null Ein Kultregisseur und eine grüne Kultusministerin im Gespräch

Bayerns katholische Laien über Bildung, Kirche und Demokratie

Von Barbara Just (KNA)

Das Landeskomitee der Katholiken und die Katholische Akademie luden zu einem Forum für Ehrenamtliche. Warum ein Regisseur Jesus als Vorbild sieht und eine Politikerin die Selbstdarstellung von Kollegen “affig” findet.

v.li. Akademiedirektor Achim Budde, BW-Kultusministerin Theresa Schopper, Regisseur Marcus H. Rosenmüller (Foto: Michael Eibl)

Die Bistümer in Bayern mögen ihre traditionellen Jahresempfänge haben, wo sich die Honoratioren der Gesellschaft einfinden. Doch wo bleiben die Ehrenamtlichen, die sich in Gemeinden und Verbänden engagieren und so das reiche kirchliche Leben tragen? Um auch ihnen einmal ein “Dankeschön” zu sagen, veranstalteten das Landeskomitee der Katholiken in Bayern und die Katholische Akademie erstmals ein Forum. Unter dem Motto “Demokratie braucht Bildung” kamen am Freitag in München gut 300 Frauen und Männer zusammen, um sich kennenzulernen und auszutauschen.

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) mag seinen persönlichen Kampf gegen die Grünen führen, für den schon immer sozial eingestellten Parteifreund Joachim Unterländer gilt das nicht. In seiner Zeit als Landtagsabgeordneter pflegte der seit 2017 amtierende Vorsitzende des Landeskomitees auch gute Kontakte über die Fraktion hinaus, etwa zu der aus Füssen stammenden Grünenpolitikerin Theresa Schopper. Die konnte dies nur bestätigen. Ihr einstiger Kollege sei einer, der nicht aus der Abteilung komme: “Ich gucke, wie jemand im Sand liegt und dann trete ich noch nach.” Beide seien sich immer einig gewesen, dass sie diese Art der Politik ablehnten.

Inzwischen ist Schopper Kultusministerin in Baden-Württemberg. Mit Filmregisseur Marcus H. Rosenmüller, bekannt für sein Kultwerk “Wer früher stirbt, ist länger tot” und die neuen Folgen vom Pumuckl, war sie nun eingeladen, zu reflektieren, wie Kirche ihren Teil zur Demokratie leisten kann. Wie wichtig dabei Bildung ist, darüber war man sich schnell einig. In den Schulen, so konnte sich Rosenmüller ereifern, sei einem doch nur beigebracht worden, wie man sich vermarkten könne und wirtschaftlich funktionieren solle. Dabei komme es doch auf das Miteinander an und nicht auf das immer mehr Habenwollen.

Als SPD-Mitglied, das einige Zeit dem Gemeinderat von Hausham angehörte, regt ihn das aktuelle Grünen-Bashing auf. Natürlich müsse politisch gestritten werden, aber jeder wisse eigentlich, wann er eine Grenze überschritten habe und es werde dennoch bewusst gemacht. Schopper plädierte dafür, Kinder schon früh mit den demokratischen Spielregeln in den jeweiligen Bildungseinrichtungen vertraut zu machen. Das Problem in der Gesellschaft sei nämlich auch, dass die Menschen keine gemeinsame Informationsbasis mehr hätten: “Wo macht der Zeitungsträger denn noch halt und was wirft er ein?” Stattdessen blieben Teile der Gesellschaft in ihren eigenen Blasen und kämen mit anderen Realitäten nicht mehr in Berührung.

Die Politikerin und der Regisseur sind beide katholisch geprägt, auch wenn sie der Institution mit Kritik gegenüberstehen. Die 63-jährige erinnerte sich, nach der Erstkommunion fast täglich in der Maiandacht gewesen zu sein und ihre Zukunft als Ordensschwester gesehen zu haben. Dieser naive Glauben habe sich zu einem gewandelt, aus dem sie Mut und Zuversicht schöpfe: “Der eigene Kompass muss stimmen.” Auch wenn das Schiff der Kirche ins Schlingern geraten sei, gelte es authentisch zu sein. Papst Franziskus habe für sie deshalb weiter eine faszinierende Ausstrahlung.

Mit der zunehmenden Inszenierung in der Politik kann Schopper nichts anfangen: “Ehrlich: Das finde ich affig.” Aus dem politischen Nähkästchen plauderte sie aber doch noch. So berichtete Schopper von einem Ausflug des grün-schwarzen Kabinetts mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) ins Kloster Zwiefalten, wo dieser als Junge ministriert habe. Der habe seinen Ministern dort eineinhalb Stunden lang nicht nur die Schönheit der Kirche, sondern auch deren theologische Hintergründe erklärt. “Das ist absolut bereichernd.”

Rosenmüller bekannte, dass für ihn Jesus mit seiner Nächstenliebe ein Vorbild sei. Vor allem gefalle ihm, dass Jesus sich nicht nur als Teil einer Gruppe sehe, sondern individuelle Verantwortung übernehme. Mit den digitalen Netzwerken fremdelt der Regisseur, plädiert stattdessen für die “analoge Begegnung”. Wie gut diese tut, konnten auch die Anwesenden feststellen. Miteinander ohne Vorurteile ins Gespräch kommen, dass kann die Gesellschaft von der Kirche auf alle Fälle lernen.