Meditativer Impuls Juli 2025
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Glück durch stabile Beziehungen
Bei einer Wanderung an einem Bach entlang durch ein kleines Wäldchen hindurch fielen mir diese bunten Bändchen am Wegrand ins Auge. Vermutlich waren es junge Menschen, die die bunten Perlen aufgeknüpft und zum Verkauf angeboten haben. Auf einem Schild bei der kleinen Kasse stand geschrieben: Glücksbändchen, Stück für 1,50 Euro. Mich erinnern sie an Freundschaftsbändchen, die an liebe, wertvolle Menschen, verschenkt werden.

Glück durch Beziehung – das erfahren bereits Kinder. Diese Erfahrung hält bis zum Lebensende an, vom Kindergarten bis zum Altenheim. Besonders intensiv ist das Glück, wenn Menschen auf qualitätsvolle, stabile und feste Beziehungen bauen können. Dazu gehören in der sozial-caritativen Arbeit neben hohem fachlichem Wissen auch Werte wie Zuverlässigkeit, Treue und Beständigkeit. Bekanntlich bewähren sich Beziehungen in Krisenzeiten, die auch dann noch dem Menschen nahe bleiben, wenn alles zum Davonlaufen ist. In der Kinder- und Jugendhilfe spricht man auch von „Haltequalität“.
Klingt alles selbstverständlich. Tatsächlich haben wir im Kreis der Kolleginnen und Kollegen viele, die mit Überzeugung und Verantwortungsbewusstsein für stabile und feste Beziehungen sorgen. Doch es gibt neue Entwicklungen. Haben wir in unseren sozial-caritativen Einrichtungen und Diensten schon wahrgenommen, wie sich Arbeitsbeziehungen verändern?
Wie schwer es inzwischen geworden ist, beispielsweise sieben Kolleginnen und Kollegen an einen runden Tisch zu bringen? Wie verändert sich die Qualität von Beziehungen zu den Klientinnen und Klienten unserer Wohneinrichtungen, die zwar architektonisch mehr und mehr „familiär“ gestaltet wurden, aber durch häufiger gewordene Wechsel von Begleitpersonen ständige Bewegungen und Umbrüche mit sich bringen? Wo es zu früheren Zeiten eine „Kinderdorfmutter“ oder einen „Gruppenvater“, also eine Hauptbezugsperson gab, ist dies heute kaum mehr vorstellbar. Sicherlich gelten viele pädagogische Ansätze von damals in der Gegenwart als überholt. Heute sieht es aber so aus, dass große Träger wie Caritas und Diakonie in Deutschland davon sprechen, wie sie mit einer extrem hohen Teilzeitquote bei den Beschäftigten und flexiblen Arbeitszeiten soziale Dienstleistungen wie Erziehung, Begleitung, Betreuung und Pflege grundlegend sichern können. Und will man dem Bild von der sogenannten Generation Z trauen, die zwar motiviert ist, sich aber nicht für längere Zeit an einen Arbeitgeber binden möchte, zeichnen sich eine größere Fluktuation, Veränderung, Flexibilität in der sozialen Arbeit ab.
Welche Auswirkungen haben diese Haltungen und Einstellungen auf die Stabilität von Beziehungen? Wie sehen pädagogische Konzepte in der Gegenwart aus, die inmitten der vielen Veränderungen für Ausgleich sorgen, damit die Menschen, die wir in unseren beruflichen Beziehungsfeldern begleiten, wirklich ankommen, Sicherheit und Beheimatung finden können? Welche Folgerungen ergeben sich für die Pastoral in unseren Häusern und Diensten, die den Guten Hirten als beständigen, treuen Begleiter als Vorbild hat? Wovon ich überzeugt bin: Eine Diskussion über sich verändernde Realitäten würde guttun. Jede Kollegin, jeder Kollege ist gefordert.
Zusätzlich könnten gerade diese Eigenschaften Gottes in den begleitenden Diensten und pastoralen Angeboten inmitten der vielen Veränderungen als Glück bringend und Segen stiftend erfahren werden… dass da jemand ist, der sagt: Ich habe Zeit, ich bleibe an deiner Seite. Ich bin – mit dir!
Text: Georg Deisenrieder