null Meditativer Impuls Dezember 2023

Adventlich leben – Brücken überqueren

Auf der Suche nach einem passenden Symbol für diese Adventszeit kam ich mit meinen Gedanken immer wieder auf die Brücke zurück. In mancher Weihnachtskrippe gehört die steinerne Brücke über einen Fluss oder der kleine, hölzerne Steg über einen Bach mit Selbstverständlichkeit dazu.

„Kol ha‘ olam kulo… Die ganze Welt ist eine schmale Brücke. Das Wichtigste ist, sich nicht zu fürchten!“ (Bild: Georg Deisenrieder)

Mir fallen auch zwei Brückenlieder ein: Eines, das ich bei meinem Freijahr in Jerusalem kennenlernen durfte, heißt: „Kol ha‘ olam kulo… Die ganze Welt ist eine schmale Brücke. Das Wichtigste ist, sich nicht zu fürchten!“. Damit sind meine Gedanken bei den Menschen im Heiligen Land, Israelis und Palästinenser, Juden und Muslime, aber auch bei anderen Nationen und Völkergruppen, die im Krieg leben und in diesen Wochen schwere Zeiten durchmachen müssen. Wie sieht die Brücke über die Abgründe von Feindseligkeiten und Hass aus, die Menschen überqueren können, um zueinander zu finden, sich die Hände zu reichen und in Frieden zu leben? Dies fällt schon manchmal in den einfachsten, alltäglichen zwischenmenschlichen Beziehungen schwer. Da braucht es ein Mutmachwort: „ (…) Das Wichtigste ist, sich nicht zu fürchten!“

Das zweite Lied, das mir einfällt und gerne von Chören zur Advents- und Weihnachtszeit gesungen wird, kommt aus Schlesien und heißt: „Transeamus usque Bethlehem – Lasst uns nach Bethlehem gehen“. Diese Worte haben ihre Wurzeln im Lukasevangelium (Lk 2,15): Die Hirten sagten sie zueinander, nachdem ihnen ein Engel erschien. Zunächst fürchteten sie sich, als sie den Himmelsboten sahen. „Sie lagerten auf freiem Feld“ und waren ungeschützt. Doch er sagte ein Mutmachwort: „Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll! “

Die Hirten sind nicht bloß aufgebrochen und nach Betlehem gegangen. Dieses „Trans-eamus“ bedeutet mehr: Lasst uns hinübergehen, die Brücke überschreiten, Hindernisse überqueren, den Alltag verlassen und offen werden für das Wunder. Wir wollen uns der neuen Wirklichkeit mutig stellen und uns verwandeln lassen. Denn Gott selbst hat die Brücke zwischen Himmel und Erde geschlagen: Er selbst wurde Mensch, ein Kind.

Ein gesegnetes, adventliches Aufbrechen und Hinübergehen sowie ein Mut machendes, Wirklichkeit werdendes, weihnachtliches „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden!“

wünscht Georg Deisenrieder