null Meditativer Impuls Oktober 2023


 „Hoffnungszeichen Regenbogen“

In dem bekannten Lied „Somewhere over the Rainbow“ wird seit Jahrzehnten von der Sehnsucht nach der Weite des Himmels über dem Regenbogen gesungen. Als dieser Song in den 1930er Jahren zum ersten Mal im Radio gespielt wurde, dachte noch niemand beim Stichwort „Regenbogen“ an die LGBTQ-Bewegung, die heute mit bunten Fahnen auf die Straße geht, um für geschlechtliche Vielfalt und Selbstbestimmung einzutreten. Gehört doch der ausgespannte Bogen in den Spektralfarben des Lichtes als Symbol der Hoffnung und Treue Gottes seit zwei Jahrtausenden wesentlich zur jüdisch-christlichen Spiritualität. Hat nicht Gott selbst seinen Bogen als Erinnerungszeichen in die Wolken gesetzt, um Himmel und Erde zu verbinden und einen Bund zwischen ihm, dem Schöpfer dieser Welt und dem Menschen zu schließen? (vgl. Gen 1,9).

Bild: Harro52 ( https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Wieskirch_Fresko_der_Kuppeldecke.jpg), „Wieskirch Fresko der Kuppeldecke“, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode

Wir sehen zwei starke, symbolhafte Bilder, die jeweils im ersten und letzten Buch der Bibel, in Genesis und Offenbarung, auftauchen: Für die Erde dieses von der Quelle, für den Himmel jenes vom Regenbogen. Johannes sieht am Ende der Zeiten einen Engel, wie er vom Himmel herabkam. „Er war von einer Wolke umhüllt und der Regenbogen stand über seinem Haupt“ (Offb 10,1) In der Wieskirche bei Steingaden gibt es im Kuppelfresko eine bemerkenswerte künstlerische Interpretation von Johann Baptist Zimmermann: Christus sitzt mit wehendem, weißen Tuch auf dem Regenbogen. Die eine Hand deutet auf die offene Seite, die andere auf das Kreuz, das zwei Engel zur Sonne hinauftragen. Auf dem Regenbogen sitzend also segnet der Auferstandene und möchte sagen: Diese Welt, meine Menschheit ist viel größer und weiter als wir sie uns vorstellen können. Was ich mit meinen Armen nicht überspannen kann, mache ich mit meinem bunten Bogen. Und ich segne alle – ohne Ausnahme!“

In diesem Monat erhalten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der KJF wieder eine Ausgabe des Zwischen-Zeiten-Heftes. Seit dem ersten Erscheinungsjahr 1999 erscheint es regelmäßig in den Regenbogenfarben. Mit unseren vielfältigen religiösen Angeboten an Gottesdiensten, Besinnungstagen, Pilgerfahrten und Exerzitien soll das geschehen, was in einem Vers von „Somewhere over the rainbow“ übersetzt so heißt: „Die Farben des Regenbogens strahlen so schön am Himmel und spiegeln sich auf den Gesichtern der Leute, die vorbeikommen“.

Dies gelte allen, die bei unseren Zwischen-Zeiten vorbeikommen, mitmachen und sich von Gottes hoffnungsvoller Zusage stärken lassen: „Ich bin für dich da!“

Georg Deisenrieder