneider, Jonas Stürznickel, Benedikt Mühle und Ali Turp grandios auf die Bühne. Ein Abend, der vielen sehr positiv in Erinnerung bleiben wird.

Einmal wer anderes sein: Dorothee Janssen, Verena Balling, Tim Schneider, Jonas Stürznickel, Benedikt Mühle und Ali Turp brachten mit „Licht an!“ das grandios auf die Bühne. (Foto: Tino Lex)

Text: Tino Lex