null „Ein Kämpfer für die Rechte junger Menschen“

Seit 2007 war Otto Storbeck Gesamtleiter im Haus des Guten Hirten Ettmansdorf. In einer großen Feier verabschiedeten ihn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie zahlreiche Weggefährtinnen und Weggefährten in den wohlverdienten Ruhestand. Seine Nachfolge tritt Frauke Riegelsberger-Ganglmeier, die Leiterin des Psychologischen Diensts der Einrichtung, an.

Michael Eibl und Domkapitular Michael Dreßel beschenkten den scheidenden Einrichtungsleiter mit einem Gemälde von Kurt Sennebogen und einer  Flasche "Guter-Hirten-Geist" aus der hauseigenen Brennerei. (Foto: Christine Allgeyer)

„Sie waren immer ein Kämpfer für die Rechte junger Menschen. Im Haus des Guten Hirten haben Sie unwahrscheinlich viel entwickelt und die Einrichtung zu einer der modernsten Berufsschulen gemacht. Das ist ihre Lebensleistung – dafür vielen Dank!“, sagte KJF-Direktor Michael Eibl in seiner Laudatio. Storbeck war bis 2007 Reha-Berater bei der Bundesagentur für Arbeit, ehe er die umfangreiche Aufgabe im Haus des Guten Hirten übernahm. „Sie waren schon damals nah an den Menschen dran, das hat uns beeindruckt“, Eibl weiter.

Mit seinem Tatendrang schaffte es Otto Storbeck, zahlreiche Baumaßnahmen umzusetzen und das Haus des Guten Hirten enorm voranzubringen: Die größte und langwierigste war die Grundsanierung der Berufsschule St. Marien; gleichzeitig musste der Unterrichtsbetrieb weiter funktionieren. Mit den Partnern in den Agenturen für Arbeit erfolgte die Umstellung auf Reha-Ausbildungen und die Ausweitung des Ausbildungsangebotes, was mit den nächsten Umbaumaßnahmen verbunden war: Der Anbau an die Metall- und Schreiner Werkstatt, der Bau eine Lackiererei und Umbau der ehemaligen Klostermetzgerei in eine Malerausbildungswerkstatt. Das geschlossene Hallenbad wurde zu einer Ausbildungsbodenhalle für Garten- und Landschaftsbauer umfunktioniert. Vom Kloster Ensdorf bekam das Haus des Guten Hirten ein dreischiffiges Gewächshaus für die Ausbildung im Gartenbereich. Außerdem wurden Baumschulflächen erworben und angelegt. Auch ein kleiner Wald kam dazu. Um die zahlreichen neuen Aufgaben bewältigen zu können, erhielt der Verwaltungsbereich ebenfalls einen Anbau.

Etwa zur selben Zeit entstand im ehemaligen Priesterhaus die erste Wochenendwohngruppe für heilpädagogisch untergebrachte Jugendliche im Internat. Im Bereich Verkauf gab es bis dahin kein Ausbildungsangebot im Haus des Guten Hirten, sodass der „Fachpraktiker Verkauf“ auf den Weg gebracht wurde – die erste und einzige in Bayern. Hierzu wurde eine Verkaufsfläche in der Innenstadt von Schwandorf angemietet. Eine große Herausforderung war im Bereich Wohnen die Trennung von Buben und Mädchen. So wuchs der Wunsch nach der ersten gemischt geschlechtlichen Wohngruppe, was dann in der Franziskagruppe umgesetzt wurde. Zeitweise waren dann etwa 85 Auszubildende, 55 Jugendliche in der Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme und 25 im Berufsvorbereitungsjahr im Haus.

2015 nahm das Haus des Guten Hirten zahlreiche unbegleitete, minderjährige Geflüchtete auf: Binnen kürzester Zeit waren die vier Stockwerke in St. Josef besetzt mit jungen Menschen. So war es an der Zeit den Mensabetrieb einzuführen: Nach kleineren Umbauten für eine Essenausgabe erst nur Mittagessen dann auch Frühstück. „Ich würde mir wünschen, dass diese Leistung mehr Anerkennung erfährt, in der Tradition des ehemaligen Klosters wurde hier viele hochtraumatisierte Mädchen aufgenommen und intensiv betreut“, betonte Michael Eibl.

Nebenher wurde die Jugendhilfearbeit immer umfangreicher und benötigte mehr Raum: Die Entscheidung, außerhalb der Klostermauern ein Doppelhaus zu bauen brachte flexible Möglichkeiten – auch eine „Inobhutnahmestelle“. Als der Platz wieder nicht ausreichte und das ehemalige Kloster und Priesterhaus in seiner Größe nicht mehr benötigt wurde, entschied man sich für einen weiteren Umbau: Nach einer aufwendigen Dachsanierung kamen ein neues Heim für die Klosterschwestern und die Bernadette- und Benedikt-Gruppe als Heilpädagogische Jugendwohngruppen dazu. Die Umkleiden des Hallenbades wurden in ein Fitnessstudio umgewandelt. Die offene Ganztagsbetreuung für das Sonderpädagogische Förderzentrum Schwandorf wurde ausgebaut und ein Blockheizkraftwerk angeschafft. Außerdem übernahm das Haus des Guten Hirten die Schulvorbereitenden Einrichtungen Nabburg und Oberviechtach und führte Trainings- und Orientierungsmaßnahmen für die jungen Menschen ein. Zuletzt entstand eine Schnapsbrennerei zur Veredelung des Fallobsts.

 

Ein ruhender Pol, der Sicherheit gibt

Auch Domkapitular Michael Dreßel würdigte das Engagement des scheidenden Leiters. „Der gute Hirte ist das schönste Bild, das die Bibel für jemanden mit Leitungsverantwortung hat. Er muss mitten in seiner Herde sein und sehen, was sie bewegt. Er muss ein ruhender Pol sein und Sicherheit geben – und das haben Sie getan“, wandte er sich an Storbeck. Der neuen Gesamtleiterin Frauke Riegelsberger-Ganglmeier wünschte Michael Eibl viel Erfolg bei allen Aufgaben: „Sie haben das volle Vertrauen der gesamten Katholischen Jugendfürsorge. Ich bin davon überzeugt, sie werden alle Herausforderungen meistern – viel Erfolg und Gottes Segen!“ Frauke Riegelsberger-Ganglmeier, die seit acht Jahren im Psychologischen Dienst tätig war, dankte ihrem Vorgänger: „Ich kenne die Einrichtung sehr gut und wünsche mir, dass die Zusammenarbeit und der Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen weiterhin so vertrauensvoll klappt. Ich freue mich darauf, ein so gut aufgestelltes Haus zu übernehmen.“

Thomas Ebeling, der Landrat des Landkreises Schwandorf, dankte Otto Storbeck für die jahrelange gute Zusammenarbeit: „Du hast mich nie hängen lassen und bist immer ohne zu zögern eingesprungen. In den Verhandlungen warst du zwar immer hart in der Sache, aber gleichzeitig war es ein faires und freundschaftliches Miteinander.“ Schwandorfs Bürgermeister Andreas Feller stellte die zahlreichen Baumaßnahmen heraus, mit denen Storbeck seine Einrichtung erweitert hat: „Irgendwo hast du immer gebaut. Dabei hast du dich immer mit Augenmaß für die jungen Menschen eingesetzt. Neun Jahre lang haben wir Seite an Seite für diese Ziele gekämpft.“

„Wir kennen uns seit 30 Jahren – aus dem Studium in Mannheim – du warst schon damals ein guter Netzwerker“, blickte Siegfried Bäumler, Leiter der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Schwandorf, zurück. „Zur Agentur für Arbeit hast du immer einen guten Draht behalten – danke dafür im Namen meiner Kolleginnen und Kollegen.“

Von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bekam Otto Storbeck unter anderem einen Liegestuhl und eine Männerhandtasche in Form eines Bierträgers. (Foto: Christine Allgeyer)

Vorsitzende Cornelia Horsch und Leiter Peter Neff bedankten sich für die Unterstützung, die Otto Storbeck der Musikakademie zukommen ließ: „2017 gab es in Schwandorf keine Räume für die Akademie; sofort hat Otto Storbeck die Tore seines Hauses geöffnet und uns unkompliziert aufgenommen. Es ist ihm immer gelungen, dass wir uns hier zu Hause fühlen.“

Auch die Provinzianoberin der Schwestern vom Guten Hirten, die Ehrwürdige Schwester Cordis, wandte sich an Otto Storbeck: „Ich habe das Gefühl, in Ettmannsdorf war die beste Betriebsübergabe, die wir je hatten. Es ist gut zu wissen, hier ist es weiterhin lebendig.“

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hatten sich etwas einfallen lassen: Von ihnen bekam Otto Storbeck einen selbstgebauten Liegestuhl und ein Musikstück. „Endlich frei! Endlich Leb’n – komplett frei!“, sang der Mitarbeiter-Chor zur Melodie des AC/DC-Klassikers Highway to Hell. Schulleiter Tobias Mandl überreichte zudem eine Herrenhandtasche in Form eines Bierträgers: „Für einen gemütlichen Abend – an der Adria oder am Steinberger See.“

Text: Sebastian Schmid